Anmerkungen einer Emanze

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Frau von Welt - Anmerkungen einer Emanze

Emanzen: Ich weiß, wovon ich rede. Ich lebte schon vor 70 Jahren zum Entsetzen meiner Familie als Emanze. Ich war also schon emanzipiert, als die Rabiaten von heute noch nicht einmal konzipiert waren. Man erzähle mir also besser nichts von heutzutage unterdrückten, diskriminierten und wehrlosen Frauen in unserer Weltgegend. Wenn eine zielstrebig, arbeitsam, ausdauernd und halbwegs intelligent ist und weiß, was sie will, kann sie alles erreichen. Und natürlich weiß ich auch, dass es der Gewerkschaft, obwohl sie doch überall mitmischt, noch immer nicht gelungen ist, in der unteren Ebene der Beschäftigten generell gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit von Männern und Frauen durchzusetzen. Das ist ein Skandal. Ich weiß, dass es da und dort überhaupt noch hapert. Aber, meine Damen, glauben Sie mir: Männer quälen, Gender-I-Diktatur, Macho-Manieren und dergleichen zum Ausleben von unzeitgemäßen Minderwertigkeitskomplexen sind völlig kontraproduktiv und daher dumm. Abgesehen davon, dass solche Komplexe geradezu lächerlich sind in einer Zeit, in der als wichtigster Staatsmann Europas eine gescheite, strebsame, hochgebildete Pfarrerstochter aus der Uckermark von Freund und Feind quotenfrei geachtet und akzeptiert wird.

Mehr von Lotte Tobisch im Buch „Langweilig war mir nie“ (Brandstätter)

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