Vom Streicheltier zum Futtertier

Die vom Tiergarten beworbenen Zwergziegen könnten später Futter für Raubkatzen werden

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Zoo Vienna - Vom Streicheltier zum Futtertier

Auf Facebook schrieb ein Zoo-Fan: "Sind wirklich super süß die Ziegen. Aber was passiert mit ihnen wenn sie groß sind? Ihr habt ja jedes Jahr mehrfachen Nachwuchs und könnt sicher nicht alle behalten." Woraufhin der Zoo Schönbrunn antwortete: "Das stimmt. Wir können nicht alle behalten. Die Zwergziegen-Jungtiere werden entweder an gute Plätze abgegeben oder an unsere Großkatzen verfüttert, für die wir sonst das Fleisch kaufen. Liebe Grüße aus dem Tiergarten."

Dasselbe gilt auf Nachfrage des ORF auch für andere Huftiere, wie Schafe und Hirsche, aber auch Schweine werden manchmal zum Futter für andere Zoobewohner. Die Tiere werden im Fall des Falles an Tiger, Jaguare und Löwen verfüttert. Im Tiergarten gibt sogar eine eigene Ratten- und Mäusezucht, die ausschließlich für Fütterungszwecke herangezogen wird.

Sprecherin: "Es geht ums Fleisch"

"Wir pflegen Tierarten, die Fleisch als Nahrung benötigen. Dafür kaufen wir große Mengen an Fleisch ein, zum Beispiel über 25.000 Kilogramm Rindfleisch pro Jahr", sagte eine Sprecherin des Tiergartens. "Ein sehr geringer Teil des Fleischbedarfs wird durch Tiere aus unseren Gehegen gedeckt." Konkret geht es um rund 20 Huftiere pro Jahr, die in Abstimmung mit dem Veterinäramt MA 60 geschlachtet werden. Die übrigen Tiere werden mit anderen Zoos getauscht oder an Privathalter abgegeben.

Moralische Bedenken gäbe es seitens des Zoos nicht: "Es geht ums Fleisch. Diese Tiere stehen bei uns auch so auf dem Speiseplan", erklärte die Sprecherin. "Von diesen Tieren wissen wir, dass sie gut gehalten wurden und keinen Transport zum Schlachthof hatten." Darüber hinaus könnten die toten Tiere im Ganzen verfüttert werden, was für die "Raubtiere eine gesunde Abwechslung darstellt".

Herwig Grimm, Leiter der Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, versteht den ethischen Konflikt nicht: "Die Ziege wird vom Streicheltier zum Futtertier. Wir regen uns über das Verfüttern der Ziege auf, essen aber gleichzeitig Fleisch", gibt er zu bedenken. "Wir nehmen ohnehin täglich Tierleid in Kauf. Wo soll man da moralisch ansetzen?"

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