"Rosi war meine Rettung"

Im Therapiezentrum im Mostviertel helfen über 70 Tiere Problemjugendlichen

von
  • Im Therapiezentrum "Esperanza" im Mostviertel helfen über 70 Tiere Problemjugendlichen auf dem Weg zurück ins Leben.
    Bild 1 von 4 © Bild: NEWS/Michael Appelt

    Mara, 17

    Mara lebt im Therapiezentrum Esperanza. Einer ihrer tierischen Lieblinge: die spanische Riesenesel-Stute Rosinante. "Rosi war meine Rettung", sagt sie.

  • Im Therapiezentrum "Esperanza" im Mostviertel helfen über 70 Tiere Problemjugendlichen auf dem Weg zurück ins Leben.
    Bild 2 von 4 © Bild: NEWS/Michael Appelt

    Dominik, 17

    Am 4. Jänner 2013 wird es fünf Jahre her sein, dass Dominik auf den Esperanza-Hof kam. Für den 17-Jährigen hat sich seither das Leben von Grund auf verändert. „Als ich 2008 hierhergekommen bin“, so Dominik, „war ich ein stiller und sehr zurückhaltender Bursch." Der Grund dafür, dass Dominik nicht mehr bei seiner Familie leben konnte? „Es hat nicht gepasst“, so seine knappe Antwort.

Die Bewohner: aktuell sieben Kinder und Jugendliche, die von ihren Familien, der Schule, den Behörden oder der Gesellschaft als „schwierig“ abgestempelt wurden, aufgrund äußerer oder ihrer persönlichen Umstände nicht mehr in ihren Familien leben können – und hier ein neues, liebevolles Zuhause gefunden haben.

Tiere als Therapeuten.

Den Hof teilen sich die Burschen und Mädchen, alle aus schwierigen sozialen Verhältnissen, mit mehr als 70 Tieren – von Meerschweinchen und Kaninchen über Hunde und Katzen bis hin zu Eseln, Pferden und Alpakas. Die Idee dahinter: Über die Arbeit mit den Tieren, das tägliche Füttern und Pflegen oder einfach nur den Kontakt mit den Vierbeinern finden die Teenager, die trotz ihrer Jugend oft schon mehr Enttäuschungen und Traumata erleiden mussten als so mancher Erwachsene, Schritt für Schritt zurück ins Leben.

„Unsere Kinder und Jugendlichen kommen oftmals mit enormen Widerständen zu uns. Die Tiere helfen uns Pädagogen, wieder langsam Vertrauen aufzubauen und dadurch die Therapie zu erleichtern. Die Tiere leisten einen wertvollen Teil, der für unsere Arbeit essenziell ist“, so Projektleiterin Martina Kotzina. Das Besondere dabei: Ebenso wie die Burschen und Mädchen haben auch viele Esperanza- Vierbeiner ihre Geschichte. Oftmals sind es ausgesetzte, misshandelte Tiere, die niemand mehr will und braucht.

Neuer Selbstwert.

Dass der Hof hier inmitten der Natur errichtet wurde – kein Zufall. Kotzina: „Ich habe bewusst nach etwas gesucht, das abgelegen ist. Denn hier, inmitten der Natur, finden die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen wieder zu sich selbst – und erhalten wieder eine neue Chance.“ Das Ergebnis der Arbeit von Mensch und Tier, von Kotzina liebevoll als „Co-Pädagogen“ bezeichnet: Durch das positive Erleben mit den Tieren und das zurückgewonnene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erhalten die Bewohner wieder Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz zurück, die sie oftmals verloren haben.

Unterstützt wird die Tiertherapie durch Musikabende, Theaterpädagogik und Aktivitäten wie Wanderungen mit den Eseln des Hofes. Großes Engagement, das sich bezahlt macht: Mittlerweile gibt es weit mehr Anfragen von Jugendeinrichtungen, als Wohnplätze zur Verfügung stehen.

Maras Erfolgsgeschichte.

Finanziert wird das Projekt, das es nun seit bereits 15 Jahren gibt, über die Jugendwohlfahrt, die die Kinder und Jugendlichen aus ganz Österreich auch auf den Hof verweist. Doch freilich: Sonderposten sowie das Futter der Tiere müssen über Spenden abgedeckt werden.

Umso schöner sind die „Erfolgsgeschichten“, die auf dem Hof immer wieder geschrieben werden. So wie jene von Mara: Mit einer langen Vorgeschichte und einem Rucksack voller unterschiedlichster Probleme kam sie vor einem Jahr auf den Hof. Jetzt hat sie, wie es scheint, ihren Platz im Leben gefunden, macht hier in der Einrichtung eine Lehre als Tierpflegerin, will später vielleicht sogar Psychotherapie studieren.

Ein Jahr bevor sie hierherkam, hat sich Mara in Italienisch, der Muttersprache ihres Vaters, ein Tattoo stechen lassen: „Speranza“ („Hoffnung“ auf Italienisch) und einen Schmetterling ließ sich das Mädchen auf seine Schulter tätowieren. Mara: „Fast so, als ob es bestimmt gewesen wäre, dass ich eines Tages hierherkomme – und mein Leben neu beginnen kann.“

Hilfe für Esperanza: Das Esperanza-Team sucht nach einem zweiten leistbaren oder geschenkten Hof für ein weiteres Projekt. Info: www.esperanza.at

Kommentare

Halte ich für absolut gut und unterstützenswert.
Ich denke viel mehr junge Leute könnten solche Therapien gebrauchen. Bei mir in der Nähe ist ein Kinderheim, deswegen habe ich auch manche der Kinder kennengelernt und ich bin mir absolut sicher dass einigen davon so eine Therapie auch gut getan hätte (mittlerweile sind die Kinder erwachsen).

Seite 1 von 1