Wenn das Herz fehlt

Susanne Zobl über die österreichische Erstaufführung von „der herzerlfresser“ im Wiener Akademietheater

Die Uraufführung von Ferdinand Schmalzs erstem Stück „am beispiel der butter“ wies den Autor als vielversprechenden Dramatiker aus. Das ist zwei Jahre und zwei Stücke her. Auf „dosenfleisch“ folgte „der herzerlfresser“ und verschaffte ihm den Titel Nachwuchsautor des Jahres der „Theater heute“-Jury. Die österreichische Erstaufführung am Akademietheater überzeugte jedoch nur durch Leistung der Darsteller.

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Theaterkritik - Wenn das Herz fehlt © Bild: Marcella Ruit Cruz

Die Geschichte ist rasch erzählt. Ein Einkaufszentrum soll eine Region beleben, doch das Bauwerk reißt bereits vor dessen Eröffnung Risse auf, denn es ist auf Sumpf gebaut. Zudem werden auch noch zwei Frauenleichen ohne Herzen gefunden. Man wird an die Legende vom „Herzelfresser“, einem Frauenmörder aus der Zeit Joseph II., der sich vom Verzehr von sieben Mädchenherzen Glück im Spiel versprach, erinnert.

© Marcella Ruit Cruz

Alexander Wiegold lässt das Personal in einem Wald aus Glittergirlanden (Bühne: Katrin Brack) agieren. Man spielt mit Sätzen und Kalauern, die wie Versatzstücke aus einem Text Elfriede Jelineks anmuten, aber ebenso von Werner Schwab sein könnten. Auch Horvath könnte Pate gestanden haben. Ein Konstrukt aus Verschiedenem, das so künstlich wirkt wie der Autorenname ist: denn Ferdinand Schmalz heißt mit wirklichem Namen Matthias Schweiger. Wiegold führt das Personal mit sicherer Hand durch den Text und generiert zuweilen ganz gelungene Szenen, die vor allem der Kraft von Darstellern wie Johann Adam Oest und Peter Knaack geschuldet ist. Oest verkörpert den getriebenen Bürgermeister, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt, idealtypisch. Und wie Knaack sich in die Rolle der Fußpflegerin fügt, ohne an Virilität zu verlieren, ist mehr als achtenswert. Merlin Sandmeyer überzeugt als Nachtwächter, der sich in ein Mädchen wandelt. Irina Sulaver und Sebastian Wendelin muten wie einem „Tatort“ entstiegen an, aber auch das gehört zum sonst wenig überzeugenden Spiel.

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