The Big L. - Jubel über
Roxette-Comeback in Wien

Trotz einer gezeichneten Marie Fredriksson begeisterten die Schweden

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Roxette-Comeback in Wien

Wie keine andere Band standen Roxette in den Neunzigern für fröhlichen Pop-Rock-Sound mit melancholischem Anstrich. Am Ende wurde in der Welt von Sängerin Marie Fredriksson und Gitarrist, Songwriter und Sänger Per Gessle immer alles wieder gut, auf jeden Regen folgte unweigerlich Sonnenschein.

Ihre seit 1986 perfektionierte Mischung aus solidem Rock’n’Roll, pathetisch-melancholischem Pop und mitsingtauglichen Texten haben die auf der aktuellen Tour von einer fünfköpfigen Band unterstützten Schweden auch nach wie vor drauf – was sie von Anfang an unter Beweis stellten.

Zu Beginn durfte die Stadthalle gleich einmal ordentlich mitspringen: „Sleeping in my car“, „The Big L.“ und „Stars“ wurden ohne Pause dargeboten und legten kurz den Verdacht nahe, es würde ein kurzer Abend werden. Eine unbegründete Sorge, denn nach diesem Triple wurde brav das Publikum begrüßt und auch gleich der Rahmen für die nächsten eineinhalb Stunden festgelegt. „Wir werden euch heute viele, viele unserer Lieblings-Roxette-Songs spielen“ verkündete Gessle zur Freude der Tausenden Fans – und hielt Wort.

Hits, Hits, Hits

Kaum einer der Hits wurde ausgelassen und man bekam bei dieser Gelegenheit wieder einmal eindrucksvoll vor Augen geführt, wie viele das eigentlich sind. Von „Spending my time“ über „How do you do“, „It must have been love“, „Dangerous“ und „Joyride“ blieb kein Klassiker ungespielt. Aber nicht nur am musikalischen Programm gab es nichts auszusetzen, auch die Show war durchaus solide. Auf der relativ reduzierten Bühne tobte sich vor allem Gessle aus, war mal links, mal rechts, mal in der Mitte zu finden und ließ auch immer wieder dem Publikum die Gelegenheit, seine Textsicherheit unter Beweis zu stellen – was dieses auch freudig annahm. Doch nicht nur der Frontmann sorgte für gute Stimmung, auch der Rest der Band trug mit seiner Spielfreude zu einem gelungenen Retro-Abend bei.

Der eigentliche Star des Abends war aber Marie Fredriksson. Die Sängerin bestritt den Abend gezeichnet von ihrem 2002 diagnostizierten und mittlerweile geheilten Hirntumor und wurde deshalb bei jeder sich bietenden Gelegenheit von den Fans frenetisch gefeiert. Und das, obwohl sie beim Gang auf und von der Bühne gestützt werden musste, das ganze Konzert über auf einem Hocker in der Mitte der Bühne saß und auch ihr Gesang, so ehrlich muss man sein, nur mehr ein Schatten seiner selbst ist.

Wackeliger Star

Vom einstigen Druck ihrer charismatischen Stimme ist nicht mehr viel übrig und je höher die Stimmlage wird, desto deutlicher kippt Fredrikssons Gesang, wird in solchen Momenten aber auch sanft von einer Background-Sängerin unterstützt. Dennoch: Von ihrer Präsenz hat die 57-Jährige trotz ihrer der Krankheit geschuldeten Zerbrechlichkeit nichts verloren und das Publikum bejubelte jedes Winken, jedes Ballen der Fäuste und jedes Zeichen der Freude über ebendiesen Jubel.

Das bleibt dann vom gestrigen Abend vielleicht sogar am nachhaltigsten in Erinnerung: Die tatsächlich sichtbare Kraft, die Fredriksson aus diesen etwa 100 Minuten auf der Bühne zog, die Energie und die Zuneigung des Publikums, die sie förmlich in sich aufsaugte. Als Gessle sie nach den Zugaben „Listen to your heart“ und „The Look“ von der Bühne führte, die beiden am Bühnenrand noch einmal anhielten, den bereits minutenlang jubelnden Fans noch einmal zuwinkten, wusste man, man war bei einem besonderen Abend dabei.

Aber das ist eben die Botschaft von Roxette: Auf Regen folgt Sonnenschein. Wenn auch nur für einen Moment. Ha det bra Marie, mach's gut!

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