Gefängnisse sind Nährböden
für mögliche Radikalisierung

Neue Herausforderungen im Strafvollzug - "Brauchen professionelle Programme"

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Terrorismus - Gefängnisse sind Nährböden
für mögliche Radikalisierung

Die Zahl der Insassen, die islamistisches Gedankengut vertreten und die als Terror-Sympathisanten einzuschätzen sind, ist im Steigen begriffen, warnte der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser, der die Gefängnisse als Nährboden für mögliche Radikalisierung sieht. Zuviel Zeit, wenig Zukunftsperspektiven und die fehlenden Netzwerke nach außen sind oft die Gründe, dass die Religion zum letzten Halt und Sinngeber werden kann.

Kontakt zu Gleichgesinnten wird gesucht

Die Attentäter von Paris sollen im Gefängnis radikalisiert worden sein. "Es ist davon auszugehen, dass zumindest ein Teil den Kontakt zu Gleichgesinnten sucht oder aber andere Gefangene für seine Ideen gewinnen will", so Steinhauser. Deshalb seien vor allem Rückkehrer aus Syrien so unterzubringen, dass sie untereinander möglichst keinen Kontakt haben. Falls versucht werde, andere Insassen zu rekrutieren, soll eine Rotation in andere Anstalten erfolgen, ist Steinhauser überzeugt. Das könnte aufgrund der übervollen österreichischen Gefängnissen ein Problem werden. "Das ist der schwierigste Punkt", gab der Grüne Justizsprecher zu bedenken.

Zudem wird in Österreich der Strafvollzug als offener Vollzug organisiert, sprich die Türen der Hafträume sind grundsätzlich tagsüber geöffnet. Für die Sozialisierung Strafgefangener ist das günstig, der ständige Kontakt mit anderen Insassen kann jedoch auch eine mögliche Radikalisierung fördern. "Wenn wir verhindern wollen, dass sich in den Gefängnissen aus den Syrien-Rückkehrern in den nächsten Jahren eine Art Al-Kaida Österreich bildet, müssen wir jetzt handeln", sagte Steinhauser.

Mutmaßliche Jihadisten in Einzelhaft

Nach der Razzia gegen Jihadisten im vergangenen Jahr sitzen derzeit etwa fünf Männer in U-Haft in Graz-Jakomini, wie der Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl, im Gespräch mit der APA sagte. Die Insassen seien in Einzelzellen untergebracht, die Kontaktmöglichkeiten mit anderen Strafgefangenen sehr eingeschränkt, betonte Prechtl. Wie die Situation allerdings bei einer höheren Anzahl inhaftierten Jihadisten aussehen würde, ist noch unklar.

"Wir brauchen professionelle Programme, um die Deradikalisierung zu fördern", meinte auch der österreichische Islam-Experte Thomas Schmidinger. Wenn man sich um Radikale, die in Gefängnisse sitzen, nicht professionell kümmert, dann nutzen sie die Inhaftierung für weitere Propaganda. Syrien-Rückkehrer sollten jedoch "nicht nur weggesperrt werden", von ihnen gehe nicht immer eine Gefahr aus. "Viele von ihnen sind von den Kämpfen ernüchtert", meinte Schmidinger. "Die Frage ist vielmehr, wie man diese Menschen zur Deradikalisierung und für die Prävention nutzen kann."

Spezielle Ausbildung gefordert

Seit zwei Jahren läuft über das Justizministerium eine Kooperation mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), bei der die Justizwachebeamte über die aktuellen Entwicklungen zum Thema Jihadismus informiert werden. Justizsprecher Steinhauser fordert sogar eine spezielle Ausbildung und Schulung im Umgang mit Jihadisten, die sich in Haft befinden. Dabei stellt das Sprachproblem die größte Hürde dar. Das Justizministerium will deshalb mehr Justizwachebeamte mit Migrationshintergrund in den Dienst stellen. Auch Seelsorger der islamischen Glaubensgemeinschaft sollen in den Gefängnissen den Radikalisierungstendenzen entgegentreten. Dazu wurde gerade das Budget im Justizministerium von 15.000 auf 20.000 Euro erhöht.

Laut Justizsprecher Steinhauser sind mittlerweile 178 Menschen von Österreich aus in den Syrien-Krieg gezogen. Von 69 Personen weiß man, dass sie wieder zurückgekehrt sind.

Kommentare

Urlauber2620

Einfach bei der Rückkehr Pass und Staatsbürgerschaft abnehmen und als unerwünschte Person des Landes verweisen. Wäre vielleicht auch eine Lösung.

Wir brauchen KEINE "professionelle Programme" womit wiederum viele Gutmenschen auf Kosten des Steuerzahlers beschäftigt werden!
Solche Typen gehören sofort des Landes verwiesen.

Was habt Ihr aus unserem schönen, einst so sicheren Land gemacht?
Wahltag ist Zahltag!

Oberon
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Wie formuliere ich es nur, um mich nicht komplett zu verbiegen?!
Der Grüne Justizsprecher A.Steinhauser warnt also vor Terror-Sympathisanten im Gefängnis. Mit dieser überraschend
ehrlichen Aussage hätte ich jetzt so gar nicht gerechnet, meistens wird doch von den Grünlingen und Konsorten alles nur schön geredet und bei Mangel an vernünftigen Argumenten packt man halt die berühmte, ...

Oberon
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2.) ... oft erwähnte Keule aus, um die Kritiker mundtot zu machen.
Da steigt mir jetzt ein Gedanke auf... Will der werte Herr Steinhauser etwa gar andeuten, man sollte Verbrecher erst gar nicht inhaftieren, um sie nicht zu radikalisieren? Wundern würde es mich nicht!

christian95 melden

Das habe ich auch so gelesen.
Was lernen wir daraus: Jihadisten dürfen nicht ins Gefängnis!

Oberon
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Anscheinend hat der Justizsprecher vergessen, dass die im Gefängnis gelandeten Verbrecher bereits radikalisiert sind!

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