Lehrstunde für Dominic Thiem:
Novak Djokovic in Shanghai zu stark

Niederösterreicher verliert gegen Nr.1 der Welt in zwei Sätzen, spielt aber gut mit

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Tennis - Lehrstunde für Dominic Thiem:
Novak Djokovic in Shanghai zu stark

Novak Djokovic kam als Turniersieger von Peking und nach einer überaus starken Finalvorstellung zu dem 4,194-Millionen-Dollar-Turnier, das er in den vergangenen zwei Jahren gewonnen hatte. Der Topfavorit aus Serbien sah sich aber einem Herausforderer Dominic Thiem (ATP-Nummer 39) gegenüber, der mit risikoreichen Spiel immer wieder punktete.

Thiem, der seine erste volle Saison auf der ATP-Tour bestreitet, hielt mit dem Superstar auch bei dessen Aufschlag über weite Strecken mit und erhielt für seine "Winner" wiederholt Szenenapplaus. 13:7 lag Österreichs Nummer 1 bei den direkt gewonnenen Punkten im ersten Satz voran, beging aber auch 15 unerzwungene Fehler. Sein Gegner hingegen nur drei - die Beständigkeit auf höchstem Niveau entschied schließlich für Djokovic, der seinen vierten Breakball zum 5:3 verwertete.

Abgeklärter Novak Djokovic

Danach lief Djokovic zur Bestform auf, nahm dem Lichtenwörther zum 1:0 gleich wieder den Aufschlag ab. Doch Thiem gab nicht auf und kämpfte sich ins Spiel zurück. Er wehrte zwei Breakbälle zum drohenden 0:3 ab und brachte seine weiteren Servicespiele allesamt durch. Den Aufschlag des Gewinners von 46 Turnieren vermochte er aber trotz einer Chance bei 2:3 auch im zweiten Satz nicht zu durchbrechen.

Djokovic ließ nur insgesamt zwei Breakbälle zu und spielte das Match abgeklärt nach Hause. Nur acht unerzwungene Fehler gegenüber 26 von Thiem, der volles Risiko (26 direkte Punkte, Djokovic 17) nehmen musste, gaben den Ausschlag.

Selbstvertrauen für Wien

Thiem, der heuer in Kitzbühel sein erstes ATP-Finale erreicht hatte, kann das Heimturnier nächste Woche in Wien dank seiner starken Vorstellung in China dennoch mit viel Selbstvertrauen in Angriff nehmen. Die zweite Runde brachte 45 Punkte für die Weltrangliste, mit den gewonnenen 27.435 Dollar schraubte er sein Brutto-Saisonpreisgeld auf mehr als 670.000 Dollar (rund 530.000 Euro).

Sechs Matches hat der Schützling von Coach Günter Bresnik nun gegen Top-Ten-Spieler bestritten und dabei gegen die damalige Nummer drei Stan Wawrinka (SUI) in Madrid einen Sieg gefeiert. Gegen den in Topform agierenden Djokovic verlor er aber ebenso wie in seinem ersten Match gegen eine Nummer eins, den Spanier Rafael Nadal. Dieser hatte sich in der zweiten Runde der French Open durchgesetzt. Djokovic feierte seinen 50. Saisonsieg bei nur sieben Niederlagen. Die Bilanz von Thiem ist mit je 20 Siegen und Niederlagen vor dem Stadthallen-Turnier ausgeglichen.

Ein Mega-Erlebnis

Dominic Thiem sprach von einem "Mega-Erlebnis". Von Djokovic könne man als junger Spieler extrem viel lernen. "So viele erste Aufschläge, von hinten so ein hohes Tempo und keine Fehler. Ich habe gesehen, dass der Weg an die Spitze noch weit ist. Aber ich bin näher dran gewesen als gegen Nadal in Paris (2:6,2:6,3:6 in 2. Runde, Anm.). Die Richtung stimmt also", bemerkte Thiem auf Facebook.

Mit seiner Leistung zeigte sich der Niederösterreicher sehr zufrieden, auch wenn er mehr Fehler begangen habe als nötig. "Aber wenn man so aggressiv spielt, passiert das. Und es waren ein paar echt geile Punkte dabei. Nicht gut war der Aufschlag. Zu inkonstant. Da liegt sicher noch die größte Arbeit vor mir." Ein kleiner Wermutstropfen war für ihn die nicht genutzte Chance beim zweiten Breakball. "Den muss ich eigentlich machen. Da war der Respekt zu groß."

Novak Djokovic lobt Dominic Thiem

Von der Leistung Thiems zeigte sich Novak Djokovic, der nun schon 26 Matches in Serie ungeschlagen ist, beeindruckt: "Er hat stark aufgeschlagen, stark gespielt. Er steht definitiv da oben als einer der talentiertesten Spieler, einige seiner Schläge waren unglaublich", betonte Djokovic und sprach vor allem den Rückhand-Longline seines Gegners an. Thiem habe natürlich als junger Spieler die Chance nützen wollen, auf dem Centercourt zu brillieren. "Das hat er gut gemacht. Ich glaube, wir haben einige wirklich gute Punkte und insgesamt ein großartiges Match gespielt."

Rafael Nadal ist als Nummer zwei am Mittwoch ausgeschieden. Nach seinem Viertelfinal-Aus in Peking gegen Martin Klizan unterlag der Spanier in Shanghai seinem Landsmann Feliciano Lopez, einem weiteren Teilnehmer am Wiener Stadthallen-Turnier, mit 3:6,6:7(6). Nadal laborierte in Shanghai allerdings an einer Blinddarmentzündung und musste Antibiotika nehmen.

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