Förderstreit um Dominic Thiem:
Nun kontert ÖTV-Boss Leitgeb

Förderstopp von Österreichs Nummer 1 im Tennis ist ein "normaler Vorgang"

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Tennis - Förderstreit um Dominic Thiem:
Nun kontert ÖTV-Boss Leitgeb

Einleitend bekräftigte Leitgeb, dass er in Thiem die Zukunft des heimischen Tennissports sehe und ihm die Tür des Österreichischen Tennis-Verbandes (ÖTV) immer offen stehe. Man werde ihn immer mit Rat und Tat unterstützen, so Leitgeb, der auch langjähriger Manager von Österreichs aktueller Nummer 2, Jürgen Melzer, ist. Der nach seinem Finaleinzug in Kitzbühel mittlerweile auf Platz 44 der Weltrangliste vorgestoßene Thiem werde deshalb "selbstverständlich" auch für den Davis Cup im September gegen Lettland einberufen.

Thiem-Vater forderte Entschädigungszahlung

Thiems Vater hatte in Kitzbühel die Einstellung der Förderung kritisiert und eine Entschädigung für die teure Jugendarbeit seines Sohnes verlangt. Leitgeb führte diesbezüglich aus, dass Thiem-Trainer Günter Bresnik und dessen Vater Wolfgang in den Jahren 2010, 2011 und 2012 ÖTV-Förderangebote von 15.000, 25.000 und 46.000 Euro allesamt abgelehnt hätten. "Die Begründung lautete, dass die Summen zu gering seien", schrieb Leitgeb.

2013 habe er sich als neuer ÖTV-Präsident dafür eingesetzt, "dass es endlich zur Annahme eines Förderangebotes kam". Was aufgrund des erhofften Weges des damals um die Weltranglisten-Platzierung 280 gelegenen Thiem in die Top 100 besonders sinnvoll gewesen sei, weil gerade der Weg unter die Top 100 "besonders teuer und betreuungsintensiv" sei. "Ich möchte auch betonen, dass ich dies mit sportlicher Überzeugung gemacht habe, trotz ständiger verbandskritischer Äußerungen des Thiem-Managements."

46.000 Euro waren "Wiedergutmachung"

Der Dreijahres-Fördervertrag in der Höhe von 46.000 Euro pro Jahr sei im Herbst 2013 unterzeichnet worden. "Wir haben das auch als Wiedergutmachung gesehen, weil Dominic nie gefördert wurde", hatte Wolfgang Thiem in Kitzbühel dazu gemeint. Laut Leitgeb habe der Verband den Vertrag "aufgrund der finanziellen Selbstständigkeit des Sportlers Dominic Thiem nach knapp einem Jahr fristgerecht aufgelöst". Das sei bei Wegfall des Förderbedarfes bei Österreichischen Sportverbänden "unisono üblich und ein gänzlich normaler Vorgang". Es sei wohl verständlich, dass öffentliche Gelder nur dort eingesetzt werden dürfen, wo auch tatsächlich Bedarf bestehe, argumentierte Leitgeb.

Der ÖTV-Chef führte dazu die von Thiem gewonnen Preisgelder ins Treffen. Aufgrund der aktuellen Einnahmen des Niederösterreichers investiere er die Fördermittel nunmehr in junge Sportler, die den Vorstoß in die Weltspitze noch vor sich haben, merkte Leitgeb an. Thiem habe heuer erfreulicherweise einen großen Sprung gemacht und dementsprechend schon mehr als 500.000 Euro nur aus Preisgeldern verdient. Diese von Leitgeb angegebene Summe scheint aber nicht richtig zu sein, denn laut ATP-Homepage waren es insgesamt 576.000 Dollar, was lediglich 430.000 Euro entspricht. Allein heuer spielte Thiem umgerechnet 320.000 Euro ein.

ÖTV fehlt Handschlagqualität

Leitgeb erläuterte weiter, dass die von Wolfgang Thiem eingeforderte Förderung "für die Vergangenheit" schon aufgrund der Förderrichtlinien nicht möglich sei. Leitgeb vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Thiems Vater, Bresnik sowie weitere Trainer aus der Tennisschule Bresnik vom ÖTV mehr als 130.000 Euro pro Jahr in Form von Honorarnoten für die Betreuung zweier vom ÖTV geförderter Spielerinnen und einem Spieler erhalten würden. Deswegen verstehe er nicht, warum Wolfgang Thiem den Verband bedauerlicherweise als Feindbild sehe. "Man sieht, dass der ÖTV keine Handschlagqualität hat. Mir reicht es", hatte Thiems Vater in der Vorwoche gemeint.

Kommentare

Hut ab vor Ihnen Herr Leitgeb. So konsequent in einer Phase zu sein, wo Sie sich nicht nur auf einen starken Gegenwind, sondern einen Orkan gegen sich auf Grund der Erfolge von Thiem einstellen müssen, das erfordert Mut. Den haben sie bewiesen, Chapeau Herr Leitgeb!

Also wenn er Förderungen bekommen hat und jetzt keine mehr braucht, dann sollte er diese wieder zurückzahlen. Wenn jemand aufgrund dieser Förderungen entsprechend in die hohe verdienstklasse kommt, sollte er das schon aus Solidarität gegenüber den Sportlern machen, die es eben nicht geschaft haben.

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