Telekom: Deal mit Slim fixiert

ÖIAG unterschreibt Syndikatsvertrag mit America Movil. Neuverschuldung nötig.

Der mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim hat sich mit seiner America Movil die industrielle Führung der Telekom Austria gesichert. Der Syndikatsvertrag zwischen Slim und ÖIAG wurde am Mittwochabend abgesegnet und unterschrieben. Nach der gescheiterten Übernahme des niederländischen Telekomkonzerns KPN fasst America Movil damit Fuß in Europa.

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Übernahme - Telekom: Deal mit Slim fixiert

Nach dem Sitzungschaos im ÖIAG-Aufsichtsrat - die fünf Arbeitnehmer-Vertreter boykottierten das Treffen und drei der neun Kapitalvertreter fehlten vorerst - wurde der Vertrag doch noch über die Ziellinie gebracht. Die Allianz wurde von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler und dem Finanzchef von America Movil zwei Stunden vor Mitternacht besiegelt. Kurz zuvor hatte der ÖIAG-Aufsichtsrat den Beschluss gefasst, grünes Licht für den Syndikatsvertrag zu geben.

Um beschlussfähig zu werden, musste der ÖIAG-Chefaufseher Peter Mitterbauer aus dem Ausland eingeflogen werden. Unbeantwortet blieb am Mittwoch die Frage, warum Mitterbauer der Sitzung zunächst überhaupt fernblieb und damit ein stundenlanges Warten heraufbeschwörte. Der angestrebte Pakt stand zudem unter Zeitdruck, damit es nicht zu einer einjährigen Sperre aufgrund des Übernahmegesetzes kommt.

Neuverschuldung von 250 bis 280 Millionen Euro nötig

Die ÖIAG wird sich mit 250 bis 280 Mio. Euro neu verschulden müssen, um ihre Sperrminorität an der Telekom Austria halten zu können, so ÖIAG-Chef Kemler am Donnerstagnachmittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem künftigen Syndikatspartner America Movil (Amov).

Die geplante Kapitalerhöhung soll der mit rund 4 Mrd. Euro verschuldeten Telekom frisches Eigenkapital bringen. Der genaue Betrag stehe noch nicht fest, Kemler sprach von einer Größenordnung von rund 1 Mrd. Euro. Kemler warb erneut für den umstrittenen Syndikatsvertrag, der die beiden TA-Großaktionäre zu gemeinsamen Entscheidungen zwingt. Amov habe künftig zwar die Mehrheit in Aufsichtsrat und Vorstand, dafür gebe es in der Satzung ein Vetorecht für Kapitalmaßnahmen. Das gehe über die Rechte hinaus, die man mit der Sperrminorität alleine habe.

Telekom-Aktie auf Talfahrt

Die Unsicherheiten schickten die Aktie der Telekom am Nachmittag auf Talfahrt, sie schloss an der Wiener Börse mit einem Minus von 3,19 Prozent bei 6,65 Euro. Die Anleger werden nun aber mit einem Pflichtangebot von 7,15 Euro entschädigt - soviel bietet America Movil für die Aktien im Streubesitz. Die Mexikaner teilten zudem mit, eine Kapitalerhöhung von 1 Mrd. Euro zu unterstützen. Um ihre Sperrminorität von 25 Prozent zu halten, müsste auch die ÖIAG mitziehen, die Republik Österreich also Geld in die Hand nehmen.

Scharfe Kritik an dem Syndikat übten die Arbeitnehmer-Vertreter. Sie hätten nur einen Tag Zeit gehabt, den Vertrag zu studieren. Außerdem vermissen sie eine Jobgarantie. Die ÖIAG sprach am Abend davon, dass "die spezifischen Anliegen und Interessen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich" berücksichtigt worden seien und die Unternehmenszentrale in Wien bleibe.

Keine Änderung für Kunden

Für die Kunden der Telekom, die am Heimatmarkt Österreich unter den Marken "A1", "bob" und "Yesss!" auftritt, ändert sich vorerst nichts. Die Telekom Austria wird nicht zu "Austria Movil", die "erfolgreich eingeführten Marken Telekom Austria und A1 blieben erhalten", so die Staatsholding.

Die ÖIAG sichert sich mit dem Vertrag, der mindestens zehn Jahre laufen soll, den Aufsichtsratsvorsitz und darf auch weiterhin den Generaldirektor nominieren. Laut "Standard" (Donnerstagausgabe) hat America Movil aber künftig sowohl im Aufsichtsrat als auch im Vorstand die Mehrheit. Der Generaldirektor bekomme zwei Aufpasser aus Mexiko, heißt es in dem Bericht.

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