Tatsächlich Liebe

Kommendes Jahr feiern die Queen und Prinz Philip ihren 70. Hochzeitstag

Das Leben als Ehemann der Queen hat seine Tücken. Dennoch feiern Prinz Philip und Elizabeth II kommendes Jahr das 70. Jubiläum ihrer Hochzeit

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Für Prinz Harry ist es ein Rätsel. Seine bald 90-jährige Großmutter, die Queen, und ihr 94-jähriger Mann, Prinz Philip, sind das am längsten verheiratete Monarchenpaar - und auch noch glücklich. "Ich frage sie seit Jahren immer wieder nach dem Geheimnis ihrer Ehe, aber sie will es mir nicht verraten", sagte der Enkel jetzt in einem TV-Interview.

Es mag die Abkehr von arrangierten Ehen gewesen sein. Elizabeths Vater, König George VI, stimmte jedenfalls zu, als Prinz Philip darum bat, mit der Prinzessin in Kontakt treten zu dürfen. Der König glaubte an die Ehe aus Liebe, war er doch selbst -aus einer Dynastie trauriger, arrangierter Verbindungen kommend - seinem Herzen gefolgt und führte mit Elizabeth Bowes-Lyon, "Queen Mum", eine Vorzeigeehe.

Das Ende der Unbeschwertheit

Elizabeth war gerade 13 Jahre alt, als sie sich auf der Hochzeit von Philips Cousine, Prinzessin Marina, unsterblich in den adretten Kadetten mit deutschen und griechischen Wurzeln verliebte. Die beiden, die Cousine und Cousin dritten Grades sind, begannen Liebesbriefe zu schreiben.

Sieben Jahre nach dem ersten Treffen schenkte Philip, der selbst unter der zerrütteten Ehe seiner Eltern gelitten hatte, seiner Elizabeth 1946 einen Verlobungsring mit Diamanten aus dem Diadem seiner Mutter. Die königliche Liebesgeschichte erreichte ihren Höhepunkt, als sich das Paar am 20. November 1947 vor 2000 Gästen in der Westminster Abbey das Jawort gab und ewige Treue schwor. Es war das erste Adelsfest nach dem Krieg.

Am 6. Februar 1952 starb Elizabeths Vater und sie wurde zur Königin proklamiert. 16 Monate später, am 2. Juni 1953, fand die Krönung statt. Die Unbeschwertheit früher Ehejahre, von denen Angestellte erzählten, die beiden hätten sich wie verliebte Teenager benommen, wich den Verpflichtungen. Philip, der damals als Oberbefehlshaber der britischen Seestreitkräfte im Gespräch war, beendete seine Militärkarriere, um seiner Frau den Rücken zu stärken. Bei offiziellen Anlässen lief er von da an immer hinter Elizabeth her -im vom Protokoll vorgeschriebenen Abstand von zwei Schritten.

Anfangs konnte Philip die Reduzierung auf die Rolle als Ehemann nur schwer akzeptieren. Auch die Tatsache, dass seine Kinder niemals seinen eigenen Nachnamen Mountbatten tragen würden, sondern wie ihre Mutter Windsor heißen würden, quälte den Gemahl der Königin. Er soll einmal zu Elizabeth gesagt haben: "Bin ich der einzige Mann in diesem Land, der seinen Kindern nicht den Namen mitgibt? Ich bin nicht einmal mehr als eine Amöbe."

In den ersten Ehejahren sagte man Philip etliche Affären mit Hollywood-Schauspielerinnen, Prinzessinnen und anderen Schönheiten nach. Bei Dinnerpartys soll Prinzessin Diana mit ihren Gästen gar ein Spiel daraus gemacht haben, zu schätzen, mit wie vielen Frauen Philip in Verbindung gebracht werden konnte. Geschichten über angebliche außereheliche Kinder amüsierten die Gesellschaft jahrzehntelang.

Kontrollierte Freiheit

Beweise für die Seitensprünge des Prinzen konnten allerdings nie gefunden werden, und auch die Queen selbst zweifelt am Wahrheitsgehalt der Gerüchte. "Andere Frauen? Philip ist ein Schaufensterbummler, aber er kauft nie etwas", sagte sie einmal. Philips Kommentar zu den Gerüchten: "Wie soll das gehen? Seit 1947 läuft mir ständig ein Sicherheitsbeamter hinterher."

Sorgen machte man sich damals aber dennoch um die Königin. Vor allem Sir Tommy Lascelles, der private Sekretär ihres verstorbenen Vaters, und "Queen Mum" hielten Philip nicht für einen aufrichtigen Mann. So schrieb Elizabeths Mutter an den Schwiegersohn mit der Bitte, ihr zu versprechen, dass er ihre Tochter immer ehren würde. Die Antwort des damals 26-Jährigen lautete: "Lilibet ehren? Das Wort ist nicht ausreichend für die Tiefe der Gefühle, die ich für sie habe."

Neben "Lilibet" hat Philip weitere Kosenamen für seine Frau, die sie zum Lachen bringen. Angeblich sagt er "Sausage" und "Cabbage" zu ihr, "Würstchen" und "Kohlkopf". Muss Philip in der Öffentlichkeit auch in der zweiten Reihe bleiben, so wisse er wohl, wie sehr ihn seine Frau brauche, sagt Hofdame Jean Woodroffe in einer TV-Doku. "Er ist sehr fürsorglich, rettet sie mit Scherzen aus unangenehmen Situationen und ist immer ihre starke Schulter."

Die Queen bedankte sich auf ihre Art. Zu seinem 90. Geburtstag überraschte sie ihren Mann mit dem Titel "Lord High Admiral", den er aus eigener Kraft nie hätte erreichen können; zumal er ja seine Militärkarriere ihr zuliebe beendet hatte. Abgesehen davon sorgte die Königin während der vielen Jahrzehnte ihrer Ehe stets dafür, dass ihrem Gatten Freiheit abseits des Hofes zugestanden wurde. Der machte dann ausgedehnte Schiffsreisen mit Freunden. Oft war das Paar ein halbes Jahr getrennt. "Ihre Liebe war so groß, dass sie akzeptierte, dass er dieses Stück Freiheit brauchte", sagt Jean Woodroffe.

"Toleranz ist sehr wichtig", lüftete Prinz Philip einmal vielsagend, was er für das Geheimnis einer glücklichen Ehe hält. "Und davon hat die Queen im Übermaß." Gut so. Kommendes Jahr feiert das Paar 70. Hochzeitstag.

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