Steiermark-Tatort: "Das ist ja
wie bei Breaking Bad"

Eisner und Fellner überzeugen in einem nicht gänzlich überzeugenden Fall

Der Sommer ist vorbei. Was daran gut ist? Sonntag Abend hat nun wieder eine Bedeutung, denn es ist wieder „Tatort“-Saison. Der erste Fall, der die neue Saison einläutete, war zudem auch gleich ein Österreich-Tatort. Harald Krassnitzer und Bibi Fellner begeisterten in "Paradies" wieder einmal das Publikum – der Fall selbst wurde eher mit geteilten Meinungen aufgenommen.

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Tatort Steiermark © Bild: ORF/Hubert Mican

„Alte Leute sind gefährlich. Die haben nichts mehr zu verlieren“, so die Fazit-Aussage Moritz Eisners nach getaner Arbeit. Der gestrige „Tatort“ spielte entgegen seines Titels „Paradies“ ganz und gar nicht an einem schönen Ort, sondern setzte sich hintergründig mit einer traurigen Begebenheit, der Altersarmut, auseinander.

Tatort Paradies
© ORF/Mican Eisner begleitet Fellner aus traurigem Anlass in die Heimat

Einsatz im Urlaub

Der fiktive Ort Riesbach in der Steiermark (real war das Obersteirische Mautern zu sehen): Kommissarin Bibi Fellner kehrt nach Jahren der Abstinenz wieder in die Heimat zurück. Der Grund ist kein schöner. Ihr Vater liegt im Sterben. Moritz Eisner begleitet die Kollegin in diesen schweren Stunden, denn er hat, wie Bibi auch, Urlaub. Ein „Tatort“ wäre aber natürlich kein Krimi, gäbe es nicht (mindestens) einen Toten. Und hier sind es vorerst gleich zwei: Neben Fellners Vater ist auch ein weiterer Bewohner des örtlichen Altersheimes verstorben. An und für sich nichts Ungewöhnliches aufgrund der Gegebenheiten, doch beide haben eine große Menge Geld in einem Schließfach hinterlassen, beide hatten aber zu Lebzeiten nicht viel davon. Schnell ist dem Kriminal-Duo klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann und die Ausflugs-Fahrten der Altersheim-Bewohner jeden Mittwoch nach Ungarn nicht nur dem Shopping im billigen Nachbarland dienen. Ein Medikamenten-Schmuggel steckt dahinter, wie Fellner und Eisner gemeinsam mit einem eingeschleusten Spitzel, Polizistenpensionär Reinhard Sommer, herausfinden. Doch bevor die Sache ganz aufgeklärt wird, gibt es weitere Tote - und mit Sommer noch dazu einen Schwerverletzten.

Tatort Paradies
© ORF/Mican Branko Samarowski als Pensionär Reinhard Sommer

Sprach-Blüten

Die Sache, die die Senioren schmuggeln, sorgte wohl für die meisten Lacher beim gestrigen „Tatort“. Das eingeschleuste „Christel Mett“, die neue „In-Droge“ (gemeint natürlich Crystal Meth), brachte den Omas und Opas je 200 Euro Zusatzverdienst zu ihrer mickrigen Pension. Die englische Aussprache der Protagonisten gelang ebenso typisch österreichisch wie das Schnitzel im Wirtshaus, das der brilliante Branko Samarovski (als Reinhard Sommer) dem Ermittler vom Teller weg futterte. „Das ist ja wie bei Breaking Bad“ stellte Eisners und Fellners Chef - wohl unter zahlreichen Grinsern vor den Bildschirmen - fest.

Tatort Paradies
© ORF/Mican Die Senioren-Schmuggler Peter Weck und Peter Fröhlich

Wenig Moral, nur Krimi

Der „Tatort“ wurde auf Twitter kontrovers aufgenommen. Von großen Jubelschreien bis zu herben Kritiken war alles dabei – und vieles davon zurecht. Die großen Stärken von „Paradies“ lagen eindeutig auf der heiteren Lakonie, gewürzt mit trockenen Sprüchen, die treffender nicht hätten sein können. Drehbuchautor Uli Brée und Regisseur Harald Sicheritz lassen die Moralapostel weit außen vor, so dass kein Mitleid mit den alten Menschen aufkommt, was der trotz aller Tristheit heiteren Folge schwer geschadet hätte. Schön anzuschauen war das Spiel vor allem bei Peter Weck, der den gierigen Kopf der Senioren-Schmuggler mit Überzeugung spielte. Auch die Inszenierung der eher trostlosen Gegend der südlichen Obersteiermark gelingt fabelhaft. Und Krassnitzer und Neuhauser gaben ein weiteres Mal ein süßes Gespann ab.

Zu vorhersehbar

Was den „Tatort“ aber trotzdem nicht zu einem der besten aus der Riege der Österreich-Inszenierungen macht, ist schlicht und einfach die Story. Sie als schlecht zu bezeichnen, wäre weit überzogen, doch die Vorhersehbarkeit und geringe Spannung verpassten der Folge ein paar Längen. Dennoch kann man „Paradies“ als durchaus gelungen bezeichnen. Nur eine kleine Bitte bleibt an künftige Caster für jegliche steirische Filme oder Fernsehinszenierungen: Die Überpräsenz Michael Ostrowskis in allem, was Steiermark-Bezug hat, fängt allmählich an zu nerven!

Tatort Paradies
© ORF/Mican Immer dabei, wenn es um die Steiermark geht: Michael Ostrowski (links)

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