Hilfe gibt es nur für Herzöffner-Babys

Mindestens jeder vierte der ehemals 21 Millionen Einwohner Syriens ist auf der Flucht

von Saskia Aberle © Bild: NEWS

Kulleraugen, Schmollmund, Stupsnase. Alma ist ein Hingucker. Ein herziges Baby. Es zieht die Blicke der Leser auf sich und öffnet deren Herzen und Geldbörsen. Warum auch nicht spenden für eine Familie, die vor einem grausamen Bürgerkrieg in Syrien flüchtete? Deren Wohnung ausgebombt wurde und deren letzter Notgroschen für Schlepperbanden draufging. Eine Familie, die Tausende Kilometer voneinander getrennt wurde, und ein Baby, das deshalb lange Zeit seinen Papa nicht sehen konnte. Für diese Familie zu spenden, war richtig und wichtig. Die Frage ist nur, wen hätte diese Geschichte interessiert, wenn es kein Herzöffner-Baby gegeben hätte? Nur eine Kopftuch-Frau und ein arabischer Ehemann hätten sich nicht verkauft. Das will niemand mehr lesen. Es sind ja schon zu viele Flüchtlinge, stöhnt Österreich. Tatsächlich: Mindestens jeder vierte der ehemals 21 Millionen Einwohner Syriens ist auf der Flucht. Witwen und Verwundete, Unternehmer und Tagelöhner, Kämpfer und Kranke. Alle haben ähnliche schreckliche Geschichten erlebt. Und viele brauchen Hilfe. Aber nicht alle haben ein Herzöffner-Baby.

Kommentare

Oberon

Die Herzöffner-Babies mögen bei vielen Menschen funktionieren, bei mir nicht. Ich habe das System durchschaut. Unbestritten sind die Kinder arm und es muss ihnen geholfen werden, aber nicht durch mediengerechte Abbildung großer Kulleraugen, die _so_ fotografiert werden, um den gewünschten Zweck zu erreichen. Ich stehe auf ehrliche Geschichten, realistisch und ohne auf die Tränendrüse zu drücken.

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