Stromfresser Smart Meter

Die "intelligenten" Stromzähler würden so viel Strom brauchen wie ganz Klagenfurt

Die Kritik an den Smart Metern, also den geplanten neuen digitalen Stromzählern, reißt nicht ab. Josef Witke, Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker, rechnete am Montag vor, dass die angeblich "intelligenten" Zähler so viel Strom verbrauchen wie alle 50.106 Klagenfurter Haushalte zusammen.

von Ein herkömmlicher Drehstromzähler. © Bild: APA/dpa/Jens Büttner

Witkes Rechnung: Ein durchschnittlicher Verbrauch von 5 Watt pro Stunde (W/h) je Gerät ergebe für rund 5 Mio. Smart Meter in Österreich einen Jahres-Mehrverbrauch von 219 Gigawattstunden. Zum Vergleich: Ein österreichischer Haushalt verbraucht laut Innung jährlich 4.187 Kilowattstunden an Strom.

Im Gegensatz zu den bisher eingesetzten Zählern benötigt ein Smart Meter derzeit immer Strom, egal ob er zählt oder nicht, je nach derzeit verfügbarem Modell zwischen 3,5 und 7 W/h - ohne Datensendeeinheit (lt. Herstellerangabe). Das würde knapp acht Prozent der Energieleistung aller Windkraft-, Photovoltaik- und Geothermieanlagen entsprechen.

Weiters warnte Witke davor, dass Updatefehler verheerende Auswirkungen haben könnten. So könne es zu monatelangen Stromausfällen in den betroffenen Haushalten kommen.

E-Control-Chef: Smart Meter verbrauchen weniger

E-Control-Vorstand Walter Boltz wehrt sich gegen den Vorwurf. Bei intelligenter Verwaltung würden die Smart Meter weniger Strom als aktuelle Geräte verbrauchen. Auch die Sorge vor Überwachung weist er zurück: Da seien Handys und Computer wesentlich gefährlicher.

Wenn die Daten der Kunden gesammelt übertragen werden, dann brauchen Smart Meter um fünf bis acht Prozent weniger Strom als die derzeit benutzten Anlagen, so Boltz unter Verweis auf eine Untersuchung der TU Graz. Würde allerdings die Information von jedem Messgerät einzeln übermittelt, dann würde der Stromverbrauch um 8 bis 10 Prozent steigen. Wenn allerdings schon bestehende Glasfaserkabel genutzt werden - was häufig möglich sei - dann sei der zusätzliche Stromverbrauch kaum mehr messbar.

Großes Sparpotenzial

Wenn einmal Smart Meter flächendeckend eingeführt sind, sieht Boltz erstaunliche Sparmöglichkeiten für die Kunden. Nicht nur Gefriertruhen, Kühlschränke und Warmwasserboiler können vom Netzbetreiber dann eingeschaltet werden, wenn Strom im Überfluss vorhanden ist. Haushalte könnten sogar von "negativen Strompreisen" profitieren, stellt Boltz in Aussicht. Das sind rund 150 Stunden im Jahr, in denen aus Erneuerbaren mehr Strom erzeugt als verbraucht und daher für die Abnahme noch Geld draufgezahlt wird. "Sie könnten ein paar Euro dafür bekommen, Ihre Sauna einzuschalten, selbst wenn Sie sie nicht benutzen wollen", meint Boltz. Das sei schon "ein bisserl pervers" räumt er ein, aber nur gerecht, bedenkt man, dass die Haushalte den Großteil der Förderungen für alternative Energieträger schultern müssen. In fünf bis sieben Jahren werde man das Sparpotenzial der Smart Meter erst richtig nutzen können.

"Panikmache wegen gar nichts" ist für Boltz hingegen die Angst davor, über Smart Meter ausspioniert zu werden. Zwar sei es richtig, dass bei sekundengenauer Ablesung im Extremfall - bei modernen LCD-Schirmen - sogar nachweisbar wäre, welcher Film geschaut wurde. In Österreich werden die Daten aber nur alle Viertelstunden abgelesen und aus diesen Daten lasse sich nichts mehr nachweisen. Mit einem Zusatzgerät könnten sich die Kunden selber die genauere Ablesung ermöglichen, etwa wenn sie ihre Haushaltsgeräte per Handy steuern wollen. Aber selbst diese Informationen sind aus Sicht von Boltz wesentlich weniger kritisch als etwa Handy- oder Computerdaten. "Da sind Smart Meter meine zwanzigste Sorge". Immerhin handle es sich um eine Technologie aus 1995.

Einführung bis 2020 bleibt

Für Boltz ist klar, dass 2020 wie von der EU verlangt 80 Prozent der Haushalte mit den neuen Messgeräten ausgestattet sein müssen. Gesprächsbereit ist er hingegen beim Zwischenziel, 2015 eine Abdeckung von 10 Prozent zu erreichen. In der Einführungsverordnung dazu seien keine Sanktionen vorgesehen, "selbst wenn es einer nicht schafft, wird ihm nicht der Kopf abgehackt. Wenn der eine oder andere ein halbes Jahr länger braucht, dann gibt es halt Lieferprobleme oder die Einführung geht schief", die Welt gehe deshalb nicht unter.

Den Widerstand gegen Smart Meter in Österreich führt Boltz auf die allgemeine Technologiefeindlichkeit aber auch Widerstände der Netzbetreiber, die die Entwicklung "verschlafen" hätten, zurück. Es sei "kommoder nichts zu tun" und die wirtschaftliche Lage der Branche sei "nicht so super", sodass auch wenig Bereitschaft bestehe, ins Netz zu investieren. Er sehe durchaus die Probleme, es sei aber "nicht OK", statt mehr Zeit zu verlangen, die Einführung per se in Frage zu stellen. In Italien seien problemlos in zwei Jahren 18 Mio. Smart Meter ausgerollt worden "und so viel blöder sind wir doch wohl nicht", meint Boltz. In österreichischen Gemeinden, wo es Smart Meter schon flächendeckend gibt, etwa in Feldkirch, "tangiert es keinen Menschen".

"Beschimpfung" nicht zielführend

Ein Vorwurf, den sich die Energiewirtschaft so nicht gefallen lassen will. Boltz' "Beschimpfung von Netzbetreibern, Datenschützern und kritischen Konsumenten" sei "nicht zielführend", schrieb Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, in einer Aussendung.

Österreichs Netzbetreiber hätten keinesfalls die Entwicklung verschlafen, wie von Boltz behauptet. Vielmehr habe die E-Control "Regelungen erzwingen wollen, die nicht abgesichert und überteuert" sind. Der Regulator solle "bei der Suche nach Lösungen Kompromissfähigkeit im Sinne der europäischen Normen zeigen". Man müsse an den Gesprächstisch zurückkehren, um eine Lösung zu finden, die den Datenschutz gewährleistet, technisch machbar ist und einen zweckmäßigen Rollout ermöglicht.

"Es bringt niemanden weiter, wenn die zuständige Behörde über Technologiefeindlichkeit lamentiert, Netzbetreiber als potenziell blöd bezeichnet oder sogar Zusatzeinkommen erfindet, die durch einen Mehrverbrauch von Strom in Zeiten negativer Börsenpreise möglich sein könnten", schreibt Schmidt.

Kommentare

Das dürfte bei der Wärmedämmung auch so ähnlich sein. Siehe YouTube: "Wärmedämmung rechnet sich nicht".

http://www.youtube.com/watch?v=64zLX6eDG2k
http://www.youtube.com/watch?v=DNqE-ZmNjUQ&feature=youtu.be
http://www.youtube.com/watch?v=ekD7vq18suA

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