Strache und Kneissl doch nicht bei Sobibor-Gedenkveranstaltung

Ex-Knesset-Abgeordneter freut sich über FPÖ in Regierung

von

Laut der FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, die als Moderatorin durch den Abend führte, seien die Absagen aber auf terminliche Gründe zurückzuführen. "Dem Antisemitismus darf in Österreich kein Raum gegeben werden", mahnte indes der ehemalige FPÖ-Bundesrat Klaus Peter Nittmann in Vertretung Straches. Es sei erschreckend, dass der Antisemitismus in Europa 73 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zunehme und sich durch die "Massenzuwanderung" ausbreite, brachte Nittmann in seinen einleitenden Worten aber auch hier das FPÖ-Lieblingsthema aufs Tableau.

Der israelische Ex-Likud-Abgeordnete Michael Kleiner, der laut israelischem Außenministerium "vermutlich" für die Einladung Straches nach Israel im Jahr 2016 verantwortlich gewesen sein soll, lobte im Anschluss den FPÖ-Chef, weil dieser "den Holocaust als größtes Verbrechen der Menschheit" bezeichnet hatte. Über die Regierungsbeteiligung der FPÖ zeigte er sich erfreut. Er hoffe, dass Israel der FPÖ die entsprechende Würdigung zu teil werden lasse, betonte Kleiner.

Der Aufstand in Sobibor habe "militärisch zwar gar nichts gebracht", aber "die, die gestorben sind, sind mit dem Messer in der Hand gestorben, und nicht wie die Schafe auf der Schlachtbank", betonte er. Alexander Pechersky, der als jüdischer Offizier der Roten Armee nach Sobibor gekommen war, und den Aufstand angeführt hatte, "sollte ein Held der ganzen Menschheit sein", sagte Kleiner.

Der russische Botschafter in Österreich, Dmitrij Ljubinskij, warnte indes vor Versuchen mancher Länder, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges neu zu schreiben. So sei er entsetzt, wenn er höre, das Auschwitz nur von Ukrainern befreit worden sei oder die Sowjetunion die Ukraine besetzt habe. Die Aussage des britischen Außenministers Boris Johnson, der die kommende Fußball-WM in Russland mit Olympia 1936 in Nazideutschland verglichen habe, sei hier aber die Spitze des Eisberges, so Ljubinskij.

Kritik an der Veranstaltung hatte am Mittwoch der Grüne Europaabgeordnete Michel Reimon in einer Aussendung geäußert und diese als "Verhöhnung der Opfer des Holocausts" bezeichnet. Die FPÖ sei eine rechtsextreme Partei, deren "braune Flecken" nicht "durch ein Symposium über das Vernichtungslager Sobibor" reinzuwaschen seien, besonders "wenn Holocaust-Gedenken zur parteipolitischen Freundschaftspflege mit Wladimir Putin missbraucht wird." Die FPÖ konterte umgehend, die Veranstaltung sei nicht von der Partei oder der Bundesregierung organisiert worden, sondern eine Kooperation der Alexander Pechersky Foundation mit dem Freiheitlichen Bildungsinstitut.

Im NS-Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden ermordet. Beim von Pechersky angeführten Aufstand am 14. Oktober 1943 konnten 365 Gefangene aus dem Lager fliehen, von denen bis zum Ende des Krieges allerdings nur 47 Menschen überlebten. Ein in Russland produzierter Film, Ausschnitte waren am Donnerstagabend zu sehen, soll am 8. Mai im Wiener Gartenbaukino erstmals gezeigt werden.

Kommentare