Kleines Budget? "Macht ja nichts"

NEWS.AT traf Wiener-Neustadt-Trainer Peter Stöger im Trainingslager zum Gespräch

von Stöger-Interview - Kleines Budget? "Macht ja nichts" © Bild: NEWS.AT

NEWS.AT: Wie war der Start in die neue Aufgabe beim neuen Verein?
Stöger: Nicht so schwierig. Den Präsidenten und das Team kenne ich schon sehr lange. Auch von der Mannschaft kenne ich schon sehr viele Spieler. Es war vom Start weg eine sehr reizvolle Aufgabe für mich. Ich habe gewusst, dass sehr viele Spieler, vor allem die, mit gut dotierten Verträgen, den Verein verlassen. Mir war klar, dass wir eine neue Mannschaft zusammenstellen müssen, aber es war vom Beginn weg sehr, sehr nett.

NEWS.AT: Es gab einige namhafte Abgänge. Wie sieht die Kaderplanung aus? Ist die schon abgeschlossen?
Stöger: Nein, wir sind mittendrin. Es kann sich täglich was verändern, Wir sind in einer Situation, wo wir Spieler deshalb holen, weil sie hier eine Perspektive sehen oder die Chance zu spielen. Jeder findet seinen eigenen Grund, warum er zu uns kommt. Sicher ist es aber nicht der finanzielle Aspekt. Aber die, die wir holen, sind sicher in der Lage in dieser Liga zu spielen und auch Qualität zu zeigen. Auch charakterlich werden sie zu meiner Truppe passen.

NEWS.AT: Wie schwierig ist das, mit einem doch relativ kleinen Budget?
Stöger: Wir haben ein gesichertes Budget. Das ist wichtig.

NEWS.AT: Aber die finanziellen Möglichkeiten sind schon eher begrenzt.
Stöger: Das macht ja nichts.

NEWS.AT: Aber wie schwierig wird dadurch die Kaderplanung?
Stöger: Der Markt wird größer, je mehr Geld man zur Verfügung hat, das ist klar. Die Spieler, die man um "wenig" Geld kriegt, die kriegt man natürlich auch um viel Geld. Die, die viel kosten, die kriegt man mit einem geringeren Budget halt nicht.

NEWS.AT: Aber Sie sind guter Dinge?
Stöger: Ich bin schon so lange in dem Geschäft, ich weiß, wie die Situation ist, mit so einem Budget zu arbeiten. Für mich ist nur wichtig, dass wir eine Situation haben, in der wir wissen, was wir genau zur Verfügung haben. Und in dem Bereich bewegen wir uns. Da kriegen wir auch genug Spieler.

NEWS.AT: Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison? Die letzte Saison von Wiener Neustadt war ja in Summe ganz gut.
Stöger: Wir wollen uns in unserer budgetären Situation, wenn dann Magna weg ist, in der Bundesliga etablieren. Ich glaube, wenn uns alles aufgeht, dass wir uns schon nach oben orientieren können. Nicht nach ganz oben, das ist klar. Aber das wichtigste ist der Klassenerhalt. Die wenigsten erwarten, dass wir eine gute Rolle spielen werden. Es ist unsere Aufgabe, diese Vorurteile zu widerlegen.

NEWS.AT: Was zeichnet Peter Stöger als Trainer aus? Was ist der Kern der Philosophie?
Stöger: Mir ist sehr wichtig, dass die Mannschaft allgemein funktioniert. Der Umgang in einer Gruppe ist entscheidend. Wenn das nicht passt, dann hat man am Platz auch keine Chance, über die Saison positive Ergebnisse zu bringen. Deshalb ist es wichtig, dass das Kollektiv passt, dass die Charaktere zusammenpassen, dass man einen korrekten Umgang miteinander hat. Es gibt drei Schlagworte, die für mich entscheidend sind: Respekt, Vertrauen, Verantwortung. Das sind die Eckpfeiler, die in einer Firma, einem Team und einer größeren Gruppe passen müssen. Das ist mir das wichtigste. Dann kommt die Arbeit, die Spielanlage, das Spielsystem.

NEWS.AT: Sie sprechen von einer großen Chance. Was sind denn die Ziele in Ihrer Trainerkarriere?
Stöger: Ich habe schon meine Vorstellungen, wo meine Reise hingehen sollte. Normalerweise sage ich alles ganz offen, aber das behalte ich für mich. Es ist in diesem Geschäft alles schwer kalkulierbar und schwer einschätzbar. Genau wie die Spieler, die sich immer weiterentwickeln wollen, so will ich das auch.

NEWS.AT: Peter Schöttel hat gesagt, Sie wünschen sich eines der Geisterspiele gegen Rapid.
Stöger: (lacht) Wir haben ein Theater gemacht und da habe ich gesagt, die erste Runde nehme ich gleich. Man muss davon ausgehen, dass es beim ersten Rapid-Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, nicht Meister Sturm, Salzburg oder das Derby sein wird. Das wird jemand sein, der in der unteren Hälfte zu finden ist.

NEWS.AT: Das wird doch gelost, oder?
Stöger: Ich bin mir ziemlich sicher, dass in der ersten Runde nicht Rapid gegen Austria gelost wird. Davon kann man ausgehen.

NEWS.AT: Sie waren lange bei der Austria, die gerade ihr 100-Jahr-Jubiläum gefeiert hat. Gibt es besondere Erinnerungen?
Stöger: Ich habe eine sehr schöne Zeit bei der Austria gehabt. Ich habe dort drei Meister- und drei Cuptitel gefeiert, die Meisterschaften immer in der letzten Runde. Besonders in Erinnerung ist mir der erste Meistertitel geblieben, das 2:2 gegen die Admira in der Südstadt. Es war eine sehr erfolgreiche Zeit und es ist schön, dass ich auch als Sportdirektor Meister geworden bin. Was ich dem Verein wünsche ist, dass ich als letzter Verantwortlicher, der Meister geworden ist, abgelöst werde. Es wäre an der Zeit.

NEWS.AT: Wie schaut Ihre Prognose für die Saison insgesamt aus?
Stöger: Das kann man so noch gar nicht sagen. Rapid und Austria haben einige Spieler geholt. Vor allem die Austria schätze ich sehr stark ein. Aber das Transferfenster ist ja auch für Red Bull noch länger offen. Aber das ist schwer zu sagen. Es hat ja auch niemand Sturm Graz in der letzten Saison als Meister auf der Rechnung gehabt. Und Ried als Cupsieger auch nicht.

NEWS.AT: Der Verein wird auch nach dem Stronach-Ausstieg auf soliden Beinen stehen?
Stöger: Wir haben ein Budget, mit dem man arbeiten kann. Wir müssen darauf schauen, dass wir erfolgreich sind und interessanten Fußball spielen. Damit wir das Loch, das aufgeht, für die nächsten Jahre wieder schließen können. Auf der einen Seite natürlich durch den billigeren Kader, aber auf der anderen Seite durch Sponsoren. Dazu müssen wir attraktiven Fußball bieten und das werden wir versuchen. Wir wollen zeigen, dass wir eine junge Truppe haben, die hoffentlich begeistern kann. Es ist auch wichtig, dass wir uns in Richtung der Stadt Wiener Neustadt noch mehr öffnen, ein Verein zum Angreifen werden. Da geht es um den Nachwuchs, die Mitglieder, die Fankultur - wir wollen Bewegung in den Verein und das Umfeld bringen.

Zur Person:
Peter Stöger, Jahrgang 1966, kam mit 22 Jahren von der Vienna zur Austria. Drei Meister- und drei Cuptitel später wecheslte der Mittelfeldmann für eine Saison nach Innsbruck, kam danach zu Rapid. Auch in Hütteldorf wurde Stöger Meister, außerdem stand er im Europacupfinale 1996. Über den LASK kam er wieder zur Austria, ehe er nach einem Admira-Ausflug in Untersiebenbrunn seine aktive Karriere beendete. Für das Nationalteam bestritt der Wiener 65 Spiele und nahm an der WM 1998 in Frankreich teil. Als Trainer bzw. Sportdirektor holte er zwei Cup- und einen Meistertitel mit der Austria. Über die Vienna und den GAK landete Stöger schließlich in Wiener Neustadt.