Wie wichtig ist Stillen wirklich?

Forscher haben Zweifel: Langzeitnutzen konnte bei Geschwistern nicht belegt werden

Stillen hat viele Vorteile, doch einige der langfristigen Vorteile dürften bisher übertrieben dargestellt worden sein. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Ohio State University. Die Forscher verglichen Geschwister, bei denen die einen gestillt worden waren und die anderen Flaschennahrung bekommen hatten.

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Nachwuchs - Wie wichtig ist Stillen wirklich?

Cynthia Colen und David Ramey konzentrierten sich auf 655 US-Familien, bei denen ein Kind gestillt und ein anderes mit der Flasche ernährt wurde. Es konnten durch das Stillen keine Vorteile bei Fettsucht, Asthma, Hyperaktivität, den Leistungen in der Schule oder der Bindung des Kindes an die Eltern festgestellt werden. Ratgeber für Eltern argumentieren häufig mit diesen Vorteilen. Zusätzlich wird auch den Müttern von Ärzten zum Stillen geraten. Kurzfristige Vorteile wie der Schutz gegen Infektionen, die von früheren Studien eindeutig nachgewiesen wurden, werden auch von Colen und Ramey nicht infrage gestellt.

Fehlerhaften Forschungen

Laut der Experten könnten jene Ergebnisse, wonach das Stillen den IQ der Kinder erhöht und gegen eine Reihe von Erkrankungen wie Fettsucht, Asthma und Ekzeme im späteren Leben schützt, durch frühere, fehlerhafte Forschungen zustande gekommen sein. Für diese Studien wurden nämlich Kinder verschiedener Familien miteinander verglichen. Es wird angenommen, dass andere Faktoren wie das Einkommen das Ergebnis der Studien beeinflusst haben dürften.

Stillen gut, aber weniger wichtig?

Colen räumt ein, dass Stillen für Kinder sicherlich sehr gut sei. Sie argumentiert aber auch, dass seitens des Gesundheitssystems weniger Anstrengungen für die Bewerbung des Stillens und mehr für die Unterstützung von Haushalten mit geringem Einkommen gemacht werden sollte. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin Social Science & Medicine veröffentlicht.

Kritik an Studie

Mary Renfrew von der University of Dundee kritisiert die Studie im NewScientist als zu ungenau, um Folgen wirklich festzustellen. Kinder, die eine Mischung aus Muttermilch und Säuglingsnahrung erhalten hatten, wurden als gestillt angesehen. Renfrew selbst untersucht, ob Mütter durch Einkaufsgutscheine zum Stillen motiviert werden können. Alison Tedstone von Public Health England hält ebenfalls dagegen, dass es sehr wohl klare Beweise dafür gibt, dass das Stillen mit einem geringeren Asthmarisiko in den ersten Lebensjahren in Zusammenhang steht. Die Belege für das spätere Leben seien jedoch nicht so eindeutig.

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