Schweiz bleibt Steuerparadies

Großbritannien geheime Nummer 1 - Österreich hat sich verbessert

Die Schweiz bleibt die "Mutter aller Steueroasen". Sie ist laut dem jüngsten "Schattenfinanzindex 2015" der wichtigste Player in der Welt der Geheimhaltung, auch wenn das Land zuletzt auf internationalen Druck einige Zugeständnisse machen musste. Auf den Plätzen folgen Hongkong und die USA, die sich zu einem Sorgenkind entwickeln. Österreich hat sich vom 18. auf den 24. Platz verbessert.

von Steuerparadies © Bild: istockphoto.com/erhui1979

Jährlich gehen den Staaten durch Steueroasen hunderte Milliarden Dollar für öffentliche Leistungen verloren. Vor allem Entwicklungsländer sind davon stark betroffen. Am meisten profitieren die OECD-Länder, denn viele der Schattenfinanzzentren liegen nicht - wie man vermuten könnte - auf karibischen Inseln, sondern sind OECD-Staaten oder werden von ihnen kontrolliert. Die Probleme mit Steueroasen könnten somit auch nur von den mächtigsten Staaten gelöst werden, meint Projektleiter Markus Meinzer vom Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network/TJN) im aktuellen Report.

Die geheime Nummer Eins

So scheint etwa Großbritannien mit Platz 15 zwar nicht unter den Top Ten auf, unterhält aber auf der ganzen Welt ein Netzwerk von Steueroasen - etwa auf den Cayman Inseln, auf Bermuda, Jersey oder den Britischen Jungferninseln. Inklusive ihrer abhängigen Gebiete wäre Großbritannien unangefochten die Nummer eins der weltweiten Schattenfinanzwirtschaft.

Von großer und wachsender Bedeutung als intransparenter Finanzplatz wird Hongkong an zweiter Stelle gereiht. Die Kontrolle Chinas ermögliche es Hongkong sich weitgehend von den globalen Transparenzinitiativen abzuschirmen.

Sorgenkind USA

Auch die USA, die sich vom sechsten auf den dritten Platz verschlechtert haben, böten aufgrund der Größe ihres Offshore-Bereichs und der widerspenstigen Haltung in Fragen internationaler Zusammenarbeit mehr Anlass zur Sorge als anderer Länder, heißt es. Ihnen wird Doppelmoral vorgeworfen: Wenn es um ihre eigenen Interessen gehe, seien die USA zwar Vorreiter, selbst würden sie aber nur wenige Informationen übermitteln.

Unter den Top Ten zu finden sind weiters Singapur, die Cayman Inseln, Luxemburg, der Libanon, Deutschland, Bahrain und Dubai.

Luxemburg hat sich nach der Aufgabe seiner Blockade der europäischen Transparenzinitiative im Negativ-Ranking von Rang zwei auf Rang sechs verbessert. Der achte Platz für Deutschland dürfte für viele überraschend sein, zeigt aber, welch sicherer Hafen das Land für Schwarzgeld aus der ganzen Welt ist. Überdies blockiert Deutschland in der EU den öffentlichen Zugang zu länderspezifischen Unternehmensdaten.

Bahrain und die Cayman Inseln sind die einzigen Länder unter den Top Ten, die keine Einkommenssteuer kennen und somit eine starke Anziehungskraft für Offshore-Geschäfte besitzen.

Österreich verbessert sich

Österreich hat sich im Ranking stark verbessert und ist vom 18. auf den 24. Platz gewandert. Österreich habe bei vielen Transparenzinitiativen gezwungenermaßen seinen Widerstand aufgegeben, erläutern Martina Neuwirth von VIDC und David Walch von attac Österreich.

Obwohl der Index belege, das die internationale Staatengemeinschaft in den letzten Jahren erste wichtige Schritte hin zu mehr Transparenz gesetzt habe, bleibe das globale Finanzsystem in weiten Teilen eine Transparenz-Wüste, kritisiert Projektleiter Meinzer.

Der Schattenfinanzindex wird seit 2009 alle zwei Jahre vom internationalen Tax Justice Network (TJN) mit Unterstützung von attac und dem Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) veröffentlicht. Aktuell werden 92 Finanzzentren nach dem Grad ihrer Geheimhaltung in Kombination mit ihrem Anteil an den globalen grenzüberschreitenden Finanzdienstleistungen gelistet.

Kommentare