"Lasst mich sterben, wann ich will"

ÖVP fordert Verbot der Sterbehilfe. Autorin Lotte Ingrisch plädiert dagegen.

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Sterbehilfe - "Lasst mich sterben, wann ich will"

Das sorgsam kultivierte Selbstbildnis aus Schrulligkeit und Exzentrizität verflüchtigt sich sekundenschnell, die Kleinmädchenstimme nimmt den Ton der Dringlichkeit an. Lotte Ingrisch hat etwas zu sagen, seit langem schon. "Wie ein Narr" renne sie von Pontius zu Pilatus, zu Politikern, Wissenschaftern, Ärzten (mehr in der Bildleiste unten). "Jeder soll, mit der Möglichkeit, es zu widerrufen, in seiner E-Card speichern dürfen, ob er ein unheilbarer Pflegefall bleiben will oder nicht", formuliert sie ihre Forderung nach Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. "Wenn nicht, erwarte ich mir liebevolle Hilfe von einer aufgeklärten Medizin."

Sterben auf Krankenschein

Diese Prinzipien hat sie im Buch "Die schöne Kunst des Sterbens" (Nymphenburger, 20,60 Euro) dargelegt. "Als lebende Leichen lassen wir uns so lange pflegen, bis die Familie, der Staat oder alle beide bankrott sind", steht da. "Die Alternative ist aufgeklärtes Sterben. Schmerzfrei, neugierig, mit einer kleinen Prise Galgenhumor - und glückliche Reise!" Das ist ein hoch emotionales, an die Prinzipien der irdischen wie der himmlischen Gerechtigkeit rührendes Thema. Andreas Khol will das Verbot der Sterbehilfe namens der ÖVP-Senioren in den Verfassungsrang rücken, der St. Pöltner Bischof Klaus Küng schrieb ein mahnendes Buch zum Thema. Lotte Ingrisch weist triumphierend eine Mail-Nachricht von Khols rotem Pendant Karl Blecha vor: "Natürlich bleiben wir zusammen! Gemeinsam werden wir die Aufnahme eines Sterbeverbots in unsere Bundesverfassung zu verhindern trachten."

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Kommentare

Ivoir
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Es geht nicht primär ums sterben wollen oder lassen und der damit eventuelle Mißbrauch. Auch die Frage WER entscheidet das Abschalten ist wichtig. Vielleicht hoffen so manche Erben auf einen Vorteil wogegen andere das Nachsehen haben. Also müssen hier Gesetze her und natürlich Organe die diese überwachen. Letztendlich muß auch Jener der die Spritze die Medikamente oder

Ivoir
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den Hebel auf off stellt, es mit seinem Gewissen vereinbaren können.

was geht eigentlich dieser private Aspekt die Politiker an? Haben wir nicht dringlichere Probleme in unserer Gesellschaft zu lösen? Wozu sich mit diesem Thema beschäftigen. Das handhabt sowieso jede Religionsgruppe bzw. Personen, die ausserhalb dieses Kreises stehen, für sich. Die ÖVP soll sich den Dingen widmen, die wichtig sind, sonst kümmern sich andere darum.

higgs70

Naja, wer schon an Sterbebetten gesessen ist weiß, dass es manchmal das humanere ist, das Schmerzmittel zu erhöhen auch wenn das den Prozess
verkürzen sollte. Und es gibt Situationen, wo das Weiterleben so schrecklich ist und ohnehin nur von kurzer Dauer, dass man mir dann ein Morphinderivat reinhauen soll, bis zum Abwinken, ich muss beim unausweichlichen letzten Schnaufen kein Heldentum zelebrieren und irgendwessen Vorstellungen zu befriedigen gedenke ich auch dann nicht. Schwierig ist halt die Entscheidung durch Angehörige oder ob einer einfach nicht mehr will, weil er eine Depression hat. Aber solange noch ein Licht da ist, da rauszusteigen werden die meisten sich ohnehin ans Leben klammern, man hat nur eines. Nur wer wirklich gehen muss,sollte nicht unnötig leiden müssen.
Und weil man Sterbende bei uns gerne ins Besenkammerl verbannt, weil wir in einer Gesellschaft leben wo die Mehrheit erwachsener Menschen ein Sterbebett scheut wie der Teufel das Weihwasser (soviel Realität wollen unsere Realisten nicht), vielleicht noch der Hinweis: der Opa der noch weise Worte spricht und den Kopf zur Seite legt und sanft entschlummert ist eine Hollywood-Mär, genauso wie ich das "aufgeklärte Sterben mit der Prise Galgenhumor" für Utopie halte. Trotzdem sollte man sich dem stellen wenn man seelisch kann, denn alles was man dann für den Betreffenden noch tun kann, ist, ihn nicht allein zu lassen.

Beardy

In den 80ern hat sie sich so extrem katholisch gegeben. Wie ist diese jetzige Haltung mit der Kirchenehre vereinbar?

seidenstraße
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wer dem leben gerne ein ende setzen möchte, vermag diesen schritt gegenwärtig problemfrei setzen, ingrisch. das eigene unvermögen dazu - ausnahme bewusstseinsverluste - an ärzte zu delegieren, die sich der lebenserhaltung verschrieben haben, erscheint mir unverschämt. wer brückenspringend oder durch drogeneinnahme das tragen eines holzpyjamas anstrebt, möge mit diesem wunsch andere nicht belasten.

seidenstraße
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erwähntes thema besitzt natürlich auch eine andere seite der medaille, nämlich die jener personen, welche durch fehlen psychischer oder körperlicher fähigke je mit medizinethik befasst hat, kennt die schwierigkeit einer antwort auf fragen bezüglich patientinnenautonomie komatöser leute beispielsweise.

seidenstraße
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ich finde auf meinem monitor leider nur bruchstücke meines im original korrekten posts vor. tut mir leid.

strizzi49 melden

Sie haben offensichtlich den Artikel nicht erfasst! Hier gehts NICHT um die Selbstmörder, sondern darum, im Fall, dass man ein unheilbarer Pflegefall wird, in Würde sterben zu dürfen! Auch ich möchte meinen Lebensabend nicht an den Schläuchen einer Lebenserhaltenden Maschine verbringen! Und das möchte ich unmissverständlich, aus freiem Willen festhalten dürfen, z.b. auf der e-Card!

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@seidenstraße: Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr Posting (weil verstümmelt) richtig verstanden habe. Es scheint mir, als ginge es Ihnen um die Medizinethik und die Frage, ob Mediziner sozusagen Menschen "umbringen" müssten. Das müssen Sie nicht. Ein Arzt, der es erträgt, dass ein Mensch elendiglich zugrunde gehen muss, kann diese Hilfe ebenso wie eine Schwangerschaftsunterbrechung ablehnen. ff

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Ärzte, die genau wissen, dass dem Patienten nicht mehr zu helfen ist und seine Qualen noch so lange andauern, wie das Herz schlägt, werden Hilfe leisten. Ich bin der Meinung, dass der Eid zur Erhaltung des Lebens gut ist. Aber es muss halt auch ein lebenswertes Leben sein. Jemand, der sich nur mehr in Schmerzen windet, lebt nicht, er existiert nur mehr.

123harry
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das ist immer noch mein leben,wass will die Politik dabei????

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Die Politik hat in der Vergangenheit - wohl nicht ganz zu Unrecht - die Sterbehilfe verboten. Es ging darum, übereilte Entscheidungen durch Erben zu verhindern. Das müsste nun allerdings etwas gelockert werden. Nämlich dann, wenn der schwer kranke Patient rechtzeitig signalisiert hat, dass er a) keine lebensverlängernden Maßnahmen oder b) enorme Schmerzen nicht länger ertragen will.

aber der övp braucht am dringendsten Sterbehilfe, der agonisiert nur.

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