Der gemachte Mann

BZÖ-Mandatar im Interview: Über sein neues Leben, Haider und Bushido. Plus Wordrap!

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NEWS: Jörg Haider ist einst für mehr Sauberkeit in der Politik angetreten. Jetzt müssen Sie die Skandale aus der schwarz-blau-orangen Zeit aufarbeiten.
Petzner: Vorwürfe gibt es gegen alle Parteien. Man kann auch nicht eine ganze Partei für die Verfehlungen Einzelner verantwortlich machen. Das BZÖ hat sofort Konsequenzen gezogen. Damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, braucht dieses Land mehr Transparenz, ein strengeres Parteienfinanzierungsgesetz und schärfere Korruptionsbestimmungen.

NEWS: Peter Pilz ortet einen Interessenkonflikt, wenn ein BZÖler Korruption aufklärt.
Petzner: Mich unterscheidet von Pilz, dass ich nicht aus allem und jedem einen Skandal mache. Für mich steht die Aufklärung im Vordergrund, für andere die politische Inszenierung. Was aufzuklären ist, ist aufzuklären. Es gehört alles auf den Tisch, auch wenn es wehtut.

NEWS: Auch Sie ergreifen durch den Ausschuss die Chance, sich zu profilieren.
Petzner: Durch den U-Ausschuss nehmen mehr Leute wahr, dass der Stefan Petzner auch politische seriöse Arbeit macht. Natürlich, der Stefan Petzner liebt das Leben, er ist jugendlich in seinem Wesen und oft auch in seinem Verhalten. Aber auf der anderen Seite ist der Stefan Petzner auch ein harter politischer Arbeiter. Das ist bisher ein wenig unter dem Tisch gefallen.

NEWS: Bisher galten Sie vor allem als schräger Vogel.
Petzner: Ich gehöre zu den vier, fünf Abgeordneten, die fast jeder Österreicher kennt. Das ist grundsätzlich was Positives. Ich wollte nie dieser fade Parteipolitiker sein. Ich mag das Bunte, das Laute, das Andere.

NEWS: Das Image des Partymenschen stört Sie nicht?
Petzner: Ich höre jetzt dauernd „Für immer jung“ von Bushido (legt das Handy auf den Tisch und spielt das Lied ab). Denn Ereignisse wie Jörg Haiders Tod haben mir bewusst gemacht, wie kurz und wie kostbar das Leben ist, wie schnell die Jugend vergeht. Früher habe ich rund um die Uhr für Haider gearbeitet. Vielleicht hole ich heute nach, was ich damals versäumt habe. Das Leben ist ein Geschenk, man muss es genießen. Es macht Spaß, manchmal nach dem U-Ausschuss bis vier Uhr früh durch die Discos zu ziehen.

NEWS: Studieren Sie noch?
Petzner: Ich bin wieder an der Uni Klagenfurt inskribiert. Es fehlen nur mehr drei, vier Kurse, aber mir ist der Untersuchungsausschuss dazwischengekommen.

NEWS: Österreich wartet gespannt auf Ihre Diplomarbeit „Die Macht der Musik am Beispiel Udo Jürgens“.
Petzner: Und weil alle darauf warten, dass sie fertig wird, bleibt sie auch unvollendet. Es wird ein neues Thema geben, eher was Politisches.

NEWS: Wird das BZÖ überleben?
Petzner: In unseren eigenen Umfragen liegen wir um die acht Prozent. Ich bin überzeugt, dass wir im nächsten Nationalrat vertreten sind. Wenn alles perfekt läuft, ist ein zweistelliges Ergebnis möglich.

NEWS: Auf die Zugkraft des Parteigründers können Sie nicht mehr setzen.
Petzner: Jörg Haider wird in der Wahlwerbung auch nicht mehr vorkommen. Josef Bucher ist die Idealbesetzung für das BZÖ und die nächste Wahl, für den Rest lasse ich mir etwas einfallen. Die Slogans sind schon in meinem Kopf, das Rohkonzept ist fertig. Ich kann den Wahlkampf gar nicht erwarten. Das wird gut!

NEWS: Wie teuer darf er denn werden? Rechnen Sie schon mit Geld von Frank Stronach?
Petzner: Wir sind startklar.

NEWS: Hat er Unterstützung zugesagt?
Petzner: Dazu äußere ich mich nicht. Was ich sagen kann, ist, dass das BZÖ die Wahlkampffinanzierung offenlegen wird.

NEWS: Wen wollen Sie mit Ihrem Wahlkampf ansprechen?
Petzner: Wir sind die Vertreter der Steuerzahler, des Mittelstandes, der Wirtschaft. Unser Motto ist: Genug gezahlt. Wir wollen den Staat verschlanken und Steuern senken. Das BZÖ ist eine moderne bürgerliche Alternative für alle, denen die ÖVP zu altmodisch und die FPÖ zu weit rechts ist.

NEWS: Personen wie Peter Westenthaler, Gerald Grosz oder Ewald Stadler sind keine Magneten für diese Zielgruppe.
Petzner: Ewald Stadler ist einer meiner besten Freunde und engsten Vertrauten. Ich schätze ihn wie alle anderen Genannten sehr. Entscheidend ist, dass alle die Linie von Josef Bucher zu hundert Prozent unterstützen. Es gibt eine Harmonie in der Partei, die wir lange nicht mehr hatten.

NEWS: Garantieren Sie, dass diese Personen im Wahlkampf noch eine Rolle spielen?
Petzner: Die Kandidatenlisten werden in den Gremien demokratisch entschieden, wie in den Statuten vorgesehen. Die Gremien werden auch über mich entscheiden.

NEWS: Gibt es einen beruflichen Plan B? Was wurde aus Ihrem Zweitjob in Monaco?
Petzner: Ich mache gerne Politik, aber möchte nicht finanziell von ihr abhängig sein. Ich habe mit der Agentur Wagner einen Vertrag als freier Mitarbeiter. Es ist für mich eine Option für die Zeit nach der Politik.

NEWS: Was wollen Sie in der Politik noch werden? Minister?
Petzner: Ich habe nie Positionen angestrebt. Ich bin immer gemacht worden und damit gut gefahren. Durch Haiders Tod habe ich eine andere Einstellung zum Leben, eine innere Ruhe und Gelassenheit. Ich freue mich über die Sonne, über den Regen, über die kleinen Dinge des Alltags, anstatt daran zu denken, was ich noch werden muss. Das Leben ist schön, und ich bin zufrieden, so wie es ist. Ich sage oft einfach aus tiefstem Herzen danke zum lieben Gott, dass ich das, was ich als Kind immer werden wollte, schon so jung erreicht habe. Jetzt, mit 31 Jahren, kann alles andere kommen. Ich danke für jeden Tag, den ich auf dieser Welt sein darf, und freue mich auf das, was kommt. Alles hat seinen Sinn im Leben, auch Schicksalsschläge.

Das emanzipierte BZÖ-Buberl: Lesen Sie ein Porträt über Stefan Petzner im aktuellen NEWS Nr. 16/2012!