Was wurde aus Star-Kuh Yvonne?

Ausgebüxte Kuh versteckte sich vor fünf Jahren rund 100 Tage in einem Wald in Bayern

Vor fünf Jahren ist Kuh "Yvonne" zum Medienstar avanciert. Das aus Österreich stammende Fleckvieh büxte am 24. Mai 2011 vor der bevorstehenden Schlachtung in Bayern aus und versteckte sich im Wald. Alle noch so kuriosen Einfangversuche scheiterten. Am 2. September trabte sie plötzlich auf eine Koppel. Jetzt lebt sie friedlich auf Gut Aiderbichl in Deggendorf. Ihre Willensstärke ist ihr geblieben.

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Muh - Was wurde aus Star-Kuh Yvonne?

"Yvonne geht es sehr gut", schilderte Sonja Großmann von der Guts- und Stiftungs-Gesamtverwaltung von Gut Aiderbichl in Salzburg im APA-Gespräch. Die mittlerweile elfjährige Kuh ist nach wie vor temperamentvoll, eigenwillig und menschenscheu. "Nicht jeder geht gerne zu ihr in den Stall." Auch wenn sie keinen Fluchtversuch in Deggendorf unternommen hat, "das starke Selbstbewusstsein ist ihr geblieben", sagte Großmann.

Selbstbewusstsein hat Yvonne während ihres knapp 100 Tage langen Lebens in Freiheit bei Zangberg im Landkreis Mühldorf mehr als bewiesen. Nachdem sie von einer Weide entwischte und zur Sicherheitsgefahr erklärt worden war, weil sie vor ein Polizeiauto rannte, wurde sie zum Abschuss freigegeben. Gut Aiderbichl hatte Mitleid und kaufte die Ausreißerin, um sie vor dem Tod zu bewahren. Mitarbeiter versuchten allerdings vergebens, "die Kuh, die ein Reh sein will" einzufangen. Ein berittener Tierarzt scheiterte ebenso wie der Versuch, sie mit Leckerbissen zu ködern oder mit Dackel "Mirko" aufzuspüren. Verwandte Kühe als Lockvögel halfen ebenfalls nichts. Yvonne kam zwar in ihre Nähe, rannte aber angesichts eines Betäubungsgewehrs davon und wurde nicht mehr gefunden.

Lockrufe des Ochsen "Ernst" blieben erfolglos

Immer tiefer griffen die besorgten Tierliebhaber in die Trickkiste. Doch selbst "Gespräche" einer Tierkommunikatorin mit der Kuh sowie die Lockrufe des Ochsen "Ernst" und Hubschrauber-Suchflüge mit Infrarotkamera ließen "Yvonne" kalt, bescherten aber Gut Aiderbichl die gesamte Saure-Gurken-Zeit im Sommer 2011 Schlagzeilen weit über die Landesgrenzen hinaus. Selbst der New York Times war sie einen Bericht wert.

Vielleicht brauchte die Kuh auch den Nervenkitzel des "Katz- und Mausspiels". Denn kaum waren Anfang September alle Fangversuche gestoppt, spazierte das Rindvieh nach wochenlangem Versteckspiel durch ein offenstehendes Gatter auf eine Weide in Ampfing und gesellte sich zu vier Kälbern. Vielleicht hatte Yvonne auch nur die Einsamkeit satt. Sie wurde vom Betäubungsexperten Henning Wiesner ruhig gestellt und auf den Gnadenhof nach Deggendorf gebracht.

Ob die freiheitsaffine Individualistin all jene, die sie einfangen wollten, bewusst an der Nase herumgeführt hat, wird ein menschliches Rätsel bleiben. Das Rind gehörte ursprünglich einem Bauern in der Gemeinde Krems in Kärnten und hieß damals Angie. Der Landwirt verkaufte die Kuh nach Bayern, wo sie gemästet und dann geschlachtet werden sollte. Sie war laut dem Kärntner Bauern die beste Kuh im Stall, aber immer schon sehr freiheitsliebend.

In Deggendorf hat sich Yvonne doch etwas sozialisiert. Sie hat seit ihrer Flucht auch etwas zugenommen, wiegt derzeit rund 600 Kilogramm und frisst gerne Obst und Kraftfutter. "Am wohlsten fühlt sie sich im Kreis ihrer Familie", erzählte Großmann. Yvonne teilt sich den Stall und die Weide mit ihren beiden Söhnen Orky und Friesi, der Ziehschwester Waltraut und deren Sohn Waldi. Nach wie vor haben die Menschen Respekt vor ihr. Wenn Besucher am Gatter stehen, kommt sie nicht wie andere Artgenossen auf die Gäste zu und lässt sich streicheln. Großmann: "Sie ist eine willensstarke Kuh und keine, die gerne schmust."

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