"Hinter Corona
steckt Gabalier"

Nach halbjähriger erzwungener Untätigkeit üben die Staatskünstler am Coronavirus und den mit ihm verbundenen politischen Verwerfungen bittere Vergeltung. Ab 7. Oktober signalisieren sie im Wiener Rabenhof die Auferstehung der halbtoten Branche

von Staatskünstler - "Hinter Corona
steckt Gabalier" © Bild: Ricardo Herrgott

Sich mit den Staatskünstlern auszutauschen, ist an dieser Stelle Routine: Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba sind mit ihren Programmen die verlässlichsten Diagnostiker der österreichischen Realität. Sie belassen es dabei nicht bei der rasierklingenscharf zugeschliffenen Pointe, sondern recherchieren auch in politischen Grauzonen. Mittlerweile ist auch über der Kabarettbranche die Welt zusammengebrochen: Als im März die Republik zusperrte, verloren die freiberuflichen, stets auf ihrer Unabhängigkeit beharrenden Kleinkünstler über Nacht jedes Einkommen. Jetzt haben die Bühnen wieder geöffnet, dürfen aber nur vor einer Handvoll Publikum spielen. Und die Staatskünstler tragen dafür Sorge, dass über dem pandemischen Generalthema die politischen Abgründe nicht unausgeleuchtet bleiben.

Wir halten hier seit längerer Zeit quasi einen Jour fixe ab, und jedes Mal geht inzwischen verlässlich die Welt unter. Und jetzt ist sie erstmals wirklich untergegangen.
Palfrader: Aber wir waren's nicht.
Maurer: Ausnahmsweise unschuldig.
Scheuba: Aber es stimmt schon, zum ersten Mal hatten wir jetzt nicht den Effekt ,dass der Untergang für uns als Satiriker etwas bringt. Wenn in der Politik etwas passiert, haben wir wenigstens den Motivierungseffekt, dass wir etwas draus machen können. Das ist in der jetzigen Situation nicht der Fall. Im Gegenteil, wir haben quasi Berufsverbot bekommen. Und wir sind froh und dankbar, wieder spielen zu können. Auch, weil sich in der Zwischenzeit viel aufgestaut hat. Das nicht kommunizieren zu können, ist bitter.
Palfrader: Wir haben vor lauter Scheren mit den Haxen schon keine Sohlen mehr auf den Schuhen.

© Ricardo Herrgott Thomas Maurer

Aber ihr werdet das Thema "Corona" doch nicht aus Respekt auslassen?
Palfrader: Na ja, wir haben schon etwas. Wir klären darüber auf, wie man gesundheitspolitisch korrekt lacht.
Scheuba: Wobei hier auch im Ernst Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Die Theater sind tatsächlich noch unbetroffen. Hier ist man wirklich sicher.
Maurer: Die Theater haben sich den Arsch aufgerissen und in teuerste Sicherheitsvorkehrungen investiert.
Palfrader: Dagegen haben wir es leicht. Wir müssen uns mit Umsatzrückgängen nicht herstellen, weil wir gar keinen Umsatz haben. Das kann sogar ein Trottel wie ich ausrechnen.
Maurer: Vor allem im Frühjahr war es ganz leicht.
Scheuba: Wir haben uns dafür gegenseitig in Langarbeit geschickt. Jetzt haben wir so viel Programm, dass wir ein Vierstundenprogramm füllen könnten
Maurer: aber leider ohne Pause eineinhalb Stunden spielen und mit tränenden Augen eine Lieblingsnummer nach der anderen herausschneiden.

Corona überlagert eben die anderen Themen.
Scheuba: Stimmt, wir haben auch etwas zum Thema Weltverschwörung. Es ist klar, dass die Leute endlich wissen wollen, wer dahintersteckt.

Und wer?
Scheuba: Ich sage nur folgendes: Es ist ganz anders, als die meisten Menschen glauben.
Maurer: Die Verschwörungstheorien im Internet sind nämlich nur Ablenkung von der eigentlichen Verschwörung, die ich aber nicht sagen kann, weil es zu gefährlich ist. Da wird man gleich gelöscht.
Palfrader: Der Artikel wird aus China gelöscht, und wahrscheinlich kriegt der Maurer dann ein Implantat. Mehr sag ich jetzt auch nicht, weil sonst krieg ich eines.
Scheuba: Aber ich traue mich. Wer stand am Anfang der Corona-Krise? Die Weltgesundheitsorganisation WHO. Wie wird die ausgesprochen? Englisch "who". Corona kommt uns alle sehr teuer, umgangssprachlich "teia". Und was liegt denn bei uns an der Thaya? Laa. Und was sagen die Skeptiker dazu?"Pah!" Und wo sagen sie es? Bei der Lou Lorenz in der "Zeit im Bild". Und jetzt füg das zusammen.

Ich komm nicht drauf.
Hulapalu! Jetzt weißt du, wer dahintersteckt.

Der Gabalier! So naheliegend, und keiner kommt drauf! Gibt es eigentlich sonst noch ein Thema?
Scheuba: Klar, die Politik liefert und liefert. Im Untersuchungsausschuss passiert so viel, und manche Politiker sind daran interessiert, dass alles zugedeckt wird. Sie stellen das Ganze hin, als wäre es nur eine Schlammschlacht und ein leeres Hickhack, während dort tatsächlich interessante Sachen herauskommen
Maurer: Im Gegensatz zu den immer mühsameren Auftritten des Herrn Bundeskanzlers in seiner neuen Rolle als Erzengel Michael, der mit flammendem Schwert und väterlicher Strenge uns allen den Weg weist und dazwischen das eine oder andere Coronavirus ganz einfach zertritt.
Palfrader: Es ist nicht nur vergnüglich, wenn man das dauernd im Fernsehen sieht.
Maurer: Es hat ungefähr die Frequenz wie früher die Programmansage. Wenn du aufdrehst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du statt der Programmansagerin den Kurz siehst.

© Ricardo Herrgott Florian Scheuba

Vielleicht verdanken wir das ganze Dilemma mit den zu frühen Lockerungen und den jetzigen drakonischen Maßnahmen nur der Tatsache, dass Anschober höhere Beliebtheitswerte als der Kanzler hat?
Scheuba: Das ist sogar noch etwas wahrscheinlicher als die Hulapalu-Theorie! Davon kann man sogar mit Gewissheit ausgehen.
Maurer: Obwohl man fairerweise sagen muss, dass das Ganze nicht nur taktisch zu sehen ist. Sebastian Kurz hat ein ganz ehrliches, tiefes Gefühl des Unverständnisses dafür, dass ihn irgendjemand nicht großartig findet. Nur, weil man immer sagt, er hat keine Überzeugungen: Das ist die ethische Leitlinie, an der er sich abarbeitet.
Scheuba: Und ich habe eine neue Theorie zum Regierungspersonal. Dank Schallenberg, der uns auf die zu vermeidenden Pull-Effekte aufmerksam gemacht hat. Pull-Effekte sind alles, was unser Land freundlicher, schöner und lebenswerter macht, wodurch immer mehr Menschen von woanders zu uns wollen. Das gilt es, zu verhindern! Durch alles, was unser Land schiacher, unfreundlicher und weniger lebenswert macht. Das erklärt auch so manches an unserem Regierungspersonal, das sich teilweise aus Push-Effekten zusammensetzt. Wenn ich zum Beispiel irgendwo bin und mir denke: "Eigentlich möchte ich nach Österreich", und dann sehe ich Finanzminister Blümel auf den Wiener Wahlplakaten
Maurer: Wobei man den Mut bewundern muss, das Gesicht mit dem Wort "Leistung" zu plakatieren. Die klassische Text-Bild-Schere.
Scheuba: Wobei mein Lieblingsplakat doch das von der FPÖ mit dem Mann mit dem Messer ist. Da stellt ein Vermummter einer schreienden Frau mit erhobenem Messer nach. Ich glaube, dass da der FPÖ Unrecht getan wird. Das ist ein verantwortungsvoller Mund-Nasen-Schutz-Träger, der einer rücksichtslosen Aerosol-Emittentin zeigt: So nicht!
Maurer: Er schneidet sich wahrscheinlich gerade einen Fetzen aus der Jacke, um ihr einen Mund-Nasen-Schutz aushändigen zu können. Mit einem Wort: Immer, wenn ich denke, es geht nicht noch depperter bei jedem FPÖ-Wahlkampf war ich sicher, dass das Reindl endgültig ausg'schert ist.
Palfrader: Das war bei mir, wie der Ausländer mit der Scheibtruhe voller Geld abgehauen ist. da hab ich mir gedacht: Oida!
Maurer: Mir hat gefallen, dass irgendjemand in der Stadt die Bilder vom Herrn Nepp mit einem sauber fotografierten, gut ausgeleuchteten Oaschloch überklebt hat.
Scheuba: Ein Fall von Bild-Doppelung.

Wohin führt uns denn die Regierungspolitik zu Moria?
Palfrader:
Ich würde mir wünschen, dass die ÖVP bei Steuerflüchtlingen genauso konsequent ist wie bei Geflüchteten. Mit den Milliarden, die man dadurch einnehmen würde, könnte man sehr, sehr viele Menschen unterstützen.

Und wie lang stehen die Grünen ihre Verbiegungen vor Kurz und Blümel noch durch?
Palfrader:
Ich denke, dass die Grünen das noch lange aushalten. Ob ihre Wähler diese Geduld ebenfalls aufbringen werden können, steht auf einem anderen Blatt.
Scheuba: Norbert Hofer scharrt jedenfalls schon in den Startlöchern und hofft auf einen fliegenden Wechsel.

© Ricardo Herrgott Robert Palfrader

Und die Wien-Wahl?
Palfrader:
Wir haben am Anfang einen Stand-up-Teil, in dem Platz für das Tagesaktuelle ist.
Maurer: Aber wenn wir einen Bürgermeister Blümel haben, kommt eine eigene Nummer.
Palfrader: Ein eigenes Programm.
Scheuba: Wenn die SPÖ doch nicht die absolute Mehrheit kriegt, wird der Druck auf den Ludwig wachsen, Österreich von diesem Finanzminister zu befreien und ihn als Vizebürgermeister zu nehmen, wo er weniger Schaden anrichten kann.
Maurer: Ich hätte mir auch nicht gedacht, dass ich einmal den Satz sagen werde: "Verglichen mit dem war der Grasser eine Koryphäe."

Kann es denn passieren, dass die steigenden Zahlen Ludwig noch ernstlich gefährden?
Palfrader:
Nein.
Maurer: Nein. Sie müssen nur schauen, dass sie das Chaos zu Schulanfang in den Griff bekommen. Aber grundsätzlich wird Corona als etwas Schicksalhaftes gesehen, das sich nicht auf die parteipolitische Präferenz auswirkt.
Scheuba: Nein, obwohl der Doskozil daran arbeitet, weil er gern der zukünftige starke Mann der SPÖ werden möchte. Und nicht der Mistkübler
Palfrader: schöne Wadeln hat er!
Maurer: Der Doskozil wird demnächst kontern, indem er in Eisenstadt einen Kanal ausräumt.
Scheuba: Da bleibt er stecken. Aber was Wien betrifft, ist die Konkurrenz zu schwach. Blümel hat es geschafft, sich von einer tollen Ausgangsposition total abzunutzen. Hebein ist ein Minderheitenprogramm auch für Grün-affine Wähler.

Es ist nicht jedermanns Sache, sich in einer sechsspurigen Abgashölle zu sechst in einen Swimmingpool zu stürzen.
Maurer:
Obwohl, als Junge haben wir alle depperte Sachen gemacht.
Scheuba: Aber der Wählerbringer schlechthin war es auch nicht. Da ist noch CO-angereicherte Luft nach oben.

Von der FPÖ brauchen wir nicht mehr zu reden?
Palfrader:
Nepp wirkt wie ein Volksschüler, der ein Strache-Kabarettprogramm machen will.
Maurer: Wenn der Strache schon die unscharfe Raubkopie vom Haider war, ist der Nepp das, was sich, wenn es feucht wird, am Blattl drunter durchdrückt.
Scheuba: Die Neos sind arm. Die haben als Einzige nichts Schlimmes angestellt.
Maurer: Parlamentarisch haben sie sogar gute Arbeit geleistet
Palfrader: Für so eine kleine Partei eine tolle Leistung. Aber keiner bemerkt sie.
Scheuba: Extra-Lob für Steffi Krisper! Sie treibt den U-Ausschuss massiv an.
Palfrader: Und dass sie das mit dem Oasch gesagt hat, dafür hat sie eigentlich ein paar Stimmen verdient.
Scheuba: Wer von uns sagt nicht dreimal am Tag "des geht ma am Oasch".
Maurer: Entschuldigung, aber meine Mutter hat mich anders erzogen.
Scheuba: Und das ist dir so am Oasch 'gangen, dass du Kabarettist geworden bist.

Ihr seid aber in Fahrt! Seid ihr auf Speed?
Palfrader:
Ich hab mein Lebtag weder Kokain noch Speed genommen.
Scheuba: Vor allem nicht Montag um zehn Uhr 30.

Bei mir sind es drei Red Bull um acht.
Maurer:
Das trinke ich alle drei Jahre, und der Effekt ist frappant, weil sich der Körper in einer Immunreaktion dagegen aufbäumt.
Scheuba: Und denk an das mahnende Beispiel von Karl-Heinz Grasser mit 14 Red Bull am Tag! Dass da die Gesundheitsbehörde nicht einschreitet und sagt: "Tut uns leid, wir haben das unterschätzt"!
Maurer: Grasser hat auch gesagt, Bahnfahren ist ein Blödsinn, weil er mit dem Auto in zwei Stunden in Klagenfurt ist.
Scheuba: Nach dem vierzehnten Red Bull kein Problem. Es tut uns übrigens weh, dass wir uns so wenig um Grasser und seinen Prozess kümmern können. Dabei hätte ich einen Hilfsvorschlag für ihn. Es läuft ja offensichtlich alles auf dieses problematische Schwiegermuttergeld hinaus. Dass sie bis zum heutigen Tag nicht bereit ist, zu bestätigen, dass das ihr Geld war. Damit ist die ganze Verteidigungsstrategie im Problemfeld. Mein Vorschlag wäre, dass er einfach sagt: Die Schwiegermutter hat schon so viele Schönheitsoperationen gehabt, es ist ja kein Wunder, wenn er sie verwechselt hat. Oder sie hat so viele Schönheitsoperationen hinter sich, dass es sich technisch gar nicht mehr um dieselbe Person handelt!
Maurer: Juristisch ist sie nicht mehr dieselbe Person! Das ist, als ob du ein Auto so lange mit Ersatzteilen operierst, bis du ein anderes Auto hast.
Palfrader: Wenn du so lange Ersatzteile einbaust, bis du statt einem Opel Kapitän einen Volvo hast.
Scheuba: Das könnte dem Karl-Heinz helfen. Wo er doch schon gesagt hat, dass er Bargeld nehmen musste, weil Wochenende war und er daher keine Überweisung durchführen konnte.
Maurer: Das war noch die alte Gewerbeordnung, wo das Internet am Wochenende zu war.

Wird er denn überhaupt jemals verurteilt werden?
Palfrader:
Ich glaube, er hat eine Chance, wenn er darauf plädiert, dass seine Haare haftunfähig sind. Seine Frisur kann in dem Zustand nicht aufrecht erhalten werden. Den Richter möchte ich sehen, der die Haare von Karl-Heinz Grasser einsperren will. Die überleben das sicher nicht.
Maurer: Mich wandelt die Frage an, ob Grasser im Verhältnis zu seiner Bedeutung in diesem Gespräch nicht etwas breiten Raum einnimmt.

Na gut. Hat jemand von Ihnen eine Theorie, welche Art Licht der Bundeskanzler kurz vor dem Quasi-Lockdown im Tunnel erblickt haben mag?
Maurer:
Die Notbeleuchtung vom Martin-Ho-Club.

Werden wir jetzt pragmatischerweise halbernst. Ist die Kabarettbranche seit Corona nicht in bösem Zustand?
Scheuba:
Sie ist die unabhängigste Branche innerhalb der Kunstszene, und man hat schon vom Selbstverständnis her gesagt: Subvention geht in keiner Weise. Aber wenn man uns die Möglichkeit zum Auftritt nimmt, ist das ein Problem. Dann muss, wie bei anderen Berufen auch, etwas unternommen werden. In der Schweiz wurde das Problem rasch erkannt und gelöst: Alle in der Kulturbranche, egal, ob es die Oper oder einen Hobbychor betrifft, bekommen 80 Prozent des Verdienstentgangs ersetzt, und zwar vom ersten Tag an. Die österreichische Variante ist bislang: null Prozent, dafür nie.
Maurer: Meine Steuerberater sagen mir, dass ich zu viel Umsatz gemacht habe, um etwas zu kriegen.

Frau Lunacek wurde jedenfalls maßgeblich von eurem Kollegen Lukas Resetarits in den Ruhestand befördert.
Scheuba:
Es ging nicht um die Person, sondern darum, dass zwei Monate nichts passiert ist. Man muss nicht unbedingt die Kompetenz haben, um ein Amt auszufüllen. Aber dann muss man es durch Fleiß kompensieren. Und Frau Lunacek hat zwei Monate nichts gemacht. Es wurde nicht einmal ein Gespräch mit dem Finanzminister gesucht. Das war ein Skandal, auf den heftig reagiert werden musste. Und auch die Medien müssen hergenommen werden. In der "Presse" ist vor ein paar Wochen ein Kommentar erschienen: Grafenegg sei kurz vor Ischgl zum Stillstand gekommen. Realiter war in Grafenegg eine später positiv getestete Person bei einem Empfang der Landeshauptfrau, an diesem Tag wahrscheinlich noch gar nicht angesteckt, und es gab keine Folgeinfektionen! So ein Kommentar schadet einfach sehr und gehört nicht einmal als Leserbrief veröffentlicht.
Maurer: Es gibt halt eine unterschiedliche Gewichtung auch in der Bundespolitik, welche Branchen wirklich wichtig sind. Ich prognostiziere, dass im Verlauf des Jahres 2021 eine große Rettungsaktion mit viel Geld zugunsten der notleidenden Immobilienbranche kommen wird. Es gibt ja das Gerücht, dass schon vorher trotz massiven Leerstands neue Tower gebaut wurden. Und jetzt mit dem Homeoffice ist es ein besonderer Schicksalsschlag, dass die Bürokapazitäten, die nie jemand gebraucht hat, leer stehen. Ich gehe davon aus, dass die Wirtschaftspartei ÖVP für die notleidenden Stumpfs und Benkos ein Rettungspaket schnüren wird.
Scheuba: Was uns zu einem riesengroßen Thema bringt, das in den Medien vollkommen unterrepräsentiert ist: nämlich zur Cofag, der Finanzierungsagentur des Bundes.
Maurer: Das größte Finanzpaket der Zweiten Republik wird nicht vom Ministerium oder einem Amt verwaltet, sondern von einer eigens dafür gegründeten Ges. m. b. H., die überhaupt erst in zwei Jahren dem Rechnungshof etwas vorlegen sollte. Wer warum was und wie viel oder auch nichts bekommt, weiß auch der Antragsteller nicht, denn aus Datenschutzgründen muss keine Auskunft gegeben werden. Und auch das Parlament hat keinen Anspruch auf Informationen über die Vergabe der Gelder.
Scheuba: Da wird im Sinn des Nachhaltigkeitsgesetzes für die Korruption von morgen vorgebaut.
Palfrader: Es gibt auch keine Obergrenze, als Großunternehmen kann man immer und immer wieder den Maximalbetrag beantragen, aber wer das bekommt, darf aus Datenschutzgründen nicht bekanntgegeben werden.
Scheuba: Kennt ihr das mit dem Werbebudget?
Palfrader: Nein.
Scheuba: Die Cofag hat ein Werbebudget von 800.000 Euro. Laut Cofag-Chef wird das aber nicht für Eigenwerbung, sondern für die Homepage und für Medienanfragen verwendet. Das wird dann eine Luxushomepage wie einst die von der Industriellenvereinigung für den Grasser.

Zurück zum noch bittereren Ernst: Vor wie vielen Leuten könnt ihr hier unter den Abstandsregeln auftreten?
Maurer:
200 bis 220. Wenn weniger Einzelbesucher und mehr Vierergruppen kommen, ist es günstiger.

Und zahlt sich das wirtschaftlich irgendwie aus?
Maurer:
Um ehrlich zu sein: Nein. Und auf Tournee spielen wir, damit es für die Veranstalter überhaupt machbar ist, für eine Gage zweimal hinter einander. Aber andererseits sind die Veranstalter, denen es nicht besser als uns geht, unsere Partner. Also hilft man sich gegenseitig. Und man darf nicht vergessen, dass an jeder Vorstellung auch ein riesiger Rattenschwanz an weiteren Beschäftigten - Technikverleihern, Ton-und Lichttechnikern, Bühnenarbeitern bis zum Buffetpersonal - hängt.
Scheuba: Und je länger nicht gespielt werden kann, desto mehr und immer wieder aufs Neue wird verschoben. Noch ist es teilweise ja möglich, dass wir auftreten, viele Veranstalter und Häuser sind wirklich sehr darum bemüht, dass Vorstellungen stattfinden. Und wir freuen uns über jeden Besucher, der ins Theater kommt.
Maurer: Eine Prognose, wie der Herbst laufen wird, gibt es nicht.
Scheuba: Es gibt aber auch Hoffnung, Der Mölzer hat gesagt, das Handy von H.-C. Strache gibt Stoff noch für die nächsten zehn Jahre. Das ist doch zumindest eine ganz kleine Form beruflicher Absicherung. Ich würde den Strache bitten, uns diese Daten zur Verfügung zu stellen, um das Kabarett zu retten.

Ein Schlusswort?
Scheuba:
Jetzt erst recht.
Maurer: Schließe mich meinem Vorredner an.
Palfrader: Koste es, was es wolle.

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