Seid ihr nicht zu alt für den Scheiß?

Die Bands Sportfreunde Stiller und Heinz aus Wien werden zwanzig

Was die Sportfreunde Stiller und Heinz aus Wien gemeinsam haben? Vor allem gibt es sie schon sehr lange. Genauer gesagt, 20. Zum Jubiläum gibt's von beiden neue Musik und wir haben frech gefragt, ob sich die Indie-Popper nicht schön langsam zu alt für den Scheiß fühlen.

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Wenn man Mitvierziger nach ihrem werten Befinden fragt, kommt immer was mit dem Rücken. Da enttäuscht auch Sportfreunde-Stiller-Sänger Peter Brugger nicht: "Manchmal kommt bei einem Konzert der Part von einem Lied, bei dem ich einen Dance-Move reinhauen will. Nur der Dance-Move kommt nicht, weil mein Kreuz so steif ist", erzählt er lachend. "Ansonsten bin ich superfit." Das liegt sicher am Geburtstag, statuiert Michi Gaissmaier von Heinz aus Wien, der am selben Tag geboren ist - und sogar im selben Jahr, 1972. Doch das ist nicht die einzige Parallele: Die Bands der beiden Freunde sind gemeinsam groß geworden und halten jetzt bei beachtlichen zwei Jahrzehnten im Musikbusiness.

Zeitmaschine mit wenig Akkorden

Seit Mitte der Neunziger stehen die "Sportis" und Heinz für Indie-Pop mit Herz, bei dem es darum geht, Freude am Leben zu vermitteln. Mitsingsongs wie "Ein Kompliment" und jetzt "Ein Geschenk" (Sportfreunde Stiller) oder "Lieb im Prinzip" und "Du bist der Grund" (Heinz aus Wien) teleportieren einen, wenn man will, mit wenigen Akkorden in die guten alten Zeiten. Und haben bei vielen deshalb einen Fixplatz auf ihrer Party-Playlist.

»Wenn ich noch genauso wäre wie früher, wäre sowieso was falsch.«
Sportfreunde Stiller und Heinz aus Wien
© Catharina Heindl

Mit 20 Jahren auf dem Buckel - greift man da andere Themen an? "Das passiert automatisch. Wenn ich noch genauso wäre wie früher, wäre sowieso was falsch", sagt Heinz-Sänger Gaissmaier. Sportfreunde-Bassist Rüdiger Linhof meint: "Die ganze Tiefe des Lebens ist spürbar, wenn die Menschen in Kontakt mit der Musik treten. Das verändert etwas im Kopf." Auch das Bandmiteinander habe mit den Jahren ein anderes Level erreicht. "Wir haben in den 20 Jahren viel erlebt", sagt "Sportis"-Sänger Brugger. "Viel Sturm, viel Gegenwind, totale Euphorie, aber auch ruhige Momente, in denen wir uns Pausen gegönnt haben, auch voneinander." Auch ihre Familien hätten die Prioritäten verändert. Das Umgehen mit diesen Veränderungen thematisiert auch der Jubiläums-Tonträger: "In 'Sturm & Stille' geht es um das Versprechen, dass man füreinander da ist, wenn es stürmt und still um einen wird."

»Natürlich schaue ich manchmal zurück und denke mir: Wie geil war das damals!«

Heinz erlebte seine Höhen und Tiefen ähnlich, wenn auch mit weniger Druck: "Wir wollten nie nur von der Musik leben müssen, deswegen haben wir uns auch immer Raum für Privates gegeben", sagt Gaissmaier. "So sammelt man Kraft, wieder was gemeinsam machen zu wollen." Manchmal vermisse er jedoch die frühere Unbeschwertheit. Linhof geht es da ähnlich: "Natürlich schaue ich manchmal zurück und denke mir:'Wie geil war das damals!' Aber gleichzeitig weiß ich auch, wie toll und besonders das Leben ist, das ich heute führe." Man müsse die Dinge nur mit jener Gelassenheit betrachten, die zum Glück das Alter mit sich bringt. Michi Gaissmaier sieht es so: "Ich bin nicht zu alt für den Scheiß, der Scheiß ist zu jung für mich."

Sturm und Stille
© Sportfreunde Stiller

Das neue Album der Sportis ("Sturm und Stille") ist bereits im Handel, Heinz bringt am 28.10. die erste Single ("Mach die Augen auf") als Vorboten für das Album im Februar 2017 heraus.

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