Spitalskeime sind für Kranke oft tödlich

Es war kein "Ausbruch", es wurde niemand krank. Aber die Detektivarbeit von Dr. Regina Watschinger (Institut für Hygiene und Mikrobiologie) hat für Aufsehen erregt: Mittels akribischer Fahndungsarbeit entdeckte sie, dass Thermoskannen in Spitälern ein guter Nährboden für resistente Bakterien sind.

Spitalskeime sind für Kranke oft tödlich

Der Hintergrund: Routinemäßig werden an dem Linzer Spital zwei Mal wöchentlich an bestimmten Abteilungen Bakterien-Kulturen zur Überwachung ("Survey") der Keim-Flora gemacht. Dr. Watschinger: "Man schaut nach, was da wächst." Auf diese Weise wissen die Spitalshygieniker immer, welche Bakterien da in der Spitalsumwelt vorkommen und können bei Infektionen auch sofort die optimalen Antibiotika für die Patienten aussuchen.

Die Expertin: "Wir machen das bei Patienten mit Neutropenie (z.B. Kranke mit durch Krebs-Chemotherapie oder nach Knochenmarktransplantationen schwerst geschädigtem oder erst wieder im Aufbau begriffenem Immunsystem, Anm.) und an der Intensivstation." Der Grund dafür: Gerade solche Kranke sind am meisten durch Spitalskeime gefährdet. Das kann lebensbedrohlich sein.

Keime auf einer Magensonde
Bei der Untersuchung fiel der Mikrobiologin Folgendes auf: In einer Magensonde von einem chirurgischen Patienten fanden sich Acinebacter baumannii-Keime, die auch noch multiresistent gegen Antibiotika waren. Die Frage der Spezialisten: "Woher kommen die Bakterien?"

Dr. Regina Watschinger suchte und suchte nach der Quelle für die Keime. Kein Krankenhaushygieniker schläft wirklich ruhig mit einem Antibiotika-resistenten Bakterium, das sich in seinem Spital eingenistet hat und dessen Herkunft er nicht kennt.

"Wir hatten praktisch schon aufgegeben." Als aber die Intensivstation des Linzer Elisabethinen-Spitals in einen Neubau übersiedelte und binnen kurzer Zeit auch dort vereinzelt Acinetobacter baumannii-Keime festgestellt wurden, wurde der Expertin klar: Irgendein Transportsystem hatte die Bakterien dorthin gebracht.

Schließlich wurde Watschinger fündig
Dr. Watschinger kontrollierte schließlich die Thermoskannen des Spitals - und wurde fündig: Da gab es einen offenbar recht üppigen Nährboden für Bakterien bis hin zum Schimmel. Bei den Thermoskannen handelte es sich um Typen älterer Bauart mit Glaseinsätzen.

Die Entdeckung der Mikrobiologin an ihrem eigenen Spital blieb übrigens kein Einzelfall. Insgesamt testete die Expertin 56 Thermoskannen von neun Krankenhausabteilungen in drei verschiedenen Spitälern. Knapp in der Hälfte der Kannen fanden sich Kontaminationen.

Wie kamen die Keime auf die Magensonde?
Blieb die Frage, wie denn die Acinetobacter baumannii-Keime auf die Magensonde kamen. Das hatte einen spezifischen Grund: Tee wird an Krankenhäusern auch zum Spülen von Magensonden etc. verwendet. "Mit irgend etwas muss man ja spülen", sagte die Expertin. Sonst verstopfen solche Katheter bzw. Sonden. Tee gilt da prinzipiell als sicher. Er müsste ja mit kochendem Wasser bereitet werden. Allerdings, wird der Tee in kotaminierten Thermoskannen aufbewahrt, sieht die Situation bald anders aus.

Die Gegenmaßnahme an dem Linzer Spital: Die Thermoskannen wurden ausgetauscht. Das Krankenhaus stieg auf modernere Behälter um, wie sie Wanderer und Bergsteiger verwenden: Die sind aus Edelstahl, Vakuumkannen und sozusagen aus einem Guss, in dem sich kaum Bakterien ansammeln können.