SPEZIAL: EURO-EINFÜHRUNG AM 01.01.2002

Eurorechner In rund einem halben Jahr, wenn die Pummerin Schlag Mitternacht das Jahr 2002 einläutet und Bankomaten erstmals Euro-Banknoten ausspucken, werden etliche Logistiker erleichtert aufatmen: Denn dann ist ein bisher noch nie da gewesenes Projekt geschafft - die Verteilung von 8.000 Tonnen Münzen und Scheinen der neuen Währung.

SPEZIAL: EURO-EINFÜHRUNG AM 01.01.2002

Die Euro, die in Österreich in Umlauf sein werden, wiegen 400 Mal so viel wie die berühmteste Glocke Österreichs.

Die Vorbereitungen hatten bereits 1995 begonnen. Jetzt, ein halbes Jahr vor der Einführung des Euro als Barzahlungsmittel, sind bereits mehrere tausend Tonnen über Österreichs Straßen gerollt - unter so strengen Sicherheitsvorkehrungen, dass keinem der Verantwortlichen auch nur ein Detail darüber zu entlocken ist.

"Von den 1,5 Milliarden Münzen, die in Umlauf kommen, sind bereits fast 1,4 Milliarden geprägt. Damit liegen wir genau im Plan", sagte der zuständige Nationalbank-Direktor Wolfgang Duchatczek. Im gesamten Euro-Land werden 50 Milliarden Münzen in Umlauf gebracht, dazu 14,5 Milliarden Banknoten, 340 Millionen Stück davon in Österreich.

Routen für Euro-Transport streng geheim
Die Organisation obliegt der GSA (Geldservice Austria), die als Tochter der Nationalbank das Cash-Handling betreibt und in allen Landeshauptstädten ausgenommen St. Pölten und Eisenstadt Außenstellen besitzt. In der - wegen beschränkter Lagerkapazitäten in der Münze am Wiener Heumarkt - längst angelaufenen Verteilungsphase eins werden die Euros zunächst in die Zweiganstalten der Nationalbank in die Landeshauptstädte transportiert. Zur Bewachung wurde das Gendarmerie-Einsatzkommando heran gezogen. Die Routen sind streng geheim.

In den dortigen Tresoren der Nationalbank wurde bzw. wird ohnehin umgebaut, womit es genügend "Zwischenlager"-Kapazitäten gibt. Für Extra-Bewachung ist gesorgt. "Wir arbeiten eng mit dem Innenministerium zusammen", betonte Duchatczek. Gewichtsmäßig entfallen von den 8.000 Tonnen übrigens nicht weniger als 7.600 auf die Münzen.

Phase zwei beginnt am 1. September. Ab dann werden die Banken beliefert. Dazu werden nach Kalkulation der Nationalbank 1.100 Transportfahrten - durch private Sicherheitsunternehmen - notwendig sein. "Die Logistiker müssen Ende August mit der Routenplanung fertig sein", sagte Duchatczek. Ehe die ersten Euro in den Geldtaschen der Bürger klingen, vergehen dann noch einmal drei Monate - so genannte Startpakete werden ab Mitte Dezember ausgegeben, womit Phase drei der Verteilung - zum Bürger - "sanft" anläuft.

Mag. Franz Brenner vom Innenministerium: "Aufgabe ist es, den in Österreich hohen Sicherheitsstandard bei Geldtransporten aufrecht zu erhalten, um eine mögliche Begleitkriminalität zu verhindern. Wir sind in der glücklichen Situation, dass die Zahl der Überfälle auf Geldtransporte von Banken - im Gegensatz zu Ländern wie Italien oder Frankreich - in den vergangenen Jahren praktisch bei Null lag." Das Risiko bei den Euro-Transporten wird von Fachleuten höher bewertet - denn der Euro ist für Kriminelle als Beute attraktiver als der Schilling. "Es geht auch darum, ausländische Täter abzuschrecken", sagte Brenner.

Geldfälscher bereits in den "Startlöchern"
Schließlich kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Vermutlich stehen auch Geldfälscher bereits in den "Startlöchern", die ein begehrliches Auge auf Euro-Banknoten geworfen haben. Da die Sicherheitsmerkmale derzeit ja noch nicht bekannt sind, könnten einschlägige organisierte Banden gut ein paar "Muster-Exemplare" brauchen.