Faymann bei der Löwinger-Bühne

Im letzten Sommergespräch mit dem Kanzler gab es kaum politische Inhalte

von Armin Wolf und Werner Faymann beim Sommergespräch © Bild: APA/BKA/ANDY WENZEL

Das letzte ORF-Gespräch war ein besonders schwieriges. Im Vorfeld wurde viel diskutiert, warum der Bundeskanzler nicht in der Lage war, einen Termin für die Aufzeichnung zu finden. Vielfach kam der Vorwurf, dass es dafür eigentlich gar keinen guten Grund gab. Es führte jedenfalls dazu, dass das Gespräch live stattfinden musste. Grillen, Nachtfalter und Käfer lenkten Aufmerksamkeit vom bisher hektischsten Gespräch ab. Möglicherweise lag die Hektik auch an der Live-Situation. Aber der hauptsächliche Grund waren zwei langen Episoden über den Lebenslauf Werner Faymanns und die Inseratenaffäre, die kaum mehr Zeit für andere Themen ließen. Im Eildurchlauf wurden Studiengebühren, Bundesheer und EU-Volksabstimmung abgehandelt. Für die schwerste Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte blieb ebenso wenig Zeit, wie für Bildung, Gerechtigkeits- und Steuerfragen. Auch zu den jüngsten Entgleisungen des FPÖ-Chefs wurde Faymann - im Gegensatz zu Spindelegger - nicht befragt.

Faymann in der Defensive

Dafür gibt es gute Argumente: Nachdem bis zum heutigen Tag unklar ist, ob sich Werner Faymann dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss stellen wird und ob es diesen überhaupt noch weiter geben wird, war es eine Notwendigkeit, dieses Thema umfassend zu erörtern. Schließlich ist es unter Umständen die einzige Gelegenheit, bei der der Bundeskanzler zu diesem Thema vor einem großen Publikum Stellung beziehen muss. Bei den Inseraten konnte der Bundeskanzler dann auch keine guten Argumente vorbringen und beim ebenfalls sehr notwendigen Thema U-Ausschuss hatten die Ausreden des SPÖ-Chefs schon fast einen grotesken Charakter.

Dafür gab es aber auch schlechte Gründe: Faymanns Widersprüche zur Frage wie viele Rechtswissenschafts-Lehrveranstaltungen er besuchte, mögen lustig gewesen sein, aber sie sind auch fast vollkommen egal. Fast 20 Minuten auf dieses Thema zu verschwenden, ließen für weitere Themen keine Zeit mehr übrig. Faymann beschwerte sich ebenfalls mehrmals zu Recht, dass man doch auch wichtige Themen besprechen könnte.

Auf die zwei erwartbaren Angriffe in den Themenfelder „Biografisches“ und „Inseratenaffäre“ war der Bundeskanzler ebenso erwartbar gut vorbereitet. Dass diese zwei Themen den Großteil des Gesprächs einnahmen, nervte Faymann zwar sichtlich, aber er konnte sich einigermaßen verteidigen. Dass er trotzdem eher schlecht ausstieg, lag daran, dass er nie in die Offensive ging. Über weite Teile des Gesprächs war er damit beschäftigt zu erklären, wie sein Jus-Studium verlaufen ist, weshalb er bei wem Inserate geschalten hatte und warum sein Verteidigungsminister seine Meinung wie ein Fähnchen im Wind ändert. Da kann man per se kaum überzeugend wirken. Faymann schaffte es zwar ein Desaster zu verhindern, aus dem Gespräch dürfte er aber beschädigter hervorgegangen sein, als er hineinging. Der Kanzler versuchte sich mit einer recht aggressiven Gesprächsführung zu behelfen, der Staatsmann kam daher kaum zum Vorschein. Das aggressive ging im Verlauf des Gesprächs immer mehr ins entnervte über. Zu offensichtlich war für den Kanzler und wohl auch für die meisten Zuseher, dass es nicht um Inhalte gehen würde.

Faymanns Studium

Das Thema von Faymanns Studium ist kaum interessanter als Glawischniggs zu schnelle Autofahrt. Ja es hat mit der Politik des Kanzlers nicht im Geringsten irgendetwas zu tun. Dass Faymann, wie die meisten seiner Vorgänger in den Sommergesprächen, keine Gelegenheit bekam auch über die Themen seiner Partei zu sprechen bleibt das große Manko dieser Gespräche. Mit Ausnahme von Michael Spindelegger, der als einziger auch inhaltlich in die Tiefe gehen durfte, war dieses Privileg keinem der geladenen Parteichefs vergönnt. Bezeichnenderweise schlug sich Spindelegger dann auch am besten.

Ganz Unrecht hatte der Bundeskanzler nicht, als er Armin Wolf vorwarf, hier im Stile eines Laienrichters zu agieren. Vier von fünf Gesprächen waren ein gehetztes Abklappern aktueller innenpolitischer Skandale. Jeder der geladenen Parteichefs kam beschädigter aus dem Gespräch als er hineinging. Die einzige Ausnahme bildete Michael Spindelegger, aber bei ihm war zum einen eine weitere Beschädigung nahezu unmöglich und zum anderen stand die Gesprächsführungunter anderen Vorzeichen.

Löwinger-Bühne statt Politik

Was außer Entertainment, die Beschädigung aller im Parlament vertretenen Parteien bringen soll, wird das Geheimnis des ORF-Teams rund um Armin Wolf bleiben. Inhaltlich blieb von den Sommergesprächen jedenfalls nichts übrig. Keine politische Ansagen, keine bemerkenswerten Analysen, keine innenpolitischen Themen. Bezeichnenderweise wird am Ende nur die groteske Spindelegger-Idee eines ÖBB-Verkaufs an Stronach und der ebenso gewagte Plan Buchers, Kärntner Landeshauptmann werden zu wollen, übrig bleiben. Es passt zum Charakter dieses Sommertheaters.

Schade, dass es letztlich nur Löwinger-Bühne gab. Dabei hätte der Bundeskanzler gestern, als er doch einmal kurz Zeit bekam, bewiesen, dass er zu einer erstaunlich gut informierten Abhandlung des Eurokrisen-Themas in der Lage gewesen wäre. Das war für viele interessierte Beobachter sicher überraschend. Bedauerlich nur, dass es dazu nicht mehr Gelegenheiten gab. Aber es macht auch nichts, schließlich wird am 12.9. in Karlsruhe „nur“ von deutschen Höchstrichtern über die weitere Zukunft der europäischen Krisenbewältigung befunden.

Mitten in einer tiefen Wirtschaftskrise und im Vorfeld wichtiger innen- wie außenpolitischer Themen, waren diese Sommergespräche noch eher Teil des sommerlichen Entspannungsprogrammes. Vielleicht wird ja im nächsten Jahr dazu Gelegenheit sein, auch über Politik zu sprechen. Dazu wird sicher beitragen, dass die Gespräche nächstes Jahr wieder einen anderen Interviewer bekommen.

Helfen könnte sicher, wenn man die Gesprächsdauer zumindest etwas ausdehnen würde. Sicher, kaum jemand schaut sich ein zweistündiges politisches Gespräch an. Aber 50 Minuten inklusive der Jugendporträts der Politiker sind einfach zu wenig Zeit um auch nur ein Thema umfassend abzuhandeln.

Kommentare

Das war unser Bundeskanzler......traurig, traurig, die Spitze war der Vergleich der Anzeigen mit dem ORF, eine Frechheit...
wo ist das Studium.... die Vorverurteilungen normalerweise kommen ja auch von der SPÖ,,,,
man kann wirklich niemanden mehr vertrauen

Ignaz-Kutschnberger
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So ist es... den Lebenslauf hätte man auch verkürzen können... Matura, Taxifahrer, keine bedeutenden Prüfungen an Universitäten, kein Uni-Abschluss, Unterschlupf in der SPÖ-Jugend bis zum 25. Lebensjahr wo er dann Landtagsabgeordneter wurde... So, glaub ich hab jetzt nicht mal 2 Minuten das erwähnt, wo Wolf mitn Kanzler 15 Minuten diskutiert hat, obwohl der Werner eh nie behauptet hat, dass er ein Studium abgeschlossen hat...und wen die Partei intern zum Partei-Cehf kürt, ist eigentlich Sache der Partei, oder?? Insofern hätte ich mir doch auch gewünscht, dass das ein oder andere interessante Thema angesprochen worden wäre... und wie da die Spitzen der SPÖ darüber denken... die wichtigen EU-Themen und Maßnahmen um Arbeitsplätze in Österreich zu SICHERN sind da wirklich eher nebensächlich am Sendungs-ENDE angesprochen worden...glaub da hätte man diese 15 Minuten Lebenlauf doch auf 2 Minuten verkürzen können und die anderen 13 Minuten für diese EU-Themen aufwenden...dennoch Respekt auch an Herrn Wolf.

Ignaz-Kutschnberger
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Vielleicht könnte man nächstes Mal eine zeitl. Begrenzung auf gewisse Themen geben... Private Ausbildung: maximal 5 Minuten, aktuelle Vorwürfe und Affären maximal 10 Minuten...und den Rest der Zeit Fragen über die Bewältigung aktueller Krisen in Österreich (die das ganze VOLK betreffen, nicht nur den Politiker oder die Partei selber!!) und Zukunftspläne der Parteien für unser LAND und unser VOLK !! Weil Wissen über die Vergangenheit ist zwar gut,...aber "vergangen ist vergangen"...entscheident ist, wie geht es in Zukunft weiter oder was wird die Zukunft bringen und was hat man aus möglichen Fehlern der Vergangenheit gelernt um es in ZUKUNFT anders - besser zu machen!!

Ignaz-Kutschnberger
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Dem Werner muss man bei der Gesprächs-Führung aber schon auch die Kritik machen...wenn ihm der WOLF eh schon das Brettl legt, was er nach der Matura gmacht hat...hätt er ja gleich auf den Zug aufspringen können und argumentieren, dass ihm schon in jungen Jahren die POLITIK wichtig war um etwas im Land zu verändern und gleich seine Pläne für die Bewältigung der aktuellen EU-Probleme einbauen können... und keine eindeutige Aussage zum Thema Rücktritt bei einer möglichen Verurteilung aus seinem eigenen Mund, wirft wie gesagt doch bissl Schatten auf seine Person und lässt den Eindruck entstehen als könnte es doch Gründe dafür geben, warum die SPÖ-Abgeordneten gegen ein Erscheinen bei einem U-Ausschuss sind...stundenlang mit Herrn Wolf über Wolfs-3-Themen zu diskutieren und nicht nach einigen Minuten selber aktuelle Problematiken die für das VOLK in Zukunft von entscheidenterer Bedeutung sein werden, als ein Taxi-Schein eines Herrn Faymann aufzugreifen, lag schon auch am Faymann Werner selber...ist ja durchaus ok zu jedem Themen kurz ein paar Sätze zu antworten...aber sich "stundenlang" damit aufzuhalten...da muss man halt dann selber gewisse Gesprächsrichtungen vorgeben...würd ich mir von einem KANZLER schon auch irgendwie bissl erwarten (also Fragen nicht von vorherein abblocken, aber nicht stundenlang darüber zu philosophieren, wenn man eh dazu schon einige Sätze gesagt hat)...weil wenn man schon die Gelegenheit hat vor einem großen Zuschauerkreis zu sprechen, möchte man ja normal im Interesse der Zuschauer mehr als nur 3 Fragen kurz beantworten...und nicht nur 2 Themen abhandeln in Zeiten, wo eine gewisse Unsicherheit in der ganzen EU zu spüren ist und es gilt, jetzt sinnvolle Lösungs-Ansätze zu präsentieren...Und wenn dem Herrn Wolf daran gelegen ist, sich nach einer Taxi-Berechtigungs-Prüfung zu erkundigen, kann man ihn ja gern nach der Sendung darüber noch ausführlicher informieren, um seine Neugierde zu stillen... :-) und ihn an die richtigen Stellen zu vermitteln, wo er seinen Taxi-Schein machen kann *grins

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jetzt weiss man warum die heute, und täglich alles so wichtig für hr. faymann sind,,,,
der schlägt noch den strache mit den unwahrheiten...

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