Software-Fehler kosten Österreich vier Mrd. Euro jährlich: Probleme bei Ausbildung

Europaweite Summe liegt bei 100 bis 150 Milliarden Experten fordern höheres Know-how der Entwickler

Die Schäden durch Software-Fehler steigen, weil immer mehr Geräte, vom Auto über das Handy bis zur Zentralheizung, umfangreiche Software enthalten. Der Software-Experte Les Hatton von der Universität Kingston in London schätzt den Schaden in Europa auf rund 100 bis 150 Mrd. Euro pro Jahr. Für Österreich bedeute dies rund 3 bis 4 Mio. Euro.

Software-Fehler kosten Österreich vier Mrd. Euro jährlich: Probleme bei Ausbildung

"Software-Fehler sind kein technisches Problem, sondern ein Problem der Ausbildung", betonte Hatton. Die Lösung liege nicht in besseren Tools oder straffer geregelten Prozessen, sondern in höherem Know-how der Entwickler, meinte Hatton. "Weltweit mangelt es schlichtweg an technischer Professionalität. Wir brauchen besser ausgebildete Techniker." Hattons wichtigster Rat an die Unternehmen lautet: "Findet Fehler früh!" Die Kosten eines Software-Defekts steigen extrem, je später er entdeckt wird. In der Planungsphase kann ein Fehler noch leicht und billig behoben werden, im fertigen Produkt betragen die Kosten mindestens das Dreißigfache.

Fataler Fehler an der Börse in Tokio
So verwechselte etwa ein Mitarbeiter des Finanzunternehmens Mizuho Securities im Dezmeber 2005 zwei Eingabefelder der Software der Börse von Tokio. Statt einer Aktie für 610.000 Yen (4.300 Euro) bot er 610.000 Aktien für jeweils 1 Yen an. Die Software akzeptierte die - völlig unlogische - Eingabe ungeprüft und sperrte noch dazu zehn Minuten lang jede Korrektur. Diese Zeit reichte aus, dass hunderttausende Kauforders getätigt wurden, der Kurs der Aktie ins Bodenlose fiel und für Mizuho Securities einschließlich Rückvergütungen ein Schaden von rund 40 Milliarden Yen (280 Millionen Euro) entstand. Der Chef der Börse Tokio und zwei Direktoren traten zurück.

Folgenschwere Software-Fehler in Österreich
Aber auch in Österreich sorgen Softwarefehler immer wieder für Aufsehen und enorme Kosten. So sorgte etwa ein Softwareerror im Wiener Arsenal im Herbst 2004 für den stundenlangen teilweisen Ausfall von Telefon-Festnetz und Handy-Verbindungen in Wien und Niederösterreich. Aufsehen erregte auch der Softwarefehler in den Handys der 65er-Serie von Siemens, der durch eine fehlerhafte Regulierung der Lautstärke zu Hörschäden führen konnte. Aktuellstes Beispiel ist der Ausfall der Straßenbeleuchtung in Teilen Wiens am 12. Jänner. Auf Grund eines Softwarefehlers bei Wienstrom fiel für wenige Minuten die Straßenbeleuchtung in mehreren Bezirken Wiens aus. (APA/red)