Julia Dujmovits' Liebe zum Sport

Ein Olympiasieg verändert so einiges. Nicht aber den Grund, Leistungssport zu machen.

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Snowboard - Julia Dujmovits' Liebe zum Sport

Wie sieht das Leben von Julia Dujmovits acht Monate nach dem Olympiasieg aus?

Dujmovits: "Ich bin voll in der Vorbereitung auf die neue Saison, das ist auch richtig cool. Die ersten zwei Monate nach den Spielen waren medientechnisch sehr stressig. Danach bin ich nach Maui abgehaut, das war wichtig für mich, damit ich mich dann wieder voll auf den Sport konzentrieren kann. Ich habe viel gelernt. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich es zum Beispiel vermisst, den Traum zu haben, Olympiasiegerin zu werden. Oder dafür zu trainieren. Ich wusste: passt, das habe ich erreicht. Dann habe ich mir überlegen müssen, wo es hingehen soll, welche Ziele für die nächste Saison ich habe."

Was ist beim Nachdenken rausgekommen?

Dujmovits: "Ich bin wieder draufgekommen, dass mir Sport so viel Spaß macht. Und es ist egal, ob ich jetzt Snowboarden bin oder Kiten gehe oder Stand Up Paddling. Ich liebe es, Sport zu machen. Und mit dieser Motivation gehe ich in die Saison. Ich sehe jedes Training, jedes Rennen als Challenge. In den letzten Jahren habe ich mich immer auf die Großereignisse konzentriert. Mir waren die ersten Weltcuprennen relativ egal. In der kommenden Saison ist mein Ziel, ab dem ersten Rennen voll dabei zu sein. Klar ist die WM im eigenen Land ein Wahnsinns-Event. Ich freue mich voll drauf, weil alle dort sein werden, Familie und Freunde."

»Ich liebe es, Sport zu machen.«

Haben die zahlreichen PR-Termine und Fotoshootings für Magazine als Olympiasiegerin dennoch Spaß gemacht?

Dujmovits: "Man stellt es sich immer vor, Olympiasiegerin zu werden. Aber ich habe nicht gewusst, was danach noch alles so kommt. Es war eine sehr spannende Zeit, es hat sich voll viel getan. Ich bin echt froh, dass ich mir gemerkt habe, dass mir der Sport an sich so viel Spaß macht und es mir nicht darum geht, überall in den Zeitschriften zu sein. Ich war schon ziemlich leer, als ich nach Hawaii geflogen bin. Normalerweise habe ich am Ende der Saison immer ein bisschen Zeit für mich gehabt zum Erholen. Das war heuer natürlich anders. Aber es wäre schade gewesen, wenn das alles nicht passiert wäre. Es fühlt sich gut an, so ein Riesenziel erreicht zu haben. Ich muss mir selbst nichts beweisen, kann einfach locker Snowboard fahren, das fühlt sich richtig gut an."

Genießen Sie nun mehr, was Sie tun?

Dujmovits: "Ich habe es immer genossen. Aber wenn man Ziele hat, will man natürlich alles genau auf den Punkt hinbekommen. Das wird auch in Zukunft so sein. Jedes Mal, wenn ich am Start stehe, will ich gewinnen, sonst brauche ich nicht starten. Aber es ist mir jetzt bewusster, dass es darum geht, gute Schwünge zu fahren, und nicht nur ganz oben zu stehen. Man kann auch ein gutes Rennen fahren und Sechster werden. Das ist vielleicht der kleine Unterschied."

»Es geht nicht nur darum, ganz oben zu stehen«

Haben Sie Änderungen im Training vorgenommen?

Dujmovits: "Das Sommertraining war komplett anders. Während zwei Monaten war ich kein einziges Mal im Fitness Center, im Jahr davor fast jeden Tag. Ich habe voll alternativ trainiert, aber voll viel, fast 30 Stunden in der Woche. Kiten, Stand Up Paddling, Yoga. Ich habe den Halb-Ironman auf Hawaii mitgemacht, das war voll die Herausforderung für mich. Ich gehe gern ans Limit. Wenn ich was will und mir was in den Kopf setze, dann kann ich das auch irgendwie durchziehen. Da bin ich definitiv an meine körperliche Grenze gegangen, ich war echt am Ende. Das zeigt mir dann, was ich irgendwie körperlich leisten kann und motiviert mich für die Saison."

Sie haben inmitten der vergangenen Saison Material gewechselt. Wie weit sind Sie heuer mit der Abstimmung?

Dujmovits: "Definitiv viel weiter. Es war der richtige Schritt damals. Klar, viele haben gefragt, ob ich jetzt den kompletten Knall habe, im Dezember ein anderes Board zu fahren. Ich hätte damit auch einfahren können, aber ich habe meinem Gefühl vertraut. Mittlerweile habe ich gelernt, dass dies das Wichtigste ist. Auch im Kondi-Training. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich leer bin, dass es mich nicht freut, dann macht es mehr Sinn, mich einen Tag auf die Couch zu legen. Ich trainiere gern, aber wenn ich keine Lust habe, hat das meistens irgendeinen Grund. Dass ich leer bin und Regeneration brauche."

Sie sind mit dem Ruderer Bernhard Sieber liiert und nach Möglichkeit jeweils bei den Rennen des anderen dabei. Wie wichtig ist das?

Dujmovits: "Es ist eine Hilfe, wir wissen, wie es dem anderen gerade geht. Am Anfang habe ich gedacht, mit Sommersport und Wintersport, das wird vielleicht schwierig mit den Terminen. Aber jetzt bin ich voll froh drüber, dass wir unsere Saisonen so aufteilen. Bei einem Großevent kann man nicht hundertprozentig abschalten, beim einen ist mehr Spannung da, da ist es gut, wenn der andere quasi im Normalmodus ist. Ich glaube, das ist ein Riesenvorteil für uns, dass wir das wissen, wie es uns beiden im Sport gehen kann. Umso mehr wissen wir die Zeit zu schätzen, wenn wir beide Urlaub haben. Dann gibt es keinen Leistungssport im Kopf. Dann machen wir, was uns gerade freut."

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