Slash beackerte Wien

"Gitarren-Streber" und Ex-Rosenkavalier präsentierte ein aussterbendes Handwerk

von
Konzert - Slash beackerte Wien

Seit der Auflösung seiner überlebensgroßen Stammband ist Slash auf Solopfaden unterwegs. Der Eintrag in das Klassenbuch der Gitarren-Streber ist ihm seitdem sicher. Dennoch hat der Lockenkopf, den einst ein schwarzer Zylinder zierte, längst nicht genug: Der Schaffensdrang hat den gebürtigen Briten erst in diesem Jahr zu einem neuen Opus gezwungen: "World on Fire" nennt sich das Werk, das Hardcore-Fans zu ekstatischen Kontenplünderungen verholfen hat. Nun gut, der Preis einer CD oder gar eines mp3-Downloads dürfte die Guns-'n'-Roses-Fans der ersten Stunde wohl kaum in Existenzängste getrieben haben.

Akustische Fotoalben

Und auch so klingt Slash im Jahr 2014: Ein Hardrock-Schmied, der mit seiner hart erlernten Kunst wohl nur mehr auf Wochenendveranstaltungen für Aufsehen sorgt. Ob Werke aus seinen einstigen Kollektiven Snakepit oder Velvet Revolver: Guns 'n' Roses bieten eine überlebensgroße künstlerische Schablone. Der Meister selbst greift in die Saiten, als hätte es diese ohnehin nie gegeben. Und darum klingen Originale wie der einstige Terminator-Titelsong "You Could Be Mine" oder die einst verruchte Hymne "Mr. Brownstone" nur mehr wie ein akustisches Fotoalbum aus Zeiten, als der Nihilismus des Grunge nur eine böse Vorahnung dessen war, was Anfang der Neunziger das alte Handwerk durch einen Batzen Emotion verdrängen sollte.

Schaler Nachgeschmack

Sänger Miles Kennedy macht dabei den revisionistischen wie auch tonangebenden Schritt vorwärts, wenn er zwar Axl Rose technisch in jedem Ton überlegen ist, das Drama der vokalen Vorlagen allerdings nicht im Ansatz zu erreichen mag. Und so hinterlässt Slash mit seiner erst seit wenigen Jahren doch homogen brillierenden Band einen schalen Nachgeschmack. Die Zurückhaltung des Guitar-Hero als überbleibender Rosenkavalier tat das seine: erst beim Guns-Klassiker "Rocket Queen" durfte der Meister des bluesigen Hardrock in Überlänge zeigen, warum er einst eine in der Rock-Hall-Of-Fame-geadelten Band wesentlich geprägt hat bis zum Klassiker "You Could Be Mine".

So viel Klasse gegenüber einem absoluten Liebhaber-Publikum wirkte in der Stadthalle allerdings Fehl am Platz. Auch ein ehemaliger Stadionrocker wie Slash hätte gut daran getan, wie etwa beim letzten Konzert das Gasometer in Wien zu beehren. So wurde die ohne große Bühneneffekte auskommende Show zur Mahnung an die Musikindustrie, die letzten Handwerker nicht zu vergessen. Und mit den finalen Finalen Nummern "Sweet Child O' Mine" und "Paradise City" wurden ohnehin Erinnerungen aufgefrischt, die Generationen überstehen dürften.

Kommentare