Hannes Reichelt glaubt an sich

Salzburger hat Kitz-Flop verdaut und rüstet für Tag X auf WM-Berg in Colorado

Obwohl Kitzbühel diesmal komplett danebengegangen ist, hat Hannes Reichelt mit Zuversicht den langen Flug zur Ski-WM in die USA angetreten. "Es ist einiges schief gegangen, aber ich habe Kitz bereits verdaut, weil ich gelernt habe, dass es im Sportlerleben ab und zu eben nicht so geht, wie man möchte", gab sich der Salzburger bei seiner Ankunft am WM-Ort Beaver Creek abgeklärt.

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Ski-WM - Hannes Reichelt glaubt an sich

"Dass Kitzbühel so danebengegangen ist, bedeutet nicht, dass ich nicht in Form wäre", versicherte Reichelt. Den Beweis hatte er eine Woche vor Kitz mit dem Abfahrtssieg beim Klassiker in Wengen geliefert. "Das", so Reichelt, "hat mich gut darüber hinweggetröstet."

Zur guten Laune trug bei, dass die WM-Rennstrecke in Beaver Creek fast maßgeschneidert ist für Reichelt. "Es ist beruhigend auf eine Strecke zu kommen, die dir liegt und nicht umgekehrt", freute sich der 34-Jährige auf den ersten Kontakt mit der berühmten "Raubvogelpiste" Birds of Prey.

Schnee-Experte

"Es wäre schlimm, herzukommen auf eine Strecke, auf der man noch nie etwas gerissen hat. Ich war hier aber schon sehr erfolgreich", verwies Reichelt auf seine drei Super-G-Siege hier 2005, 2007 und zuletzt 2014 sowie dass er als so etwas wie ein Spezialist für nordamerikanischen Schnee gilt. Jetzt interessiert den Routinier aber vor allem eines: "Am Tag X alles perfekt 'beinand' zu haben. Das ist das Schwierige bei einer Großveranstaltung. In Form zu sein, wenn es um alles geht."

Vor nicht allzu langer Zeit galt Reichelt als "Allrounder", hatte bis auf den Spezialslalom alles im Repertoire. Heute ist der Salzburger neben Olympiasieger Matthias Mayer der erfolgreichste ÖSV-Speed-Spezialist und hat mit Wengen, Kitzbühel und Bormio die ganz großen Klassiker gewonnen.

Sturz als Schock

Eine Entwicklung, die nicht ganz überraschend kommt. "Ich bin schon 2005 sehr gut Abfahrt gefahren, als ich mir über den Europacup einen Fixplatz geholt hatte. Dann gab es aber diese unglaubliche 'Brezen'. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich davon erholt habe habe", erklärte Reichelt, warum es am Ende doch länger gebraucht hat. "Ich habe viel an meiner Hocke gearbeitet, bin auch im Flachen schneller und vor allem technisch viel stabiler und sicherer geworden. Dann kannst du in der Abfahrt auch viel mehr riskieren."

Die entscheidende Abkehr vom Riesentorlauf kam freilich mit der Material-Revolution. "Ich wäre sehr gerne noch Allround-Skifahrer. Aber durch die Kurssetzung und die Spezialisierung geht das nicht mehr", bedauert Reichelt die Entwicklung im "Riesen". Ein Blick in die Startliste zeuge: "Es fahren genau noch zwei Abfahrer auch Riesentorlauf. Wenn ich mitfahre, sind wir drei. Das ist schon sehr bedenklich."

Er sehe sich daher nicht mehr als Riesentorlauf-Fahrer. "Obwohl ich gerne einer wäre und wieder werden würde. Aber meine Startnummer und die Kurssetzung sprechen derzeit klar dagegen."

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