Der Geist des Ungeistes

Heinz Sichrovsky über eine königliche Geste Peter Handkes

von Kultur - Der Geist des Ungeistes © Bild: NEWS/Herrgott Ricardo

Um einen Teil der Summe wird ein Kinderschwimmbad im Kosovo gebaut. Den Rest, so erklärte er, werde er „dem norwegischen Volk“ retournieren. Die 300.000 Euro hätte er gebrauchen können, aber er wollte sie nicht: Demonstranten in Ibsens Geburtsstadt Skien hatten ihn der Komplicenschaft mit Mordbrennern bezichtigt, weil er vor bald 20 Jahren Gerechtigkeit für Serbien gefordert hat, wissend, dass in einem Bürgerkrieg nie bloß einer der Böse ist. Nun hatten sich Provinzpolitologen lautstark gegen die Zuerkennung des renommierten Theaterpreises erklärt, und Repräsentanten der Weltmetropole Skien waren der Zeremonie ferngeblieben. Wir haben es hier mit dem nämlichen Ungeist zu tun, der unstatthafte Wörter aus Werken der Weltliteratur tilgt und sich dilettierend an Hymnentexten zu schaffen macht. Dieser Ungeist meint, darüber befinden zu dürfen, was ein Schriftsteller denken darf, und er verwechselt den Autor mit dem Werk. Interessant aber, was man aus dem Umkreis der Schwedischen Akademie hört: dass Handke wieder ernsthaft für den Nobelpreis im Gespräch wäre.

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