Von Helden und HysterikerInnen

Heinz Sichrovsky lobt das ÖNORM-Institut und Peter Stein

von Kultur - Von Helden und HysterikerInnen © Bild: NEWS/Herrgott Ricardo

Nie, werte Freunde dieser Kolumne, hätte ich es für möglich gehalten, dass ich dem Normungsinstitut ÖNORM je Sympathie, ja: stürmische Zuneigung entgegenbringen würde. Nun aber spricht sich die Behörde, die sich rühmt, mehr als 70 gesetzliche Richtlinien für die Erzeugung von Faschingskrapfen erstellt zu haben, gegen den Gebrauch des Binnen-I aus: jenes sprachperversen und frauenfeindlichen Konstrukts, das unterstellt, man müsse Journalisten zu JournalistInnen pfählen, um festzuhalten, dass auch Frauen des Schreibens mächtig sind.

Der zweite Held dieser Woche ist Peter Stein, der Übersetzer des antirassistischen Stücks "Die Neger" von Jean Genet. Von achtenswerten Gefühlen befeuerte Aktivisten, die man vor ihren politischen Beratern schützen sollte, forderten die Tilgung des weltliterarisch relevanten Werks aus dem Programm der Festwochen. Stein verweigerte den beabsichtigten Titelkompromiss "Die Weißen", und das ist ohne Einschränkung zu begrüßen. Das bedeutungsneutrale, über Jahrhunderte unkontaminierte Wort ist im Gefolge der amerikanischen Schändlichkeit "nigger" für den Sprachgebrauch schon verloren. Das ist zu akzeptieren, obwohl wir uns seitens der Vereinigten Staaten schon zu viel Alltag oktroyieren haben lassen. Zugriffsversuche auf die Kunst aber sind entschieden zurückzuweisen.

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