Wollen wir darauf verzichten?

Heinz Sichrovsky über eine großartige Woche in Wien

von Heinz Sichrovsky - Wollen wir darauf verzichten? © Bild: NEWS/Herrgott Ricardo

Es begann im Volkstheater, wo Michael Schottenberg bedauern lässt, dass diese Saison seine letzte ist. Mit der grandiosen Brecht-Interpretin Maria Bill brachte er „Die sieben Todsünden der Kleinbürger“ dorthin, wo diese Direktion einzigartig ist: zur Ironie und zum sozialen Ernst, zu Bildmächtigkeit und stilistischer Kompetenz in einem Genre, dessen Könner sich schon fast verflüchtigt haben. Dann leistete sich die Volksoper, das ärmste und stabilste Haus innerhalb der maroden Bundestheater- Holding, die österreichische Erstaufführung eines der größten lebenden Komponisten des Landes: Friedrich Cerha schrieb im Spätherbst seiner singulären Karriere die schwerelose Musikkomödie „Onkel Präsident“ und lukrierte eine Art Jubel, die sonst hauseigenen Musical-Produktionen vorbehalten ist. Am folgenden Sonntag schließlich zeigte die Staatsoper, dass sie im Tagesbetrieb einzigartig sein kann: Christian Thielemann brachte eine exzellent besetzte Repertoireaufführung der Strauss’schen „Ariadne auf Naxos“ auf Traumhöhe. Jedes der genannten Institute klagt qualifiziert über Etat-Not. Wir sollten uns überlegen, was hier gefährdet wird.

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