Unabhängiges Venedig?

Bewegung "Independenza Veneta" kämpft um Referendum - Vorbild Schottland

von Stockbild des Canale Grande in Venedig mit Schiffen bei Tageslicht © Bild: Thinkstock

"Unser Ziel ist, über einen demokratischen Weg die Unabhängigkeit Venetiens von Italien zu erreichen. Dieser Weg führt über ein Referendum, das auf internationalem Recht fußt. Die Einwohner Venetiens sind ein Volk und haben Recht auf Selbstbestimmung", sagt der 39-jährige Pizzati, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Ca' Foscari in Venedig und Gründer der im Mai entstandenen "Independenza Veneta".

"Das Regionalparlament Venetiens hat das Recht, ein Referendum auf regionaler Basis auszurufen. Wir haben dem Präsidenten der Region, Luca Zaia, bereits 20.000 Unterschriften zu einem regionalen Referendum für die Unabhängigkeit unseres Volkes vorgelegt. Zwei Drittel der Mitglieder des Regionalparlaments haben zugestimmt, eine Sonderversammlung einzuberufen, bei dem die Frage eines Referendums unter Aufsicht von Beobachtern der UNO und der EU überprüft wird, wie es auch in Schottland für das Jahr 2014 vorgesehen ist. Diese Versammlung findet diese Woche statt. Wir wollen über einen legalen, international anerkannten Weg unsere Autonomie erreichen", sagt der 39-jährige Pizzati im Gespräch mit der APA.

Referendum geplant

Das föderalistische Modell, wie es zum Beispiel die rechtspopulistische Oppositionspartei Lega Nord vorschlägt, ist laut Pizzati in Italien nicht umsetzbar. "Ein föderalistischer Weg, um zu einem Autonomiestatut nach Südtiroler Modell zu gelangen, erfordert die Zustimmung einer sehr breiten Mehrheit im italienischen Parlament, die wir nie erreichen können, weil die Unabhängigkeit Venetiens gegen die Interessen anderer Regionen stoßen. Der Weg der Unabhängigkeit ist einfacher zu beschreiten, weil er laut internationaler Verträge lediglich die Zustimmung der Mehrheit der Venetien-Bewohner erfordert. Wir sind keine Untertanen, sondern ein Volk und haben nach internationalem Recht die Möglichkeit, zur Selbstbestimmung zu gelangen", sagte der aus der Provinz Vicenza stammende Pizzati.

Pizzati, der acht Jahre lang an der Weltbank arbeitete, ist fest davon überzeugt, dass die Mehrheit der Venetien-Bewohner die Unabhängigkeit wirklich unterstützt. "Laut einer Meinungsumfrage, die wir im Jänner auf wissenschaftlicher Basis durchgeführt haben, sind 53 Prozent der Venetien-Einwohner bereit, bei einem Unabhängigkeitsreferendum mit 'Ja' zu stimmen.", so Pizzati.

Seiner Ansicht nach hätte der Kleinstaat Venetien im globalen Umfeld beste Überlebenschancen. "Venetien und Friaul zählen zusammen sechs Millionen Einwohner. Österreich hat acht Millionen Einwohner, Dänemark und Finnland fünf Millionen, Slowenien zwei Millionen. Zwei Drittel der EU-Mitglieder sind Länder mit weniger als zehn Millionen Bewohnern. In der Nachkriegszeit gab es weltweit 71 Staaten, heute sind es fast 200. Die Zahl der Länder auf der Welt hat sich verdreifacht. Das heißt, dass immer mehr Völker zur Selbstbestimmung gelangen", so Pizzati.

Kommentare

Lilly Vendramin

Unabhangiges Venedig? Ja,ja,und noch wieder ja.
Die Einwohner Venetiens mochten das und werden es erreichen.
Danke fur Ihre Aufmerksamkeit
liliana

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