Schutz der "Saliera" stand im Vordergrund:
Mang drohte mit Einschmelzen der Skulptur

Kripo-Chef Geiger: "Er ist ein bissl ein Grenzgänger" Mang kannte die Schwachstellen des Museums genau

Seit 11. Mai 2003 jagte die Polizei der verschwundenen Saliera hinterher. Von der Veröffentlichung der Fotos ihres mutmaßlichen Diebes bis zu seinem ersten Anruf bei der Polizei vergingen am vergangenen Freitag knapp sieben Stunden. Nach der Einlieferung von Robert Mang ins Gefangenenhaus am Sonntagabend sind die polizeilichen Ermittlungen im Wesentlichen abgeschlossen.

Die Bilder aus der Überwachungskamera eines Handyshops befanden sich seit November 2005 in den Händen der Kriminalisten. Von einer Veröffentlichung wurde zunächst aus Sorge um das wertvolle Salzfass abgesehen. "Es war nicht vorhersehbar, was dann passieren würde", sagte der Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung, Dr. Ernst Geiger, auf APA-Anfrage.

Dieb drohte mit dem Einschmelzen
Immerhin hatte der Dieb gedroht, das Kunstwerk einzuschmelzen. "Wir wollten das Risiko nicht unnötig frühzeitig eingehen. Die Veröffentlichung war immer die Ultima Ratio", so Geiger. "Wir wollten mit Zielerhebungen verdeckt an ihn herankommen. Im Mittelpunkt stand immer die Rettung der Saliera."

Als der mediale Druck Ende vergangener Woche groß wurde, entschloss sich die Polizei, an die Öffentlichkeit zu gehen: Um 12.30 Uhr wurden die Fotos des Verdächtigen an die Medien verschickt. Um 19.25 Uhr meldete sich Robert Mang bei den Ermittlern - vorerst um jede Beteiligung abzustreiten. Um 22.45 Uhr, so Geiger, erfolgte die Festnahme, das Geständnis habe der mutmaßliche Kunstdieb erst Samstag gegen Mittag abgelegt.

"Grenzgänger, der das Risiko sucht"
Zur Persönlichkeit von Robert Mang sagte Geiger: "Im Prinzip ein erfolgreicher Geschäftsmann mit einer gut gehenden Firma, mehrfach geschieden, zwei Kinder (14 und 9 Jahre alt, Anm.). Zum Leben hat er das (für die Saliera geforderte, Anm.) Geld jedenfalls nicht gebraucht. Er ist körperlich fit, ein Sportler, sieht viel jünger aus. Er ist ein bissl ein Grenzgänger, der das Risiko sucht." Im Umgang mit den Medien genieße er sichtlich seine jetzige Berühmtheit. "Andere verstecken sich, er lächelt in die Kamera."

In den Verhören versuchten die Kriminalisten, ein gutes Einvernehmen mit ihm herzustellen. Das sei gelungen, betonte Geiger. "Er hätte uns nicht sagen müssen, wo die Saliera versteckt ist. Wir hätten sie nie gefunden." Geiger erinnerte in diesem Zusammenhang an den Millionendieb Viktor Runa, der nie über den Verbleib seiner Beute geredet hatte. Der Ermittler teilt die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, wonach die Entwendung der Saliera längerfristig geplant gewesen sein müsse. "Die besoffene Geschichte glaubt ihm keiner, auch wir nicht. Das ist seine Verantwortung." Der Verdächtige sei ein Kunstkenner: "Er kennt sich mit Skulpturen aus, hat Antiquitäten gesammelt und genau gewusst, was er da wegnimmt."

Mang kannte die Schwachstelle des Systems
Als Kenner von Alarmanlagen habe Mang "die Schwachstelle des Systems" im Kunsthistorischen Museum erkannt, urteilte Geiger: Die Raumüberwachungsanlage sicherte nicht jenes Fenster, durch das sich der 50-Jährige über ein Baugerüst Zutritt verschafft hatte. Ohne das Gerüst wäre das Fenster nicht zur Sicherheitslücke geworden, so der Kriminalist. Die Behauptung des Verdächtigen, er wäre zum Tatzeitpunkt alkoholisiert gewesen, bezeichnete er als "nicht ganz glaubwürdig". (apa)