So teuer ist der Schulstart

Experten warnen vor hohen Kosten, unter denen vor allem sozial Schwache leiden

von Zwei Schüler schreiben in einem Klassenzimmer. © Bild: Istockphoto.com/artisteer

Laut Statistik Austria gelten 408.000 Kinder und Jugendliche in Österreich als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. "Zunehmend klagen Eltern über die oft nicht mehr leistbaren Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden. Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger bestehend aus Schultasche, Sportbeutel, Heften, verschiedenen Stiften, Handarbeitskoffer, Malfarben kostet 100 bis 300 Euro", so Schenk. Doch damit ist es noch nicht getan. Zusätzlich würden je nach Schulstufe und Schultyp Beiträge wie Kopierkosten, Milchgeld, Abos für Jugendliteratur, Projekt- und Wandertage, Elternvereinsbeiträge und vieles mehr anfallen.

Günstige Second-Hand-Schulsachen

Auch die Caritas weiß um die Finanzierungsprobleme: "Der Schulstart bedeutet jedes Jahr aufs Neue eine große finanzielle Herausforderung für viele Familien", sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien. Die Hilfsorganisation bietet daher auch heuer wieder Schulsachen zu günstigen Preisen in Second-Hand-Läden der Caritas, genannt "carlas", an. Hefte und Stifte gibt es dort beispielsweise schon ab 10 Cent, Mappen und Schultaschen ab 5 Euro. "Wir wissen: Bildung ist der effektivste Schutz vor Armut. Daher wollen wir die Eltern schulpflichtiger Kinder auch heuer wieder entlasten", teilt Schwertner mit. Die jährliche Schulstartaktion sei ein kleiner Beitrag, um einkommensschwache Familien nicht alleine zu lassen und konkrete Hilfe anzubieten.

AK will Schulbeihilfe erhöhen

Dass die Kosten für Schulartikel und Co. jedes Jahr steigen und mittlerweile enorm hoch sind, sieht auch die Arbeiterkammer als Problem an. "Es gibt zwar Beihilfen, Anspruch darauf haben jedoch immer weniger Eltern", sagt AK-Präsident Johann Kalliauer in einer Aussendung. Er fordert daher eine Erhöhung der Einkommensgrenzen und der Schulbeihilfe. Letztere sei seit acht Jahren nicht mehr erhöht worden. Immer mehr Eltern würden sich fragen, ob sie sich für ihr Kind den Besuch einer weiterführenden Schule überhaupt leisten können, so Kalliauer. Derzeit liege der Grundbetrag der Beihilfe bei 1.130 Euro pro Jahr, das sind nur 94 Euro im Monat. Sehr wenig Geld angesichts der ständig anfallenden Kosten für Anschaffungen wie PC, Taschenrechner oder Schultasche, teilt der AK-Präsident mit. Hinzu kommt, dass die Schulbeihilfe erst ab der zehnten Schulstufe beantragt werden kann.

Bessere Hilfestellungen gefordert

Sozialexperte Martin Schenk fordert mehr Hilfestellungen am Schulstart und bessere Unterstützung für den weiteren Bildungsweg. "Wichtig wäre es, Schulen in sozial benachteiligten Bezirken besonders gut auszustatten, damit sie keine Schüler zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben", argumentiert er. Mit dieser schulpolitischen Intervention könne zwar die Spaltung in "gute" und "schlechte" Wohngegenden nicht aufgehoben werden - die in der Einkommens- und Wohnpolitik liege - aber es könne so in den Schulen einiges verbessert werden. Dieses sogenannte Modell der "kompensatorischen Ressourcenzuteilung" sei bereits in den Niederlanden, Zürich, Hamburg und auch Kanada erfolgreich umgesetzt worden, so Schenk.

Mehr Geld bedeute aber nicht unbedingt, dass die Schulen qualitativ besser werden. "Deswegen muss jeder Standort ein Konzept entwickeln, wie er die Ressourcen am sinnvollsten einsetzt. Und nach einer Zeit wird überprüft ob die Maßnahmen helfen. Die Vorteile sind: Schulische Autonomie und Demokratie werden gefördert und Anreize für engagierte Pädagogen gesetzt. Das zahlt sich aus: Bessere Leistungen, mehr Chancen und attraktivere Schulen", lautet Schenks Fazit.

Weiterführende Links:

Nähere Informationen zur Caritas-Schulstartaktion finden Sie hier.
"Aktion Schulanfang" der Stadtdiakonie Wien

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