Sag’s durch die "Krone"

ORF-Postenschacher

von Julia Schnizlein © Bild: News/Ian Ehm

Was tun, wenn ich einem Parteifreund seine Pläne nicht ausreden kann? Ich führe sie vor großem Publikum ad absurdum. So könnte Bundeskanzler Werner Faymann schon vor vier Jahren gedacht haben, als der international erfolgreiche TV-Manager Gerhard Zeiler ORF-Chef werden wollte. Im ORF-Stiftungsrat hätte Zeiler damals sogar ÖVP und FPÖ auf seiner Seite gehabt. Aber Faymann wollte den Feind, also den potenziellen Kanzleranwärter, nicht ins Bett, also ins eigene Land, holen.

Praktisch, wenn man über gute Kontakte zum Boulevard-Sprachrohr Claus Pándi verfügt. Der schrieb damals in der „Krone“, es werde das „Gerücht“ gestreut, Zeiler könne „seinen höchst lukrativen Job in Deutschland aufgeben“, um gegen ORF-Chef Alexander Wrabetz anzutreten. Doch wäre es „sehr ungewöhnlich, wenn sich die ÖVP ausgerechnet für einen ehemaligen SPÖ-Sekretär starkmachen würde“. Damals gelang es Faymann tatsächlich, seinen Parteifreund zu verhindern.

Vier Jahre und einige Wahlschlappen später wird Zeiler wieder ins Spiel gebracht: diesmal als Kanzlernachfolger. Schon steht Pándi in bewährter Manier parat, um alles zum „Tratsch aus der Gerüchtebörse“ zu erklären. Und sagt auch gleich, warum daraus nichts wird: Zeiler werde „kaum zu überzeugen sein, seinen komfortablen Job als Spitzenmanager mit Topgage hinzuschmeißen“.

Das Argument kommt bekannt vor. Garniert wird es mit einer kleinen Drohung: „Zeiler wäre nicht der erste Mann von der politischen Ersatzbank, der am Machttaktiker Faymann zerschellen könnte.“ Glücklicherweise gibt es einen Alternativjob, schließlich gelte Zeiler „in der Umgebung des Bundeskanzlers als ‚idealer Nachfolger‘ von ORF-Chef Wrabetz“, weiß Pándi. Dass Zeiler die Karotte schluckt, gilt in dessen Umgebung als unwahrscheinlich.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: schnizlein.julia@news.at

Kommentare