6 Fakten zu Schleppern

Über ihr System, wie viel sie verlangen, woher sie kommen und wohin sie fahren

von
Fakten - 6 Fakten zu Schleppern

1. Wer sind die Schlepper?

Schlepper bezeichnet man Menschen, die für eine kolportiert hohe Summe meist Flüchtlinge über internationale Grenzen bringen. Laut dem Buch 'Bekenntnisse eines Menschenhändlers. Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen.' (Verfasst vom Kriminologen Andrea Di Nicola und dem Journalisten Giampaolo Musumeci) ist der Menschenschmuggel das profitabelste Geschäft nach dem Drogenhandel.

2. Das System der Schlepper

Schlepper stellen Tabellen auf Facebook, auf denen man sieht, welches Land das beste Sozialsystem hat, wo Flüchtlinge am schnellsten Arbeit finden und am meisten Geld verdienen können. Über Social Media nehmen sie auch Kontakt zu den Menschen auf, die flüchten wollen.

Warum man die Flüchtlinge oft aufgreift, die Schlepper aber selten? "Es ist ein Katz- und Mausspiel mit den Schleppern." Diese lassen die Menschen an exponierten Stellen, "in der Pampa" raus, "und sind, wenn wir ankommen, längst über alle Berge". "Sie halten an Autobahnzubringern, auf Seitenwegen, die durch üppige Vegetation verdeckt sind, laden dort quasi die Menschen aus", sagt Polizeisprecher Wolfgang Bachkönig. "Das System der Schlepper ist durchdacht, von hier (ein Windschutzgürtel auf einer Landesstraße, zwei Kilometer von der Autobahnauffahrt entfernt, Anm. d. Red) sind sie in fünf Minuten in Ungarn." Und weiter: "Es ist skrupellos, wie Schlepper mit Menschenleben umgehen. Der Zustand der Geschleppten ist oft dramatisch, sie werden auf engstem Raum zusammengepfercht", sagt der Beamte.

3. Wie viel verlangen Schlepper?

Die Schlepper verlangen von Flüchtlingen unterschiedlich viel Geld. Die meist ärmeren Eritreer zahlen 400 Euro. 2.500 Euro haben beispielsweise Flüchtlinge an einen Schlepper in Ägypten bezahlt um nach Sizilien zu gelangen, wie News-Redakteur Christoph Lehermayr erfahren hat. "Ein verdammter Gauner! Er warb auf Facebook mit Bildern von Kreuzfahrtschiffen. Wir glaubten ihm. In Wirklichkeit steckte er uns auf einen Kahn, mit dem wir fast ertrunken wären", so Ibrahim, der aus Syrien geflüchtet ist. Mittlerweile lasse sich "mit der Ware Mensch mehr Kasse machen als mit Waffen und Drogen", so der deutsche Bundespolizeipräsident Dieter Romann gegenüber der "Welt am Sonntag". Denn bei 500 Menschen an Bord kassieren sie eine Stange Geld. der Weg von Syrien nach Österreich soll insgesamt zwischen 8000 und 12000 Euro kosten.

4. Woher kommen die Schlepper?

Der Weg der Flüchtlinge führt über Schlepper, die sie mit kaum fahrtüchtigen Schiffen über das Mittelmeer bringen, dann geht es mit Bussen, Zügen oder Autos weiter Richtung Österreich. Erfolgten die Grenzübergänge im Vorjahr noch mit über 50 Prozent aus Italien gefolgt von über 30 Prozent aus Ungarn, hat sich dies nun geändert. "Mehr als 50 Prozent der Menschen kommen über die südosteuropäische Route nach Österreich", sagte Oberst Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt. Alleine im Bezirk Neusiedl am See werden täglich bis zu 200 Menschen aufgegriffen. Immer wieder werden Flüchtlinge von den Schleppern auf der Ostautobahn (A4) einfach ausgesetzt, es kommt dabei zu "prekären Situationen", schildert Gerhard Braunschmidt, Kriminaldienstreferent für den Bezirk Neusiedl am See.

5. Wohin wollen die Schlepper die Flüchtlinge bringen?

Österreich ist übrigens nicht primär das Zielland der Flüchtlinge und Schlepper, sie wollen eigentlich nur durchreisen. Ziele seien "mit Deutschland beginnend die Nordstaaten". "Österreich ist dann ein Zielland, wenn es hier bereits Anknüpfungspunkte gibt, Familie oder Freunde, Communitys, Gruppen von Menschen, die man kennt und sprachlich versteht", sagt Tatzgern.

6. Die bisher größte Tragödie

Am 19. Juni 2000 endete ein versuchter Menschenschmuggel auf dem Weg nach Großbritannien kurz vor dem Ziel tragisch. Die Leichen von 58 Menschen wurden in einem LKW hinter Tomatenkisten im Fährhafen von Dover entdeckt. Später stellte es sich heraus, dass die 54 Männer und vier Frauen aus der chinesischen Provinz Fujian aufgebrochen waren, um in Großbritannien illegal zu arbeiten. Bei der Überfahrt auf einer Fähre über dem Ärmelkanal viel jedoch die Belüftung des Containers aus und die Gruppe erstickte.

Kommentare