Ungarn empört über die
"cremigere Nutella" in Österreich

Viele bekannte Markenprodukte sollen in Osteuropa schlechter schmecken

Nutella sei hier "cremiger", Coca-Cola "vollmundiger" und Mannerschnitten "knuspriger": Ein neuer Bericht der ungarischen Lebensmittelbehörde behauptet, Hersteller würden in Österreich bessere Versionen derselben Produkte verkaufen als in Ungarn. Es ist nicht der erste derartige Vorwurf aus Osteuropa. Völlig aus der Luft gegriffen ist das nicht.

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Ungleiche Produkte - Ungarn empört über die
"cremigere Nutella" in Österreich

Ungarns Politiker sind sauer. "Ich war bestürzt, als ich das gelesen habe", sagte Janos Lazar, Kabinettschef von Premierminister Viktor Orbán. Für ihn ist die Sache "der größte Skandal der jüngeren Vergangenheit". Was war passiert? Die ungarische Nahrungsmittelsicherheitsbehörde NEBIH hatte 24 Produkte untersucht, die sowohl in Ungarn als auch in Österreich verkauft werden. Dabei stellten die Prüfer fest, dass dieselben Produkte in Österreich durch die Bank höherwertiger waren. Kakaopulver von Nestlé sei "harmonischer und intensiver", Nutella "cremiger" und Knorr-Packerlsuppen würden um 20 Prozent mehr Pulver enthalten. Auch bei Coca-Cola, Mannerschnitten und Carabonara-Sauce wurden Qualitätsunterschiede gefunden.

Osteuropäer als "Kunden zweiter Klasse"?

Viele Ungarn fühlen sich dadurch in ihrem Verdacht bestätigt, dass Lebensmittelkonzerne ihnen nicht dasselbe verkaufen wie in Westeuropa – auch wenn die Produkte in der genau gleichen Aufmachung vertrieben werden. Und sie sind damit nicht allein. Aus mehreren osteuropäischen Ländern kommen ähnliche Beschwerden. Osteuropäer sehen sich deshalb auch 25 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs oft noch als "Kunden zweiter Klasse". Erst vergangene Woche hatte auch die slowakische Landwirtschaftsministerin die Hersteller aus diesem Grund kritisiert. "Kunden erwarten von derselben Marke dieselbe Qualität, egal, wo das Produkt gekauft wurde", erklärte Gabriela Matečná. Eine Untersuchung der dortigen Lebensmittelbehörde ŠVPS hatte nämlich ganz ähnliche Ergebnisse gebracht wie in Ungarn. Auch hier wurde mit Österreich verglichen.

Schon 2011 behauptete eine umfangreiche, von der EU finanzierte Studie, dass unter anderem dass unter anderem diverse Kaffeemarken (Jacobs, Tchibo, Nescafé), Pfeffer von Kotányi und Coca-Cola in Osteuropa niedrigere Qualität aufweisen. Eingekauft war dafür in Supermärkten in Tschechien, Polen, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Deutschland und Österreich worden. Cola beispielsweise werde im Osten mit der aus Maisstärke erzeugten, billigeren Isoglucose gesüßt. In Österreich und Deutschland verwendet man dafür Kristallzucker und Saccharose. Teilweise geben die Hersteller auch zu, dass sich die Zutaten in verschiedenen Ländern unterscheiden. Es gebe unterschiedliche Essgewohnheiten und Geschmäcker, auf die man Rücksicht nehme. Auf billigere Bestandteile wird aber auch gesetzt, um das niedrigere Preisniveau in Osteuropa halten zu können.

EU sieht keinen Handlungsbedarf

Osteuropäische Politiker wollen auf EU-Ebene gegen die Ungleichbehandlung vorgehen. Die Europäische Kommission hatte mit der unterschiedlichen Zusammensetzung von Produkten bisher aber kein Problem. "Unternehmen sind nicht verpflichtet, unter derselben Marke in allen EU-Staaten ein identisches Produkt zu vertreiben", sagte ein Sprecher schon 2011. An dieser Position dürfte sich nichts verändert haben. Solange die Zutaten korrekt auf dem Produkt angegeben sind, dürfen sie sich von Land zu Land unterscheiden. Der EU geht es vor allem um Lebensmittelsicherheit, nicht aber um Qualität. In Osteuropa, wo EU-Skepsis und Rechtspopulismus derzeit auf dem Vormarsch sind, könnte das Thema freilich auch genutzt werden, um Stimmung gegen die Union zu machen. Robert Zsigo von der ungarischen NEBIH sagte: "Hier geht es nicht so sehr um Recht, sondern um Moral".

Kommentare

Kann mich noch gut erinnern wie "gewöhnungsbedürftig" wurst oder auch weissgebäck (semmeln) vor Jahren in Ungarn geschmeckt haben..
Grösstenteils hat sich Österreich zum Glück bereits angepasst.. bzw. ist der Osten ein gutes Stück weiter in den Westen gerückt..
Nach dem Motto - Einerlei - Einheitsbrei.. ;(

Kann mich noch gut erinnern wie "gewöhnungsbedürftig" wurst oder auch weissgebäck (semmeln) in Ungarn geschmeckt haben..
Grösstenteils hat sich Österreich zum Glück bereits angepasst..
Einerlei - Einheitsbrei.. ;(

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