Epidemie Schlafstörung

Welche Gefahren Insomnie & Co. in sich bergen und was Sie dagegen tun können

Ob alt, ob jung; ob Mann, ob Frau - jeder tut es gerne, kann im Grunde gar nicht anders und kaum jemand hat keine Probleme damit: schlafen. Die überlebenswichtige Ruhephase, deren regelmäßige Einhaltung mitunter über längeres Leben entscheiden kann, beschäftigt seit Jahrzehnten die Mediziner. Denn fast die Hälfte der Weltbevölkerung leidet an Schlafstörungen (45 Prozent). "Diese Störungen sind eine globale Epidemie", so Brigitte Holzinger vom Institut für Bewusstseins- und Traumforschung.

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Besser schlafen - Epidemie Schlafstörung

Untersuchungen zufolge berichten rund 50 Prozent der älteren Erwachsenen über Schlafstörungen. Dass dies lediglich die halbe Wahrheit ist, weiß "Schlafpapst" Bernd Saletu, Leiter des Instituts für Schlafmedizin im Wiener Rudolfinerhaus. Denn erstens: "Zu kurz schlafen ist nicht gut, zu lang auch nicht." Und zweitens: Niemand, der behauptet, gut geschlafen zu haben, könne sicher sein, dass er das auch tatsächlich getan hat.

Auch Kinder betroffen

Außerdem können nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder an Schlafstörungen leiden: Laut Reinhold Kerbl, Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche im LKH Leoben, sollen weltweit zehn Prozent der Kinder Schwierigkeiten beim Schlafen haben. Ausschlaggebend sind dabei oftmals zu große Polypen oder Mandeln, die dann operativ entfernt werden müssen. Ein Problem der Atemwege kann erkannt werden, wenn Kinder auch tagsüber mit offenem Mund Luft holen.

Verheerende Folgen von Schlafstörungen

Gleichzeitig ist die beruhigende, erholsame Nachtruhe eine Grundvoraussetzung für körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden, so Saletu. Doch: "Was ist guter Schlaf? Diese Frage kann nur durch die gleichzeitige Aufzeichnung von subjektiven und objektiven Schlafvariablen bei Personen beiderlei Geschlechts über den Alterungsprozess beantwortet werden", so Saletu, der schon 1975 erkannt hat, dass es diesbezüglich enorme Widersprüche gibt. Die Aufzeichnungen können in Schlaflabors erfolgen.

Akute oder chronische Störung?

Bei den Schlafstörungen wird zwischen akuten Problemen (15 Prozent weltweit) und chronischen Erkrankungen (30 Prozent weltweit) unterschieden. Akute Beeinträchtigungen treten über wenige Tage hinweg auf und sind oftmals die Folge von Nervosität oder Stress. Beschwerden, die sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen, Monaten oder sogar Jahren erstrecken, werden zu den chronischen Erkrankungen gezählt. Als häufigstes Problem tritt die sogenannte Insomnie auf, die sich durch Ein- und Durchschlafstörungen äußert und auch jungen Menschen zu schaffen machen kann.

Gefahr Schlafapnoe

Zu den schwersten Erkrankungen zählt die Obstruktive Schlafapnoe (OSA), eine Atemstörungen. Bei dieser Form verschließen sich die Atemwege teilweise oder komplett. Dadurch kann es zu einem erheblichen Sauerstoffmangel kommen, der das Risiko von Folgeschäden (wie etwa Herzinfarkten oder Schlaganfällen) begünstigt. Symptome wie etwa unregelmäßiges Schlafen mit langen Atempausen von bis zu 30 Sekunden lassen auf die Erkrankung schließen.

In Österreich sind etwa 300.000 bis 400.000 Menschen von dieser gefährlichen Störung betroffen. Laut Wolfgang Mallin, Lungenfacharzt und Präsident der Austrian Sleep Research Association, sollen etwa 80 bis 90 Prozent der Betroffenen noch nicht diagnostiziert worden sein. Störungen, die durch ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom bedingt sind, können teilweise operativ behoben oder durch eine nasale Überdruckbeatmung während der Nachtruhe (mittels CPAP-Gerät) behandelt werden.

Verheerende Folgen

Die Auswirkungen von Schlafstörungen können - abgesehen von permanenter Unausgeschlafenheit, Konzentrationsstörungen und verminderter Reaktions- und Leistungsfähigkeit - verheerend sein: Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Diabetes. Und das kommt nicht zuletzt den Staat teuer zu stehen: Die durch Schlafstörungen weltweit verursachten Kosten wurden mit 92,5 bis 107,5 Mrd. Dollar (66,61 bis 77,41 Mrd. Euro) pro Jahr veranschlagt .

So schlafen Sie besser

Grund genug, mit allen erdenklichen Mitteln für einen gesunden Schlaf zu sorgen: Nebst dem Besuch eines Schlaflabors oder einschlägiger Experten ist die Selbstdisziplin in Form von einfachen Regeln von enormer Bedeutung. Ihre Einhaltung sollte bessere Erholung im nicht wachen Zustand bringen: Regelmäßige Schlaf- und Aufwachzeiten; wenn schon Mittagsschläfchen, dann nicht über 45 Minuten; nicht zu viel Alkohol und Zigaretten in den vier Stunden vor dem Schlafengehen; kein Koffein sechs Stunden vor dem Schlafengehen; keine stark gewürzten oder zuckerhältigen Speisen vier Stunden vor dem Schlafengehen; regelmäßige Bewegung; gute Matratze; angenehme Temperatur im Schlafzimmer; Geräusche und unnötiges Licht vermeiden; Schlafzimmer als Schlaf- und nicht auch als Arbeits-, Fernseh- oder Esszimmer verwenden.

Hier finden Sie noch mehr Tipps für einen guten Schlaf.

Weiterführender Link:

MedizinMediathek: www.vielgesundheit.at

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