Ich schlachte ein Schwein
auf dem Bauernhof

So hat eine News-Redakteurin die Hausschlachtung auf einem Hof erlebt

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Hausschlachtung auf dem Hof © Bild: Matt Observe

Auf einem Feld, einige Kilometer von ihrem Bauernhof entfernt, werden mehr als 70 Mangaliza-Schweine gemästet. Chistoph Wiesner und seine Ehefrau Isabella heben einen Behälter mit gekochten Kartoffeln über den Zaun. Aus dem Nebel galoppieren Wollschweine grunzend und quiekend über den Acker in Richtung Frühstück. "Bei mir bekommen die Tiere Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln. Damit setzen sie besonders gutes Fett an", erklärt Christoph Wiesner. Er steht in Jeans und Windjacke zwischen seinen schmatzenden Schweinen und schwingt einen Käfig in die Höhe. Auch ich steige über den Zaun zu meinem Mentor.

© Video: News

Mein Puls steigt. In meinem Kopf rattert es: nie wieder Fleisch essen oder einem glücklichen Schwein einen schnellen Tod bescheren? Christoph Wiesner und ich stapfen zwischen die Herde. Er beobachtet einen Moment die mampfende Menge, dann stülpt er das Gitter über zwei Schweine. Ein großes Blondes und ein kleines Rostbraunes. Das Große muss jetzt sterben.

Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe Ein Gitter wird über die Schweine gestülpt

Christophs Frau reicht ihm das handliche Bolzenschuss-Gerät. Mir bleibt die Spucke weg. Bevor ich etwas denken kann, setzt Christoph Wiesner es dem Schwein auf die Stirn und drückt ab. Peng. Ich zucke zusammen. Das Tier kippt um. Dann muss es schnell gehen. Wiesner hebt das Gitter ab, lässt das kleine Wollschwein frei und zieht sein Messer aus dem Gürtel.

Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved. Das rechte Schwein wird gleich geschlachtet

Der Gesetzgeber erlaubt nur dem Besitzer des Tieres, die Hausschlachtung eigenhändig durchzuführen. Deswegen darf Wiesner nur beobachten, wenn seine Kunden, die das Tier vorher gekauft haben, töten. In diesem Fall also ich. Wir beugen uns von hinten über die Sau. Mein Mentor zeigt mir die Stelle zum Reinstechen. Ich streichle über den noch warmen Körper und bedanke mich innerlich bei dem Tier. Dann reicht mir Christoph Wiesner das Messer. Ich schlucke noch mal und steche in die Halsschlagader.

Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe News-Redakteurin Saskia Aberle sticht in die Halsschlagader des Schweins

Blut fließt über die blonden Borsten. Die Sau ist tot. Mit dem Vorderlauf pumpt Christoph Wiesner die letzten Tropfen aus dem noch schlagenden Herzen in eine Schale. Damit es nicht gerinnt, rührt es seine Frau mit der Hand.“ Das wird eine gute Blutwurst”, sagt Isabella Wiesner und mir wird bewusst, dass es hierbei um eine Delikatesse geht.

Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe Das Schweineblut wird später zur Blutwurst verarbeitet

An den Vorderläufen ziehen wir die Sau vom Feld und heben sie in Wiesners Jeep. Dann fahren wir zurück zum Hof. Ein paar Minuten später geht es dem toten Schwein ans Fell. Wir wuchten das Tier in die Brühmaschine. Eine Art Badewanne im Garten mit fast 70 Grad heißem Wasser. “Dabei öffnen sich die Poren und die Borsten lassen sich leichter rupfen”, sagt Christoph Wiesner. Mehrmals taucht der Bauer die Sau unter, dann rollt er sie auf ein Gitter. Eine überdimensionale Maschine schlägt dem Schwein die Haare ab. Die letzten Borsten rupfen wir mit der Hand. Ich muss mich überwinden, aber dann geht das leichter als gedacht. Ich kann dem Tier schließlich keine Schmerzen mehr zufügen.

Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved. Die Sau wird zur Brühmaschine geschleppt
Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved. So lassen sich die Borsten leichter entfernen
Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe Die News-Redakteurin entfernt die Borsten

Mit gespreizten Hinterläufen hängt Christoph Wiesner die Sau zum Zerteilen an einen Traktor. Damit die Haut ganz glatt ist, flammt er sie noch mal mit dem Bunsenbrenner ab. Dann wetzt er sein Messer, schneidet die Sau auf und entnimmt die Eingeweide.Die Blase, den Darm, das Herz und die Leber. Von Letzterer schneidet er ein Stück ab und reicht es mir zum Kosten. Warme, rohe Leber. Kein Hochgenuss, ganz ehrlich. Meine Geschmacksnerven kennen ja nur den Industriefraß. Trotzdem, es schmeckt zart und schweinisch.

Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved. Das Schwein wird zum Zerlegen aufgehängt
Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved. Die ausgenommenen Organe

Am Schluss muss ich noch mal ran: Mit einer Säge schneide ich entlang der Wirbelsäule. Die Knorpel knallen, harte Arbeit. Dann hieve ich eine der beiden Schweinehälften über die Schulter und trage sie ins Kühlhaus. Zum Vegetarier werde ich wohl nicht. Aber ich nehme mir vor, darauf zu achten, wie das Schwein gestorben ist.

© Video: News
Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe Das Fleisch zerlegt sie mit einer Säge
Hausschlachtung
© Matt Observe - all rights reserved.
Hausschlachtung auf dem Hof
© Matt Observe Eine der Schweinehälften wird ins Kühlhaus getragen

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Kommentare

Ich stamme aus keiner Bauernfamilie. Doch von Kindheit an waren das Schlachten von Hühnern, Kaninchen, Schweinen normale Vorgänge in meiner Familie. Ohne diese Tiere hätten wir nach dem Krieg nicht überleben können. Heute kann kaum jemand noch ein Kaninchen häuten oder ein Hendl ausnehmen. Ja kaum jemand kann ein Feuer im Ofen entfachen. Wie wollen diese Menschen in Zukunft überleben?

naklaro melden

coole idee, wer fleisch essen will sollte auch bereit sein ein Tier ztu schlachten.

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Ja, und wer ein Klo benutzen will sollte auch bereit sein eines zu putzen. Wie viele sind es tatsächlich ?

rosebud12 melden

da bin ich ausnahmsweise mal ganz und gar auf deiner wellenlänge

neusiedlersee melden

Da gibt es aber welche, die können einem Menschen den Hals durchschneiden oder erschießen. Klo putzen ist aber eine entwürdigende Tätigkeit, die darf nur von Frauen gemacht werden. Die Herren Helden, die man IS nennt, die aber Raubmörder sind, machen das nicht. Auch nicht jene, die zu uns kommen weil sie von diesen Banditen vertrieben wurden. Also: kauft Klobürsten es kommen beschissene Zeiten.


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Der Punkt ist, dass man eine unangenehme Tätigkeit nicht unbedingt selbst tun wollen muss. Ein gangbarer Ausweg ist, dass man jemanden bezahlt, dass er es tut. Das ist beim Schlachten so, oft beim Putzen von Toiletten oder Kanalsystemen, beim Leichenwaschen, bei der Abfallentsorgung, und und und.

Oberon
Oberon melden

Frau Aberle wollte sich mit dieser Schlacht-Aktion etwas beweisen, und das hat sie getan. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

neusiedlersee melden

Ich meine es ist gut und richtig die wahre Welt kennzulernen. Frau Aberle hat das getan. Bei Billa einkaufen, per E-Mail Bücher bestellen, die Heizung per Smartphone regeln, ist eine Parallelwelt, die innerhalb von Minuten zusammenbrechen kann. Menschen in der Stadt sind ohne Strom, das bedeutet auch ohne Wasser und Heizung nur einige Tage überlebensfähig.

Oberon
Oberon melden

Da haben Sie aber jetzt bei Frau Aberle einen großen Stein im Brett, weil Sie gut finden, was sie getan hat. ;-)
Zu Parallelwelten. Davon halte ich auch nicht viel. Ich wundere mich auch immer wieder, wie verwöhnt manche Leute sind. Springt das Auto nicht an - ganz furchtbar, da muss man ja mit der Bim fahren. Ist das Smartphone nicht mehr das Aktuellste, muss ein Neues her... Trotzdem, ....

Oberon
Oberon melden

... nur wegen eines Artikels ein Schwein schlachten zu wollen, damit kann ich nichts anfangen!

neusiedlersee melden

Das Schwein wäre wohl auf jeden Fall geschlachtet worden. Die Journalistin hat mitgeholfen oder ihr wurde beigebracht wie man das tut.
Ob ich bei irgenwem einen Stein im Brett habe ist mir wurscht, Ich kenn doch die Frau gar nicht.

Oberon
Oberon melden

Sorry, ich wollte Ihnen mit meiner Formulierung - Stein im Brett - nicht zu Nahe treten. War auch nicht böse gemeint, darum das Smiley!

neusiedlersee melden

Sie brauchen sich für nichts zu entschuldigen. Ich bin nie böse, beleidigt etc.
Der Stein im Brett nützt mir nichts und schadet auch nicht, außer sie schickt mir ein Stückel vom Schinken.

Lautgedacht melden

Es gibt noch eine Option, nämlich kein Fleisch zu essen.
Es gibt keine artgerechte Schlachtung, ein Lebewesen wird ermordet.
Eine geistige und ethische Bankrotterklärung. "Ich achte wie das Schwein gestorben ist". Gehts noch dümmer.

neusiedlersee melden

Natürlich geht es dümmer: Ein Schwein zu schlachten ist kein Mord. Selbstverständlich muss niemand Fleisch essen. Während der beiden letzten Kriege haben das Millionen Menschen tun MÜSSEN. Kinder, Alte+ Kranke sind in Massen daran gestorben. Zusatzstoffe, künstl. Vitamine gab es nicht. Alle Tage Rüben od. Kraut. Brot war Luxus.


neusiedlersee melden

Und bitte, lautgedacht, bedenken Sie noch eines: Wir sind Teil der Natur, Tiere wie alle anderen Tiere. Es müssen immer Lebenwesen sterben, damit andere leben können.
UND: Pflanzen sind auch Lebewesen. Nicht unwahrscheinlich , dass sie auch Empfindungen haben

Wollen Sie darüber einmal nachdenken?


Wergznase melden

@lautgedacht: Wenn Sie kein Fleisch essen, müssen sie eben Pflanzen "schlachten". Oder selbst sterben.
Es gibt artgerechte Schlachtung, wenn auch nicht gerecht der geschlachteten Art sonder der schlachtenden. Also menschengerechte Schlachtung, Wolfgerechte Schlachtung, Katzengerechte Schlachtung, etc....
Ich meine, aus Sicht der geschlachteten Tiere ist, auch wenn wir es auf Grund unserer Ignoranz nicht mehr gewohnt sind, noch jene mit dem geringsten Leiden.

Eine Schlachtung ist kein Morden und Ihre wiederholte Verwendung des Begriffes zeigt, dass sie ideologisch und nicht sachlich an das Thema herangehen. Sie können gerne Wikipedia und Ähnliches bemühen um herauszufinden, was Mord wirklich ist. Und da zählen Tierschlachtungen eben nicht dazu.

rosebud12 melden

@wergznase - woher kennst du denn "die sicht der geschlachteten tiere"? na das ist ja das merkwürdigste :-), was ich je gehört habe!
und ich stimme @lautgedacht total zu!

rosebud12 melden

ich habe schon unseren tierschutzverein informiert, dass ich einen schlachtvieh-flüsterer kenne. man ist total interessiert,denn das würde uns die totale aufklärung bringen. die tiere könnten uns so mitteilen, ob sie schon artgerecht, angstfrei und schmerzlos geschlachtet wurden....

Oberon
Oberon melden

Also, DAS ist einmal eine echt gute Idee. Vielleicht bekommen Sie dafür einen Orden. :-))

Wergznase melden

@rosebud12: Sind es nicht gerade Typen wie du damit argumentieren, dass die Tierhaltung und Schlachtungen bzw der Umgang mit ihnen aus Sicht der Tiere schlimm sei ? Woher kennst DU denn die "Sicht der geschlachteten Tiere" ?
Wenn wir davon ausgehen, dass wir sowieso nicht wissen können wie das Szenario für die Tiere ist, könnten wir jegliche Diskussion über Tierleid sofort beenden und Tierschutz als sinnlos bezeichnen.
Also denke noch einmal nach, bevor du wieder so einen Schwachsinn ablässt und lerne besser, sinnerfassend zu lesen.

rosebud12 melden

Und da ist sie wieder, diese narzisstische Selbstherrlichkeit!
Wie war das nochmal – mit Rückgrat, gewisser Reife….
Deine „gewisse Reife“ möchte ich bestimmt nicht haben, ist sie doch geprägt von armer sozialer Kompetenz und totaler Verbitterung!

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Hast du in der Sache etwas zu sagen oder willst du nur deinem Frust frieen Lauf lassen - und dann wieder verstummen, wenn man bewiesen hat, dass du nicht sinnerfassend lesen konntest ?

MinION melden

Ich habe die News-Berichte verfolgt,sowie die Postings der User.Es liegt mir eigentlich fern,mich in hitzige Diskussionen einzumischen,muss aber bemerken,dass Sie(Wergznase) äußerst unfair agieren.Sie gestehen sich Ihre Fehler nicht ein und um Ihre Lage zu vertuschen provozieren Sie und bewerfen andere mit Dreck.Das macht Sie nicht gerade glaubwürdig. Sorry,aber es herrscht ja Meinungsfreiheit.

Wergznase melden

So dürfen Sie gerne meinen, nur können Sie Ihre Meinung auch plausibel und nachvollziehbar begründen ?

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