Schimpansen saufen gern

Wissenschafter konnten erstmals nachweisen, dass die Primaten gezielt Alkohol trinken

von Schimpanse © Bild: istockphoto.com

Danach zeigten die Primaten Anzeichen eines Rausches oder legten sich sogleich schlafen, berichten die Forscher um Kimberley Hockings im Fachjournal "Open Science" der britischen Royal Society. Es war bereits bekannt, dass Affen in Gefangenschaft Alkohol konsumieren, wenn sie können, schreiben die Autoren. Die eingeschleppten Westlichen Grünmeerkatzen auf der Karibikinsel St. Kitts sind bekannt dafür, die Cocktails der Touristen zu stehlen. Doch bei wilden Affen gebe es bisher keine gesicherten Hinweise zum Alkoholkonsum.

Allerdings wiesen genetische Studie darauf hin, dass schon beim vor Millionen von Jahren lebenden gemeinsamen Vorfahren von Primaten und Menschen eine Erbgutveränderung auftrat, mit welcher der Körper Alkohol 40-mal besser abbauen konnte. Alkohol entsteht oft in überreifen Früchten - die Fähigkeit, ihn zu verdauen, könnte für Früchte verzehrende Tiere einen evolutionären Vorteil darstellen.

Gib dem Affen Zucker

In Bossou in Guinea sammeln die Menschen Saft von Palmen, indem sie ihn in Plastikbehältern unter der Baumkrone auffangen. Die darin enthaltenen Zucker fermentieren leicht, und der Saft enthält im Schnitt etwa drei Volumenprozent Alkohol, maximal 6,9 Volumenprozent. Diesen trinken die Menschen ohne weitere Bearbeitung.

Schimpanse säuft
© istockphoto.com/Liz Leyden

Wenn ihnen die Schimpansen nicht zuvorkommen: Hockings und ihre Kollegen filmten zwischen 1995 und 2012 wilde Schimpansen dabei, wie sie sich an diesen Behältern gütlich taten. Bis zu zehnmal pro Minute tauchten die Tiere ihre zerkauten Blattschwämme in den Saft und nahmen dabei im Schnitt einen Liter "Palmwein" zu sich.

Affige Trinkgelage

Die Gelage dauerten zwischen einer und 30 Minuten, und die Primaten tranken entweder allein oder in der Gruppe. Die Schimpansen in Bossou trinken fermentierten Palmsaft selten, aber regelmäßig, lautet das Fazit der Wissenschafter. "Manche Tiere konsumierten beträchtliche Mengen Alkohol und zeigten Anzeichen von Trunkenheit", schreiben sie. Entsprechende Daten von Gorillas und Bonobos wären hilfreich, um herauszufinden, welche von ihren nahen Verwandten ebenfalls Alkohol verdauen können.

Schimpansen lachen wie Menschen

Schimpansen nutzen ihr Lachen ähnlich flexibel wie der Mensch. Beim Spielen mit anderen unter vollem Körpereinsatz krakeelen sie oft lachend herum - in anderen Situationen grimassieren sie lautlos grinsend. Auch die Muskeln im Gesicht bewegen sich wie die lachender Menschen, berichteten Forscher der britischen Universität Portsmouth im Fachmagazin "PLOS ONE".

Die Fähigkeit, Mimik unabhängig von Lautäußerungen zu nutzen, gilt als eine Schlüsselkomponente menschlicher Kommunikation: Da Menschen über Gesichtsausdrücke verfügen, die bewusst mit Lauten wie einem Lachen kombiniert werden können, ist ihre Kommunikationspalette vielseitiger. Ob Menschenaffen dazu ebenfalls in der Lage sind oder das Verziehen der Gesichtszüge bei ihnen automatisch mit dem Lachen gekoppelt ist, war bisher unklar.

Wissenschaftler kitzelten Affen

Das Team um die Neurowissenschaftlerin Marina Davila-Ross beobachtete nun über einen Zeitraum von drei Monaten vier Kolonien von Schimpansen (Pan troglodytes) in der sambischen Wildtierstation Chimfunshi. Davila-Ross beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Evolution des Lachens und leitete etwa eine Studie mit Menschenaffen, die gekitzelt wurden.

Gemeinsam mit Kollegen filmte sie 46 Affen im Alter von zwei bis 35 Jahren in Spielsituationen und wertete die Daten mit "ChimpFACS" aus. Dieses Verfahren zur Beschreibung von Gesichtsausdrücken bei Schimpansen basiert auf dem "Facial Action Coding System" (FACS) für Menschen. Die Affen zeigten demnach 14 Gesichtsausdrücke mit offenem Mund - egal, ob sie lauthals lachten oder stumm grimassierten. Die Wissenschafter schließen daraus, dass die Tiere ihre Mimik flexibel und unabhängig von einer Lautäußerung nutzen.

Schimpanse
© istockphoto.com

Insgesamt, so die Forscher, sei das lachende Gesicht des Menschen wahrscheinlich aus dem Minenspiel mit offenem Mund eines Affen-Vorfahren entstanden. Je umfassender soziale Kommunikation wurde, umso mehr habe sich das primitive Lachen in Form und Funktion verändert. "Das Lachen muss nach dem gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen eine immer wichtigere Rolle in sozialen Interaktionen bekommen haben - es löste sich von Spielsituationen und wurde zu einem grundlegenden Instrument der Sprache und der emotionalen Intelligenz beim Menschen."

Affen würden Essen kochen

Wie eng die Verwandtschaft von Schimpansen und Menschen ist, machte kürzlich schon eine andere Studie deutlich: US-amerikanische Wissenschafter berichteten, dass die Affen über die elementaren kognitiven Fähigkeiten verfügen, die für das Kochen von Nahrung notwendig sind: Geduld, Selbstbeherrschung und Motivation. Auch Schimpansen bevorzugen demnach gekochte Speisen und warten sogar darauf, statt lieber sofort ein rohes Nahrungsmittel zu fressen.

Kommentare