Sau-Bauer in NEWS: "Ich habe Tierärzten vertraut"

Der Schweinemastskandal hält Österreich weiter in Atem: Mittlerweile sind in Österreich schon 37 Mastbetriebe geschlossen worden. In NEWS packt jetzt einer der betroffenen Schweine-Bauern aus.

Sau-Bauer in NEWS: "Ich habe Tierärzten vertraut"

NEWS zu Besuch bei jenem oberösterreichischen Bauern, der von den Ermittlern als zentrale Figur im österreichischen Schweinefleischskandal bezeichnet wird. Nach einer Anzeige wegen illegalen Medikamentenbesitzes und einer Hausdurchsuchung wurde der Betrieb des Landwirts nun behördlich gesperrt. Bereitwillig führt er die NEWS-Reporter durch die Stallungen mit 240 Schweinen. Die Tiere werden hier geboren und mit drei Wochen an einen Mastbetrieb verkauft. Im Hof der Jeep der Familie, an der Scheibe ein Schild mit der Aufschrift „Dieser Betrieb ist behördlich gesperrt. Ausfuhr und Schlachtung von Tieren verboten.“

37 Betriebe gesperrt

Sch.s Hof ist nur einer von vielen, die in den österreichischen Schweineskandal verwickelt sind. Mittlerweile wurden bereits 37 Betriebe in der Steiermark sowie in Nieder- und Oberösterreich von den Behörden gesperrt. Der Vorwurf: Handel sowie Verabreichung verbotener und gesundheitsschädlicher Medikamente. Schlüsselfigur in der Affäre um den massenhaften Verkauf illegaler Medikamente scheint der Tierarzt Dr. Roland F. zu sein, der im bayrischen Straubing eine Klinik betreibt und vergangene Woche in diesem Zusammenhang verhaftet wurde. Kundenlisten verdächtiger Tierärzte, die den Ermittlern vorliegen, könnten nun jedoch Hunderte weitere Betriebe zum Zusperren zwingen. Von den bisher eingereichten Blut- und Urinproben verdächtiger Tiere war ein Drittel positiv.

Auch Schweinezüchter Sch. wird vorgeworfen, unerlaubt Medikamente in der Praxis seines Tierarztes F. entnommen, verabreicht sowie an befreundete Bauern weitergegeben zu haben. Handschriftliche Aufzeichnungen sollen belegen, dass sich der Landwirt mehrmals im Medikamentenlager des Arztes bedient hat. So auch im August des Vorjahres, was der Schweinezüchter jedoch bestreitet: „So ein Unsinn. Die Assistenten von Dr. F. sind jede Woche vorbeigekommen und haben die benötigten Mittel geliefert. Warum hätte ich da noch rüberfahren sollen?“ Der prominente Tierarzt betreute den Hof jedenfalls seit drei Jahren. Franz Sch.: „Ich habe ihm vollkommen vertraut. Schaun Sie, es ist doch so: Wenn ein Tierarzt billigere Medikamente anbietet als ein anderer, dann geht man halt zu dem.“ Doch nicht nur der Betrieb nahe der bayrischen Grenze nahm die Dienste des deutschen Nachbarn gern in Anspruch, auch zahlreiche Bauern in der Umgebung zählten wegen der günstigen Medikamente zum Kundenstock des umtriebigen Tiermediziners. Wie sehr die Preise zwischen den Nachbarländern variieren, zeigt sich am Beispiel des Medikaments „Chlorsulfa“: Für das Mittel zur Bakterienbekämpfung bei Jungschweinen muss man in Österreich rund 1.200 Schilling auf den Tisch legen, der bayrische Tierarzt hingegen bot das gleiche Medikament um nur 200 Schilling an. Verdacht, dass aufgrund der extrem niedrigen Preise etwas mit den Mitteln faul sein könnte, hegte Landwirt Sch. jedoch keinen: „Ich kann mich ja auch nur auf das verlassen, was mir der Tierarzt sagt. Die Medikamente schaun in Österreich und Deutschland ja identisch aus und haben die gleiche Chargennummer. Wie soll ich denn da überprüfen, was drin ist?“

Verheerende Folgen für Betrieb

Franz Sch. wartet noch auf die Untersuchungsergebnisse der beschlagnahmten Arzneien. Aufgrund der behördlichen Sperre hat der Betrieb bereits mehr als 60.000 Schilling Verlust zu verzeichnen. Zusätzlich werden täglich rund 20 Ferkel geboren, für die es keinen Platz mehr gibt. Lapidare Antwort der Behörde auf die Frage, wo man denn nun die zusätzlichen Tiere unterbringen solle: „Sie sind ja schließlich selber schuld, dass man Ihnen den Hof zugesperrt hat. Da müssen Sie schon auf die Ergebnisse der Analysen warten, bevor Sie was unternehmen können.“ Franz Sch. kann jedoch nicht länger warten: „Ich kann die Tiere nicht mehr unterbringen, weiß nicht mehr wohin mit ihnen. Die nächsten Ferkel, die geboren werden, müssen wir, so leid es mir tut, erschlagen.“