"Spatzl" Ruth Maria
Kubitschek feiert einen Neustart

Prägte Kultserien des Fernsehens - Bekannt durch "Monaco Franze" und "Kir Royal"

Als Ruth Maria Kubitschek 80 wurde, war für eine Party keine Zeit. Drehtermine, Buchlesungen, Ausstellungen - der Terminkalender der Grande Dame des deutschen Fernsehfilms war übervoll. Inzwischen ist ihr Leben ruhiger geworden. Ihren 85. Geburtstag am 2. August wird das "Spatzl" aus der Evergreen-Kultserie "Monaco Franze" ordentlich feiern. Zudem wagt Kubitschek nach dem Tod ihres Lebensgefährten Wolfgang Rademann einen Neustart.

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Runder Geburtstag - "Spatzl" Ruth Maria
Kubitschek feiert einen Neustart

"Und diesmal wird mit der Familie wirklich gefeiert, darauf freue ich mich sehr", sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. Ort der Handlung ist Kubitscheks Anwesen samt "Garten der Aphrodite" in Salenstein auf der Schweizer Seite des Bodensees. Einer der schönsten Flecken Europas. Für die Schauspielerin, Buchautorin und Malerin aber auch ein Ort stiller Trauerarbeit: "Ich versuche immer noch, mich von dem Verlust von Wolfgang Rademann zu erholen", berichtet sie. Ihr Lebensgefährte - Schöpfer von Erfolgsserien wie "Das Traumschiff" und "Die Schwarzwaldklinik" - war am 31. Jänner mit 81 Jahren gestorben. "Das kann man nicht in drei Monaten wegschieben."

Neues literarisches Projekt

Trost findet die vielseitige Künstlerin neben dem Malen in der Beschäftigung mit einem neuen literarischen Projekt, für das sie wegen der langen Krankheit Rademanns nicht die Zeit und Kraft gefunden hatte. Dass es in ihrem neuen Buch wieder um große Fragen des Lebens gehen könnte, lässt sich ahnen. Jedoch will sie vorerst weder Titel noch Thema verraten.

Fans der "Kubi" würden sich wohl über weitere Schmunzel-Details aus ihrem reichen Künstlerinnenleben freuen. 2014 hatte sie in "Liebeserklärung an die Natur" unter anderem von einer Begegnung mit Gina Lollobrigida vor etlichen Jahren in Salzburg berichtet. Dabei habe die Italienerin anfangs Kubitscheks Sohn Alexander zur allgemeinen Erheiterung für ihren Liebhaber gehalten.

2014 war auch das Jahr, in dem Kubitschek sich aus dem Film- und Fernsehgeschäft zurückzog und den Schlussstrich unter eine der aufregendsten Filmkarrieren Deutschlands zog. Hat sie das je bereut? Am Anfang sei ihr der Rückzug von einem Leben mit eiserner Termin- und Studiodisziplin durchaus manchmal schwer gefallen, berichtet Kubitschek am Telefon.

»Ich freue mich, wenn eine gut ist. Ich schaue mir die Abendkleider an und wie sie alle über den roten Teppich rutschen - und ich muss das nicht mehr, das ist wunderbar.«

Aber heute sei sie froh, alles mit großer Gelassenheit angehen und "mit Publikumsaugen" Fernsehfilme verfolgen zu können. Jegliches Konkurrenzdenken sei verflogen. "Ich freue mich, wenn eine gut ist. Ich schaue mir die Abendkleider an und wie sie alle über den roten Teppich rutschen - und ich muss das nicht mehr, das ist wunderbar."

Als "Spatzl" ist sie heute noch berühmt

Das ist freilich die Souveränität einer großen Künstlerin, die Deutschlands TV-Publikum über viele Jahre begeistert hat. Besonders als "Spatzl" ist sie heute noch berühmt. Wie Kubitschek 1983 in der ARD-Serie "Monaco Franze - Der ewige Stenz" (Regie: Helmut Dietl) ihrem umtriebigen Film-Ehemann Helmut Fischer immer wieder alle Eskapaden verzieh, wenn der seinen treuherzigen Dackelblick auflegte, war einfach Spitze.

Mit der großartigen Darstellung einer Boulevardzeitungs-Verlegerin hatte sie 1985 erheblichen Anteil am Erfolg der Serie "Kir Royal", in der die Münchner Schickeria auf die Schippe genommen wurde (ebenfalls unter der Regie Dietls). Man sah sie im "Traumschiff" ebenso wie im "Tatort" oder in "Das Erbe der Guldenburgs", einer der erfolgreichsten Familienserien des deutschen Fernsehens, und in zahlreichen Kinofilmen. Immer wieder spielte sie auch Theater, wenngleich sie die Arbeit vor der Kamera bevorzugte.

Lebensweg war alles andere als geradlinig

Vielleicht hat Kubitscheks Vielseitigkeit auch etwas mit ihrem alles andere als geradlinigen Lebensweg zu tun. Geboren wurde sie 1931 in Komotau (heute Tschechien) am Rande des Erzgebirges. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie aus dem "Protektorat Böhmen und Mähren" gen Norden, in Sachsen-Anhalt bekam sie einen Neubauernhof.

Ihren Bühnenwunsch musste Ruth Maria gegen den Willen der Eltern durchsetzen. Nach dem Besuch von Schauspielschulen in Halle und Weimar gab sie ihr Debüt als Fina in Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti" in Halle. Innerhalb weniger Jahre wurde sie zu einem Star des DDR-Fernsehens und des DEFA-Films.

Doch die junge Frau wollte mehr. "Ich bin zu allen Kulturbehörden gegangen und habe erklärt, dass ich andere Rollen spielen wollte, als es in diesem Land möglich war", berichtete sie im Gespräch mit der "Welt". Immer wieder sei ihr das verwehrt worden. 1959 ging sie mit dem Sohn in den Westen. Ihr Mann, der Opern- und Theaterregisseur Götz Friedrich, blieb in der DDR, durfte aber auch im Westen inszenieren. Er starb am 12. Dezember 2000 in Berlin.

Am Schlosstheater in Celle begann Kubitscheks zweite deutsche Karriere. Gefördert wurde sie dabei von dem großen österreichischen Theatermann Fritz Kortner. Schon bald folgten Rollen in bundesdeutschen Fernsehproduktionen - dank derer sie auch beim mehr oder weniger heimlich zuschauenden Ost-Publikum populär blieb.

»Ich fühle mich hier wirklich zu Hause, ich ticke inzwischen auch wie die Schweizer.«

Doch als endgültige Heimat wählte Kubitscheck die Schweiz. Dort lebt sie seit mehr als 20 Jahren, 2013 wurde sie eingebürgert. "Da ich meinen Garten hier habe, habe ich ja auch ein Stück Schweizer Erde", sagt sie. "Ich fühle mich hier wirklich zu Hause, ich ticke inzwischen auch wie die Schweizer."

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