Ruhestandspolitik

Zwischen den Pensionskonzepten von SPÖ und ÖVP liegen Welten

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Fakten - Ruhestandspolitik

Seitdem gab es in beiden Parteien personelle Änderungen: Andreas Khol, bis vor Kurzem Obmann des Seniorenbundes der ÖVP, will nun lieber Bundespräsident werden und teilt dieses Ziel mit Rudolf Hundstorfer, der als Sozialminister der wichtigste Verhandler der SPÖ war. Diese Rolle fällt nun Alois Stöger zu. Die Sozialpartner wurden bis jetzt ein Mal ins Ministerium eingeladen, um Positionen auszutauschen. Die liegen - wie die Übersicht rechts zeigt -zwar weit auseinander. Zu großen Konflikten dürfte es am 29. Februar aber trotzdem nicht kommen. Vor der Bundespräsidentenwahl wird statt Pensions-lieber Ruhestandspolitik gemacht.

1. Konfliktthema: Zuschuss aus dem Budget

Etwa 21,4 Milliarden Euro musste Österreich auf alle ASVG-, Beamten-, Selbstständigen und Bauernpensionen 2015 drauflegen. Fast so viel wie das gesamte Lohnsteueraufkommen, betonen ÖVP-nahe Experten. „Das Geld bekommen nicht nur Pensionisten“, sagt Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterkammer. „Auch Kur- und Rehabilitationsaufenthalte, Mindestsicherung und mehr wird davon bezahlt.“ Prognosen gehen davon aus, dass der Zuschuss von etwa sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts stabil bleibt. Experten rieten Finanzminister Schelling jüngst zu einer Obergrenze für den Bundeszuschuss. „Das wäre Pensionsraub“, kontert der rote Pensionistenvertreter Karl Blecha. Was den Konflikt entspannt: Im Vorjahr waren um 506 Mio. Euro weniger Staatszuschuss nötig als erwartet.

2. Konfliktthema: Pensionsautomatik

Die Idee klingt simpel: Mit steigender Lebenserwartung soll das gesetzliche Pensionsalter automatisch hinaufgesetzt werden. Für Wirtschaftsvertreter ist das die zentrale Forderung. „In den letzten dreißig Jahren ist das Antrittsalter nicht an die steigende Lebenserwartung angepasst worden, während sich die Bezugsdauer verdreifacht hat“, sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer. Die SPÖ ist strikt dagegen. Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer lässt auch Verweise auf das Musterland Schweden, wo es bereits einen Automatismus gibt, nicht gelten. Dort musste seit 2009 mehrmals eingegriffen werden, um Altersarmut zu verhindern. „Das verursacht Kosten von 2,2 Milliarden Euro. Ein Automatismus bringt nichts“, sagt Ex-Minister Hundstorfer.

3. Konfliktthema: Faktisches Pensionsalter

Obwohl das gesetzliche Pensionsantrittsalter für Männer bei 65 Jahren liegt, gehen viele in Österreich deutlich früher in Pension. Die Regierung ist sich einig, dass sich das ändern soll. Aber ob es dafür noch Maßnahmen braucht, ist umstritten. Die SPÖ betont, dass bisherige Reformen wirken. Als die Regierung zu arbeiten begann, lag das durchschnittliche Pensionsantrittsalter noch bei 58,4 Jahren. Seitdem ist es auf 60,2 Jahre gestiegen. In ÖVP-Kreisen wird aber betont, dass dieser Effekt auf einem „statistischen Trick“ beruht. „Es gibt zu viele vergangenheitsbezogene Ausgaben und zu wenige, die sich auf die Zukunft oder die Gegenwart beziehen“, sagt Sozialforscher Wolfgang Mazal. Einig ist sich die Regierung, dass in bestehende Pensionen nicht eingegriffen wird.

4. Konfliktthema: Frauenpensionsalter

Frauen dürfen derzeit schon mit 60 Jahren in Pension gehen. Ab 2024 ändert sich das. Dann wird das Mindestalter für Frauen schrittweise nach oben gesetzt. Schon in den nächsten vier Jahren laufen alle Möglichkeiten aus, vor 60 in Pension zu gehen. ÖVP und Wirtschaft wollen die Anpassung gerne vorziehen. „Möglichst bald damit beginnen und den Pensionsantritt pro Quartal um einen Monat nach hinten verschieben“, rät Sozialforscher Wolfgang Mazal. Die SPÖ will über einen neuen Fahrplan nicht verhandeln; es gehe da um „Vertrauen“. Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterkammer findet das kontraproduktiv: „Wir haben bereits eine steigende Altersarbeitslosigkeit bei Frauen.“ Vier Prozent der Frauen über 60 arbeiten noch und bekommen dafür Bonuszahlungen.

5. Konfliktthema: Bonus-Malus-System

„Wer will, dass ältere Menschen länger arbeiten, muss ihnen zuerst Arbeit geben“, sagt AK-Präsident Rudolf Kaske. Schon beim Arbeitsmarktgipfel im Herbst 2015 einigte man sich auf eine Idee, die Betriebe belohnt, wenn mehr ältere Menschen beschäftigt werden, als es in der Branche üblich ist. Der Kompromiss ist bisher recht soft: Man will die Situation beobachten und dann entscheiden, ob man handeln muss. Falls ja, sollen für vorbildliche Unternehmen ab 2018 als Belohnung die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Der SPÖ und Arbeitnehmervertretern ist das zu wenig. In der WKO verweist man darauf, dass die Beschäftigung der Generation 50 plus steigt. Das Problem sei ein anderes: „Die meisten Arbeitnehmer gehen gerne zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Pension“, sagt Gleitsmann.

Fazit: Die Strategie der Parteien

In einem Punkt sind sich die Sozialpartner einig: Die Invaliditätspension soll geändert werden. Beim Pensionsgipfel wird man sich daher wahrscheinlich auf bessere Maßnahmen zur Rehabilitation einigen. Andere Reformen sind unwahrscheinlich: Die SPÖ, die in der Flüchtlingspolitik auf die Linie der ÖVP geschwenkt ist, braucht nun einen moralischen Sieg und wird sich auf keine großen Kompromisse einlassen. Teile der ÖVP pochen zwar auf massive Veränderungen, trotzdem ist die Partei in einem Dilemma. Mitten im Präsidentschaftswahlkampf, in dem der eigene Kandidat Pensionistenvertreter ist, will man nicht riskieren, Pensionisten zu vergraulen. Deshalb dürfte es der ÖVP gar nicht so unrecht sein, wenn am 29. Februar keine umfassenden Änderungen beschlossen werden.

Kommentare

Hauptsache,der eigene Säckel ist prall gefüllt!!! Lauter Gauner mit unverschämten Pensionen!!!

Man müsste Prämien zahlen an selbstmordwillige Pensionisten oder an spätberufene Männer, die in einen Orden eintreten wollen.
Man könnte evtl. darüber nachdenken, ob Politiker tatsächlich nach vier Jahren schon Pensionsansprüche haben sollen.
Oder hat jemand noch bessere Ideen?



christian95 melden

Mrd. Steuergeld für Reiche

http://mediathek.daserste.de/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Milliarden-f%C3%BCr-Mill/Das-Erste/Video?documentId=33426796&topRessort&bcastId=799280

christian95 melden

Über so etwas berichtet unserem Staatsfunk nicht!

neusiedlersee melden

Wie können Sie einem psychisch gesunden Menschen empfehlen sich solch scheußlichen musikartigen Geräusche anzuhören die jede mögliche Information unterdrücken.
Erst jetzt verstehe Ihre Welt, christian. Sie besteht aus Lärm, Schmutz und Abfall. Anders ist es nicht zu erklären was sie empfehlen.
Sie benötigen dringend psychologische Hilfe.

neusiedlersee melden

Was für ein schönes Foto: Khol+Hundstorfer. Österreich in Farbe, in Anzug mit Krawatte und beim Verhandeln.
Eigentlich gruselig: Ein Zyniker und Besserwisser und ein lieber Nichtswisser und Allesunterschreiber wollen Bundespräsident werden.
Warum tun sie sich und uns das an?
Das Leben in Pension kann so schön sein. Gebt's a Ruh und uns an Frieden. Bitte!
Aber wer liest schon diese Kommentare?


christian95 melden

Ohne Worte (Link öffnen und staunen)

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Wie-solidarisch-ist-Deutschland/Das-Erste/Video?documentId=33418612&bcastId=799280

Testor melden

HC-Krache: stimmt teilweise; das Kärntner Debakel hat allerdings seine Ursache bei der Kärntner Landesregierung unter Jörg Haider.

neusiedlersee melden

Aber das große Unglück hat erst begonnen, als der Josef Pröll die G'schicht in die Hand nahm und behauptete das Unglück von uns abwenden zu wollen.
Der Josef ist weg, aber das Unglück ist da und vergrößert sich täglich.
Wer hat's erfunden? Der Haider, ja. Wer hat Österreich ausverkauft und ein Desaster hinterlassen? Die ÖVP und zuletzt der unselige Josef P.


HC-Krache melden

Es ist immer das gleiche, seit dem Jahre 2000 hat die ÖVP alle Schlüsselressort dieser Republik in ihrer Hand. Vom Eurofighter (das Bundesheer ist inzwischen kaputt) bis zum Kärntner Landes - Konkurs, plötzlich soll den Menschen wieder was wegegenommen werden.....
Die Reichen werden reicher und der ÖVP fällt nichts anders ein, wo holen wir am besten das Geld...natürlich vom Pensionisten....

christian95 melden

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Wie-solidarisch-ist-Deutschland/Das-Erste/Video?documentId=33418612&bcastId=799280


Link öffnen, ansehen und sich nur mehr wundern.

christian95 melden

Wie man vom Staat Mio bekommt, wenn man nur reich genug ist!

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Milliarden-f%C3%BCr-Mill/Das-Erste/Video?documentId=33426796&bcastId=799280

gleichistgleich melden

Wäre doch so einfach: Nach 40 Arbeitsjahren (= Beitragsjahren) darf jeder Mensch (Geschlechtsunabhängig !!) in Pension gehen - spätestens mit 70 Jahren. Pensionsautomatik ??? Wenn man die Lebenserwartung heranzieht - warum haben dann SPÖ-ÖVP-Grüne das Frauenpensionsalter in die Verfassung geschrieben ?? Die müssten doch eigentlich länger arbeiten !

gleichistgleich melden

Frauen haben zur Zeit eine um 5 Jahre höhere Lebenserwartung als Männer - müssen aber 5 Jahre früher in Pension gehen (und erhalten damit auch eine niedrigere Pension). Dafür gibt es dann die Witwen-Rente. Stellz doch das System endlich um !! Alle gleiches Pensionsalter, keine 'Fremdpensionen' . Jeder ist für seine Pension selbst verantwortlich !!

gleichistgleich melden

Und schlüsselt endlich mal auf welches Pensionssystem wie viele Zuschüsse erhält (ASVG, Beamte, Selbständige, ....).
Das würde Klarheit bringen WO angesetzt werden muss !!

Testor melden

Das ist längst aufgeschlüsselt. Die Umsetzung aller Pensionen auf das ASVG-System muss endlich erfolgen!!!
Wieso kommen die ASVG-Versicherten dazu, den Beamten die Zuschüsse für eine wesentlich höhere Pension zu finanzieren?
Schluss mit diesen Privilegien!!

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