Hitlergruß der Queen

"Sun" veröffentlicht Video von 1933. Buckingham-Palast erwägt rechtliche Schritte.

Der Buckingham-Palast erwägt rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung eines Videos, das Queen Elizabeth II. als Kind beim Hitlergruß zeigt. Der Königliche Haushalt habe bereits eine Untersuchung dazu in die Wege geleitet, wie der 17 Sekunden lange Schwarz-Weiß-Film aus den 1930er Jahren in die Hände der "Sun" gekommen sei.

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Royals - Hitlergruß der Queen

Die britische Boulevardzeitung hatte das Dokument am Wochenenden online gestellt. Der Palast bestreitet nicht, dass es authentisch ist.

Das Video zeigt die etwa sieben Jahre alte Elizabeth und ihre kleine Schwester Margaret gut gelaunt im Garten mit ihrer Mutter und ihrem Onkel, dem späteren König Edward VIII.. Sowohl Prinzessin Elizabeth als auch die beiden Erwachsenen strecken den rechten Arm zum Gruß.

Die "Sunday Times" zitierte eine Palastquelle, derzufolge auch die Frage des Copyrights geprüft werde. Wenn der Vater der Queen, später König George VI., gefilmt habe, lägen die Rechte bei Elizabeth II. (89) als seiner Nachfahrin. Möglich sei aber auch, dass das Filmmaterial zum Nachlass ihres Onkels Edwards gehört habe. Den habe der Unternehmer Mohamed Al Fayed gekauft und später versteigern lassen. "Die zweite Frage ist, ob irgendeine kriminelle Aktivität im Spiel war", zitiert die "Sunday Times" den Palast-Insider.

Palast "enttäuscht" über Veröffentlichung

Offiziell hatte der Palast mitgeteilt, es sei "enttäuschend", dass der offensichtlich private Film "beschafft und auf diese Weise ausgeschlachtet wurde". Die "Sun" betont, auf legitimem Wege an das Material gekommen zu sein. Das Video sei von "großem kulturellen, historischen und allgemeinen Interesse", sagte der leitende "Sun"-Redakteur Stig Abell dem Sender Sky News. Die Veröffentlichung ziele nicht darauf ab, der Queen oder dem Ruf ihrer Schwester (1930-2002) oder Mutter (1900-2002) zu schaden.

Großbritanniens Minister für Medien zeigte Verständnis für den Ärger der Royals. Er könne "in diesem bestimmten Fall" nachvollziehen, warum der Palast aufgebracht sei, sagte John Whittingdale der BBC. Es liege aber im Ermessen der Presse zu entscheiden, was veröffentlicht werden solle. "Sie haben entschieden, dass es da eindeutig ein öffentliches Interesse gab, und die britische Öffentlichkeit wird entscheiden, ob sie Recht hatten oder nicht."

Neigung König Edwards historisch bekannt

Das Video soll 1933 oder 1934 auf dem königlichen Landsitz Balmoral in Schottland entstanden sein. Dass Edward, der 1936 für nur 325 Tage König war und dann abdankte, vom Faschismus fasziniert war, sehen viele Historiker längst als bewiesen an. Ein Foto aus dem Jahr 1937 zeigt ihn mit seiner Frau bei einem Besuch bei Adolf Hitler.

Königshaus-Biograf Hugo Vickers nahm Edward am Wochenende in Schutz: Er habe mit seinem Besuch bei dem deutschen Diktator zwar seine Familie und die Briten vor den Kopf gestoßen, aber die Absicht gehabt, einen weiteren Krieg zu verhindern. Die Mutter der Queen habe die Nazis gehasst und die Deutschen noch abgelehnt, als die Briten sich nach dem Krieg längst wieder mit ihnen versöhnt hätten, sagte Vickers der BBC.

Schaden für "Märchen-Image"

"Das Material schadet der königlichen Familie natürlich", sagte dagegen Graham Smith von der antimonarchistischen Gruppe Republic. Die Royals hätten stets ein "Märchen-Image" gepflegt, das über einen fragwürdigen familiären Hintergrund hinwegtäusche. Ein Verdacht, die Queen habe selbst mit den Nazis sympathisiert, lasse sich aus dem Video aber nicht ableiten, da sie ein Kind gewesen sei.

Zahlreiche Kommentatoren riefen dazu auf, das Video im historischen Kontext zu sehen. In den frühen 30er Jahren habe niemand den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg kommen sehen, schrieb der Historiker und Journalist Tim Stanley im "Telegraph". Andere hoben hervor, dass es damals durchaus üblich gewesen sei, sich über Hitler und die Nazis lustig zu machen und erinnerten an den Film "Der große Diktator" von Komiker Charlie Chaplin. Historiker kritisierten aber auch, dass der Palast seine Archive aus den 30er Jahren verschlossen halte und kaum Forschung über diese Zeit zulasse.

Kommentare

Typisch "SUN" ! Die is ja no schlimmer, als die BILD!
Das Bild abdrucken ist das eine, das andere ist, dass man das mehr oder weniger kommentarlos hinstellt! Ohne zu schreiben, warum und wieso! Sie schreiben nicht, was England damals für ein Verhältnis zu Deutschland hatte, usw.! Aber dafür ist die SUN ja berüchtig!

Oberon
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Ich bin kein Anhänger der Monarchie, frage mich aber, welchen Sinn die Veröffentlichung dieses Videos hatte?!
Der frühere Pressesprecher der Queen meinte, das könnte versehentlich passiert sein. Daran glaube ich nicht, denn die Queen hat genug Personal, die sich um ihre Belange kümmert und dazu gehört sicher auch die Sichtung von Videoaufnahmen. Unglaubwürdig ist auch, dass sich "Sun" nichts ....

Oberon
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... dabei gedacht hat, das Video zu veröffentlichen.

Meine persönliche Meinung zum Hitlergruß der königlichen Familie: Sie hatten die Macht, sich dagegen zu wehren, haben es jedoch nicht getan, daher vermute ich zumindest(!) Akzeptanz des "Systems".

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Ich glaube das nicht. Churchill hat schon vor Kriegsbeginn gewarnt, dass AH gefährlich werden könnte. GB wurde von den Deutschen auch heftig angegriffen. Elizabeth und Margaret sollten ja auch bei Kriegsausbruch nach Kanada gebracht werden. Die Mutter hat das aber nicht zugelassen, weil die Familie beisammen bleiben sollte. Sie wollte die Mädchen nicht alleine lassen, ihren Mann aber auch nicht.

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Da war mit Sicherheit keine Akzeptanz des Systems vorhanden. Es sind sich ja heute die Briten und die Deutschen noch immer nicht ganz grün.

Oberon
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Dass England offiziell(!) nicht mit Nazi-Deutschland sympathisiert hat, haben wir _so_ im Geschichtsunterricht gelernt, aber wie kommt's dann zu solchen Fotos?

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Ich habe in der Zwischenzeit den englischen Bericht gelesen. Onkel Edward und auch Wallis Simpson waren den Nazis gegenüber nicht abgeneigt. Dass der König und seine Frau diese Neigung nicht teilten, stehe außer Zweifel. Es wird angenommen, dass man sich bei der gefilmten Sequenz über Onkel Edward lustig gemacht hat. In ganz Europa konnte man zu dieser Zeit auch noch nicht ahnen, ->

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..., dass ein Krieg bevorsteht. Lediglich Churchill misstraute dem Irren zutiefst und warnte vor ihm.

Ich glaube, wenn man diese Hintergründe kennt, dann sollte der Queen dieses Filmchen nicht schaden. Aber ich kann verstehen, dass sie darüber aufgebracht ist.

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