Vom reibungslosen Comeback überrascht

News hat die irische Künstlerin Róisín Murphy im Rahmen ihres Comebacks getroffen

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News: Ihr aktuelles Album „Hairless Toys“, mit dem Sie im Rahmen Ihrer Tour auch nach Wien kommen, ist sehr still, beinahe melancholisch ausgefallen. Haben Sie genug getanzt?

Roisin Murphy: Ich hatte die Wahl. Eine Hälfte von mir wollte ein reines Club-Music-Album machen, Disco, sehr tanzbar. Doch die andere Hälfte hat sich durchgesetzt. Die wollte lieber etwas Breiteres, mehr spielen können und sich nicht auf ein Genre festlegen müssen. Es hat sich richtig angefühlt. Es gibt aber dennoch Spuren von Disco darin. „Hairless Toys“ ist nicht puristisch, sondern sehr offen.

News: Zwischen Ihrem letzten Album und dem neuen liegen acht Jahre und eine EP, auf der Sie erstmals Italienisch singen.

Murphy: Ich musste erst in die richtige Stimmung für „Hairless Toys“ kommen. Das Album ist nicht acht Jahre lang gewachsen, es passierte eigentlich sehr schnell. Es waren sehr intensive Wochen, ich habe eine unglaubliche Menge geschrieben. Sicher die produktivste Zeit meines Lebens. Wenn man sich mein letztes Album und im Vergleich das aktuelle anhört, kann ich absolut nachvollziehen, dass man da einen Sprung feststellt. Natürlich verändert sich viel in acht Jahren.

News: Sie sind unter anderem Mutter von zwei Kindern geworden. Wie hat Sie das künstlerisch und als Mensch verändert?

Murphy: Ich spreche nicht gerne darüber, wie das Verhalten meiner Kinder meine Karriere beeinflusst. Das Leben setzt sich aus vielen kleinen Teilen zusammen, keiner ist zwingend wichtiger als der andere. Acht Jahre sind wirklich schnell vergangen, aber es ist auch eine lange Zeit. Ich habe mich an diese Säulen gewöhnt, die mein Leben zusammenhalten. Aber auf eine Sache war ich nicht gefasst: der Schlafentzug, den man mit Kindern erlebt! Schlimm! Ich bin so viele Jahre auf Tour gewesen, habe immer hart gearbeitet, aber das war eine neue Dimension von Müdigkeit. Und es hört niemals auf. Sie haben nie einen freien Tag vom Muttersein.

News: Haben Sie sich trotzdem noch etwas vom dem legendären Partygirl behalten, das Sie einst waren?

Murphy: Ich schaue auf mich, aber ich versuche Spaß zu haben, wann immer es geht.

»Bin eine ehrliche Künstlerin. Das kommt nie aus der Mode.«

News: Haben Sie das Tourleben vermisst?

Murphy: Ja, sehr. Ich habe die großen Bühnen vermisst und die Verbindung zum Publikum. Ich war überrascht, wie reibungslos sich das Comeback angelassen hat. Ich bin sehr glücklich, wie warm mich die Menschen empfangen haben.

News: Wie schaffen Sie es als Künstlerin, die seit 20 Jahren Musik macht, relevant zu bleiben?

Murphy: Bin ich denn noch relevant? Das wäre schön! Ich bin eine ehrliche Künstlerin. Das kommt nie aus der Mode.

News: „Hairless Toys“ ist eines Ihrer autobiografischsten Alben bisher. Welcher Track geht Ihnen am nächsten?

Murphy: „House of Glass“. Es ist ein sehr direkter, autobiografischer Song. Ich habe zuvor noch nie eine Geschichte über meine Vergangenheit in ein Lied verpackt. Das war ein kleiner Durchbruch. Die Akkorde und der Text passen sehr gut zusammen. Ich würde sagen, es ist sicher einer der besten Tracks, den ich jemals gemacht habe.

News: Sie haben Ihre Liedtexte ins CD-Booklet gedruckt, viele Künstler machen das gar nicht mehr. Welchen Stellenwert hat das Songschreiben für Sie?

Murphy: Ich habe meine ersten Songs mit Mark Brydon geschrieben, als wir mit Moloko begonnen haben. Er erlaubte mir, meine Texte zu schreiben, ging aber nochmal mit einer feinen Bürste drüber. Er machte mich auf Wiederholungen und Klischees aufmerksam. Er war sehr streng, was das anging und brachte mich so dazu, unverwechselbarere Texte zu schreiben. Er hatte einen guten Geschmack. Mit der Zeit klangen die Texte immer mehr nach mir selbst. Das war eine jahrelange Geduldsprobe. Ich musste sehr lange mit Worten spielen, bevor ich mich wirklich ausdrücken konnte.

»Ich hatte viel Glück mit meinen Männern«

News: Sie waren mit Ihrem damaligen Bandpartner Mark Brydon auch privat liiert. Bei der Produktion Ihrer Italienischen EP „Mi Senti“ haben Sie sich wieder mit Ihrem Partner zusammengetan, mit dem Sie heute zusammen sind. Offensichtlich gehen Musik und Liebe für Sie Hand in Hand.

Murphy: Ich hatte einfach viel Glück mit meinen Männern (lacht). Mein erster Freund war Architekturstudent. Er nahm mich mit auf Reisen quer durch Europa und brachte mir moderne Architektur näher. Er war eine wichtige visuelle und kulturelle Prägung für mich. Dann kam Mark Brydon, der war offensichtlich auch großartig. Dann kam Simon Henwood. Ich habe die Videos in der „Ruby Blue“-Zeit mit ihm produziert. Er hat mir sehr viel über Kunst beigebracht. Mein derzeitiger Mann, der nicht gerne Partner genannt wird, ist auch Musiker und brachte wieder neue Einflüsse in meinen Sound. Er weiß viel über balearische Musik, Italo-House und –Disco und über Kosmische Musik. Das war mir alles neu. Er sammelt zudem aktuelle elektronische Musik, durch ihn bleibe ich up-to-date. Und er ist sehr geschickt mit Visuals.

News: Werden Moloko jemals wieder gemeinsam Musik machen?

Murphy: Nicht sehr wahrscheinlich. Es gibt keinen Grund dafür. Ich bin gut beschäftigt und es war damals sehr kompliziert, Moloko aufzulösen.

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