Mafia-Größe geschnappt

Wichtigster Kokain-Dealer Europas war jahrelang in Kolumbien untergetaucht

von Mafia-Boss Roberto Pannunzi © Bild: APA/EPA/Telenews

Pannunzi ist nach Angaben der Ermittler Mitglied der kalabrischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Er soll ausgezeichnete Verbindungen zur sizilianischen Cosa Nostra sowie zu den mexikanischen und kolumbianischen Drogenkartellen unterhalten haben. Obwohl er nach Angaben der Ermittler im großen Stil Kokain aus Südamerika nach Europa verschob, blieb er innerhalb der Drogenkartelle weitgehend anonym.

"Kein Killer sondern Makler"

"Pannunzi ist kein Mafioso, kein Killer, er ist Makler", beschreibt der italienische Mafia-Enthüllungsautor Roberto Saviano den 65-Jährigen. Der stellvertretende Chef-Staatsanwalt von Reggio Calabria, Nicola Gratteri, bezeichnete ihn als "größten Kokain-Importeur der Welt". "Nur er schafft es, Lieferungen von 3.000 Kilo und mehr zu organisieren", sagte Gratteri vor Journalisten. Mit seinem Auftreten als Geschäftsmann, der auch gut mit rivalisierenden Gangs zusammenarbeiten konnte, habe Pannunzi das Rauschgiftgeschäft revolutioniert.

"Er verstand die neue Dynamik des Kokain-Markts, veränderte die Geschäftspraktiken", sagte auch Saviano. Mit Pannunzis Festnahme könnte sich die "Geschichte des Drogenhandels" wieder ändern.

Aus Gefängnis geflüchtet

"Italiens Pablo Escobar", wie die kolumbianischen Behörden Pannunzi auch nennen, war 2010 aus einem italienischen Gefängnis geflüchtet, wo er eine Haftstrafe von 16 Jahren und sechs Monaten verbüßte: Er wurde nach angeblichen Herzproblemen in eine Privatklinik verlegt, aus der er dann einfach hinausspazierte. Auf ähnliche Weise war ihm in den 1990er -Jahren schon einmal die Flucht gelungen. Bei seinem Einstieg in das Heroingeschäft in den 1980er-Jahren nutzte der stets elegant gekleidete Italiener noch eine noble Herrenboutique in Rom mit dem bezeichnenden Namen "Klatschmohn" als Versteck.

Gratteri berichtete, Pannunzi habe bereits bei seiner Festnahme am Freitag angedeutet, dass er krank sei. Er hoffe, dem 65-Jährigen werde kein Hausarrest in einem italienischen Krankenhaus gewährt, sagte der Staatsanwalt. "Es ist anstrengend, ihn nach jeder Flucht in der ganzen Welt suchen zu müssen."

Bereits im April war in Kolumbien ein führender Mafioso aus dem süditalienischen Kalabrien festgenommen worden. Domenico Trimboli soll der Verbindungsmann der 'Ndrangheta zum kolumbianischen Medellín-Kartell gewesen sein.

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