Der Capo spricht …

Der kürzlich enthaftete Ex-"Gürtelkönig" Richard Steiner spricht in NEWS über wahre Freunde, sein Leben im Gefängnis und einen Neuanfang als Gesundheitsguru.

von Richard Steiner - Der Capo spricht … © Bild: NEWS/Marcus E. Deak

Am 4. April war der als "König des Wiener Rotlichts“ apostrophierte gebürtige Kroate überraschend aus der U-Haft entlassen worden, obwohl ihm die Anklage fast alles vorwirft, was Gott und der Rechtsstaat verbieten: versuchte Erpressung, Nötigung, schwere Körperverletzung, Bildung einer kriminellen Organisation und Steuerhinterziehung.

Kriminelle Zutaten für das, was man gemeinhin einen "Mafia-Boss“ nennt.

Am Ostersonntag 2010 war der Altruist und Philanthrop in U-Haft genommen worden. Nach fast exakt zwei Jahren musste ihn die Justiz letzte Woche laufen lassen. Denn länger braucht man in Österreich ohne Prozess nicht zu sitzen, und zudem hat Steiners Anwalt Christian Werner durch geschicktes Taktieren das Untersuchungsverfahren in die Länge gezogen.

Steiner, der vormals "Schutzherr“ über diverse Rotlichtlokale gewesen war, will dem Job seiner Vergangenheit abschwören und das Land nach dem Prozess für immer verlassen. Als freier Mann, versteht sich …

NEWS: Waren Sie überrascht, als Sie freigelassen wurden?
Richard Steiner: Ich war nicht überrascht. Exakt zwei Jahre nach meiner Festnahme hat man mich aus gesetzlichen Gründen gehen lassen müssen. Obwohl die Polizei in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft jahrelang Beweise gegen mich gesammelt hat.

NEWS: Wie meinen Sie das?
Steiner: Man hat zum Beispiel einen Bordellbesitzer in Oberösterreich aufgesucht und ihm nahegelegt, mich zu belasten. Man hat ihm im Gegenzug versprochen, ihn und seinen Betrieb in Ruhe zu lassen. Das Ganze hat also angefangen mit einem Mann, der eine lupenreine Lüge verbreitet hat. Mir wird die Erpressung dieses Mannes vorgeworfen, obwohl er weder mich noch meine Leute kennt.

NEWS: Sie sehen sich also als Opfer der Behörden?
Steiner: Richtig. Da haben über Jahre Dutzende BKA-Beamte gegen mich ermittelt, nur um sagen zu können: "Wir haben den Gürtelkönig erwischt.“ Das Einzige, was auf meine Kappe geht, ist eine kleine Sachbeschädigung in einem niederösterreichischen Bordell.

NEWS: Sie sind also quasi das Osterlamm …
Steiner: Wollen wir es mal nicht übertreiben. Natürlich habe ich manchen Mitbewerbern oft deutlich gesagt, wo es langgeht, solange ich was zu sagen hatte. Aber ohne Gewalt.

NEWS: Da kann es aber natürlich auch Racheaktionen gegeben haben. Harald Hauke (Laufhausbetreiber; Anm.) hat etwa gemeint, er wolle sich Wien zurückerobern.
Steiner: Ich habe Herrn Hauke früher einen fairen Kampf angeboten, einen öffentlichen Boxkampf. Die Eintrittsgelder hätte ich dann notleidenden Kindern gespendet. Aber er wollte das nicht.
Ich war immer ein Stoiker
NEWS: Verständlich, wenn man sich Ihren Bizeps so ansieht.
Steiner: Es geht nicht nur um die Muskeln, sondern auch um die innere Einstellung. Ich war immer ein Stoiker und bin es im Gefängnis noch mehr geworden. Ich ernähre mich vegan, habe in der Zelle extrem hart trainiert: 6000 Klimmzüge, Liegestütze und Kniebeugen pro Woche.

NEWS: Wie kommt man in der Haft zu veganer Kost?
Steiner: In der ersten Zeit gar nicht. Da habe ich in der Früh und am Abend trockene Haferflocken gegessen, danach kam die Sojamilch, und dazwischen gab es immer Obst und Gemüse. Das war alles.

NEWS: Waren Sie in Einzelhaft?
Steiner: Ja, fast die ganzen zwei Jahre. Im Sicherheitsstock im Erdgeschoß. Mit wenig Licht. Einmal pro Tag durfte ich in den Innenhof zum Spazieren. Mit 30 anderen Häftlingen, die alle geraucht haben.

NEWS: Wie haben Sie Ihre Tage in der Haft verbracht?
Steiner: Mit Lesen. Ich habe insgesamt zirka 100.000 Seiten gelesen. Großteils Philosophie und Geschichte. Aber auch Sachbücher. Und Lektüre über Ernährung. Über Buddhismus. Ich habe mich in die Stoik und den Buddhismus sehr vertieft. Daraus habe ich dann 27 stoisch-buddhistische Imperative verfasst. Da ich Stoiker bin, habe ich jetzt die Gelassenheit, zu sagen: Es ist mir egal, ob ich heute, morgen oder in fünfzig Jahren sterbe.

NEWS: Hat man Sie im Gefängnis als "Capo“ akzeptiert?
Steiner: Alle, mit denen ich Kontakt hatte, haben das getan. Die Beamten waren streng, aber sehr korrekt. Die besonders fleißigen Trainierer haben mit mir Sparren dürfen. Ich hoffe, sie haben dabei sehr viel fürs Leben gelernt. Die werde ich auch weiter im Gefängnis besuchen.

NEWS: Durften Sie in der Haft Besuche bekommen? Mit wem hatten Sie in den vergangenen zwei Jahren Kontakt?
Steiner: Meine wirklich guten Freunde haben mich nicht vergessen. Sie brachten mir sogar Designerkleidung in die Zelle. Außerdem hat mich mein Anwalt, Doktor Werner, laufend besucht.

NEWS: Was sagen Sie eigentlich zu den Vorwürfen der Anklage, dass Sie eine Art Schutzgeldring aufgezogen hätten?
Steiner: Das war Nachbarschaftshilfe. Die Schutzgeldbehauptung haben Leute erfunden, die selbst unter dem Schutz der Polizei stehen und mich weg haben wollten. Die haben immer gesagt: "Wir wollen den Steiner, wir wollen seinen Kopf.“ Als eine Art Trophäe. Solange ich dort tätig war, ist es aber kaum zu irgendwelchen Schwierigkeiten gekommen.

NEWS: Haben Sie in der Haft mitbekommen, was in der Welt draußen passiert ist?
Steiner: Ja schon. Ich hatte einen Fernseher und jede Woche den "Spiegel“. Während meiner Inhaftierung ist meine Mutter gestorben, mein Onkel und andere Angehörige. Das habe ich aber immer erst danach von meinem Anwalt erfahren; mir war es nicht einmal erlaubt, zu den Begräbnissen zu gehen.

NEWS: Sie waren in Freiheit von Erotik und Frauen umgeben. Wie hielten Sie den "Entzug“ in der Haft eigentlich aus?
Steiner: Ganz einfach. Wenn man Stoiker ist, sagt man sich: Sei über jede Schönheit erhaben, und die Triebe überlasse den Schwachen.

NEWS: Was haben Sie gemacht, als Sie freigegangen sind?
Steiner: Ich verbrachte meinen ersten Abend in Freiheit in einer Runde mit brüderlichen Freunden, habe Wasser getrunken und Nudeln gegessen.
Bin ein genetisches Wunderkind
NEWS: Sie könnten sich jetzt Ihrem Prozess entziehen; sich in ein Land absetzen, aus dem man Sie nicht ausliefert.
Steiner: Das ist richtig. Aber das werde ich nicht tun. Ich habe absolut keine Angst vor dem Prozess. Ich fahre bestenfalls ein paar Mal nach München, zu meinem Zwillingsbruder. Ich bin ein genetisches Wunderkind, ich habe jüdische, kurdische und kroatische Brüder.

NEWS: Was ist mit den Lokalen passiert, die einst unter Ihrer Patronanz standen?
Steiner: Keine Ahnung. Das interessiert mich nicht mehr. "Ich habe Reichtum besessen, aber der Reichtum nicht mich“, hat einmal einer der wohlhabendsten Römer in der Antike gesagt und dann sein Vermögen verschenkt.

NEWS: Was heißt das jetzt aber für Sie konkret?
Steiner: Ich werde Österreich nach meiner Verhandlung für immer den Rücken kehren. Ich habe den Plan, am Meer ein Luxushotel für Gäste zu bauen, die nach meiner Methode zu neuer Fitness kommen wollen. Wo man kontemplativ lebt und in zwei Wochen seinen Körper total regeneriert. Ich kenne viele wohlhabende Leute, die dieses Projekt unterstützen wollen. Den Erlös aus diesem Geschäft möchte ich an Hilfsbedürftige spenden.

NEWS: Was wird Ihnen einfallen, wenn Sie dann an Österreich zurückdenken?
Steiner: Österreich ist zu überreguliert, zu steif und viel zu restriktiv. Die allgegenwärtige Dekadenz hierzulande treibt immer seltsamere Blüten. Wir leben in einem Polizeistaat, wie seinerzeit unter Metternich. Absolut jeder Bürger wird in diesem Land kontrolliert. Im Ausland macht man ja bereits Witze über diese exorbitante Korruption, die schon Züge einer Karikatur annimmt. Es ist nur einigen unabhängigen und korrekten Richtern zu verdanken, dass dieses Land noch nicht zur Bananenrepublik verkommen ist.

Kommentare

Mafiosi oder nicht??? Also wenn die liebe Staatsanwaltschaft alle korrupten Politiker mit gleichen Eifer verfolgen würde und in U-Haft steckt, dann sind bei viele sitzungen gleich mal ein paar Stühle frei!!

Und ob er das alles getan hat oder nicht, das wird er mit sich selber ausmachen müssen, wenn man keine Beweise hat!

Bei den Politikern findens Beweise und? Die werden mit Politikerpensionen in den Ruhestand geschickt!!

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eine Plattform für den guten bösen? der Typ ist ein Obermafiosi,ohne wenn und aber, es gilt auch da die Unschuldsvermutung . Noch dazu einer der ersten Güte da er etwas mehr Grütze in der Birne hat als die anderen Dodeln die den Leibwächter als Deko abgeben.Der Anwalt von ihm ist empfehlenswert, der hat seinen Job gelernt. Herr Steiner ein Askete der im Traumland eine Fitnessfarm als Sicherheit hat - sicher ohne Kreide aufgebaut man hat ja viel gespart als Hackler.Also jeder der ehrlich seine Knete verdient, der kann sich nicht auf die schnelle ein Imperium auf die Beine stellen und wenns nicht gut abgeht sagen, ich geh in den Wellnessbereich.Unsere Justiz gehört in den Hintern gekickt!

stricher4591
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steiner ist nicht nur ein mafiosi sondern das größte a-loch,das ich kenne.um an die macht zu kommen war jedes mittel recht.die größte schweinerei die er sich leistete war als er gegen hauke als belastungszeuge wegen vergewaltigung aussagte.alle zeugen wurden mit den leben bedroht . hauke als der wahre chef mit kreutzer wurde zu 3jahren verurteilt.hauke hatte selbst über 200 mädchen,der brauchte keine vergewaltigen.als der haftentlassungstag immer näher kamm verschwand dieser feige jugo in die dominikanische,wo er durch seine drogen schutzgelderpressungen eine feudale villa besaß.er traute sich erst wieder nach wien zu kommen als ihn hauke,kreutzer der rote etc. garantierten ihn am leben zu lassen.einfach typischer jugoarsch,der nur durch packelei mit den damaligen polizeipräsidenten einschüchtern der zeuginnen das imperium gürtel übernehmen konnte.es wurde sogar versucht hauke wieder zum gürtelchef zu machen,da er immer für ruhe sorgte.heute kämpfen türken gegen russen um die vorrherschaft es gürtels.doch hauke wollte keinen stress mehr,und kümmert sich nur mehr um seine beiden laufhäuser.auch kreutzer kümmert sich meist nur mehr um seinen club 28.das sind die wahren rotlichtgrößen,da auch heute noch etliche bordelle ihnen gehören,sie wurden nur an die jungen möchtegerne verpachtet.

stabilis melden

ein Verbrecher, sonst garnichts! Schlimmster Abschaum! Reine Brutalität, Gewalt, Druck Druck Druck - was anderes kann der Mann nicht.

Frauen anzünden lassen, auf den Strich zwingen, Mitbewerber bedrohen und mißhandeln etc. - ein reiner organisierter Verbrecher. Er und sein Clan gehören aus Österreich entfernt und sollen ihr Strafe in ihren Heimatländern absitzen - hoffentlich 20 Jahre - da sind es dann Millionen Liegestütz und Klimmzüge für den Herrn Asketen!

Tanja Rauter
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Hallo Stabilis!Habe erst jetzt deinen Eintrag- Kommentar gelesen!!Also was ist los mit dir,wie kann man sowas schreiben ohne den Menschen zu kennen!Du kennst ihn nicht,sonst hättest du das nicht geschrieben!Ich kenne ihn SEHR GUT und das ist der LIEBSTE MANN und stell da vor,ich bin eine Frau!!!Und 20Jahre gehört eher dir,für den SCHEISS was du geschrieben hast!!!!!!

Interessantes Interview Ein kluger und gebildeter Bürger, der seine Fähigkeiten eingesetzt hat, um sein eigenes Wohl zu maximieren, in einer Art, welche der Staat es nicht duldet.

"Es ist nur einigen unabhängigen und korrekten Richtern zu verdanken, dass dieses Land noch nicht zur Bananenrepublik verkommen ist."

*schmunzel* Taktisch im Hinblick auf seinen Prozess äußerst klug, dies zu erwähnen.

"Im Ausland macht man ja bereits Witze über diese exorbitante Korruption, die schon Züge einer Karikatur annimmt. "

*grins* Mafiaboss hin oder her, in meinen Augen ist er nicht moralisch sicher keinem Politiker unterlegen ;)

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