Das neue Leben des Rotlicht-Paten

Richard Steiner ist jetzt Schauspieler und Buchautor.

von Richard Steiner, Rotlicht-Pate © Bild: News/Marcus E. Deak

Am Ostersonntag 2010 dann seine überraschende Festnahme am Flughafen München. Versuchte Erpressung, Nötigung, schwere Körperverletzung, Bildung einer kriminellen Organisation und Steuerhinterziehung warfen ihm die Behörden vor. Steiner war ein "Steher“, er schwieg in allen Verhören zu den gegen ihn erhobenen Beschuldigungen, genauso wie seine Angestellten. 24 Monate saß er in Untersuchungshaft. Sein Prozess im Wiener Landesgericht dauerte mehrere Wochen. Im Herbst 2013 endete er mit dem Urteil: drei Jahre Gefängnis. Eines davon wurde ihm erlassen.

Wodka, ein Film und ein Buch.

Das Gefängnis hat ihn verändert. Er kehrte dem Milieu den Rücken. "Während der Zeit hinter Gittern“, sagt er, "bin ich zu einem anderen Menschen geworden, zu einem Stoiker. Deshalb wollte und konnte ich nicht mehr in meinen alten Beruf zurück.“ Steiner suchte sich ein "ruhigeres“ Geschäftsfeld. Er wurde Großaktionär einer Wodka-Firma. Mittlerweile wird seine Marke "Exakt“ auf der halben Welt vertrieben.

Jetzt sorgt der ehemalige Capo wieder für Schlagzeilen. Er spielt eine Hauptrolle in einem Film, der 2015 in die Kinos kommen soll. Und er hat mit einem Koautor ein Buch geschrieben, das Ende Oktober erscheint. Titel: "Ein Mann der Ehre“. Es ist seine Lebensgeschichte. "Sie zu Papier zu bringen“, so Steiner im NEWS-Interview, "war eine Katharsis für mich. Weil ich dabei nicht nur mit meinen Feinden, sondern auch mit mir selbst abrechnen musste.“

NEWS: Herr Steiner, mit dem Ende Ihres Prozesses zogen Sie sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Jetzt berichten Zeitungen im In- und Ausland groß über Ihre neue Karriere als Schauspieler. Und über Ihre Biographie, in der Sie Geheimnisse über die Unterwelt und schlimme Machenschaften der Polizei verraten.
Richard Steiner: Mir ist klar, dass sich einige Menschen vor den Dingen, die in dem Buch stehen, fürchten.

NEWS: Warum?
Steiner: Weil ich darin die Wahrheit aufdecke. Und die ist für manche Personen eben nicht angenehm.

NEWS: Welche Wahrheit meinen Sie?
Steiner: Bestimmte Abteilungen der Behörden und berufliche Gegner hatten sich zusammengetan und sich gegen mich verschworen. Sie neideten mir meinen Erfolg und meinen Reichtum. Sie stießen sich daran, dass ich nicht nur in der Unterwelt, sondern auch mit Wirtschaftsbossen, Politikern und Künstlern verkehrte. Deshalb konstruierten sie irre Anschuldigungen gegen mich. Doch sie schafften es nicht, mich mit ihren Intrigen zu Fall zu bringen. Im Gegenteil, die zwei Jahre, die ich wegen ihrer Vorwürfe im Gefängnis verbringen musste, machten mich nur noch stärker. Letztlich stellten sich vor Gericht die Bezichtigungen zu 90 Prozent als falsch heraus. Und ich wurde bloß wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

NEWS: Stellen Sie sich jetzt nicht zu sehr als Unschuldslamm dar? Fakt ist schließlich, dass Sie Boss des berühmt-berüchtigten Nokia-Clubs gewesen sind, der im Verruf stand, andere Bordellbesitzer dazu zu nötigten, Schutzgeld an Sie zu bezahlen.
Steiner: Diese Geschichte wurde von meinen Feinden immer falsch dargestellt. Ich hatte den Nokia-Club einst lediglich gegründet, weil ich für Ruhe und Ordnung im Milieu sorgen wollte. Gegen Summen, die nach Größe und Gewinn der Etablissements berechnet wurden, konnten ihre Betreiber in Notsituationen - wenn Schläger in ihre Lokale kamen, es Übernahmeversuche von ausländischen Banden gab oder Freier sich schlecht benahmen - bei uns anrufen. Minuten später schon waren dann Leute von mir vor Ort und bewirkten Deeskalationen.

NEWS: Mit angeblich mitunter brutalen Methoden.
Steiner: Die Justiz kam schon zu dem Schluss, dass das nicht stimmte. Allerdings ist klar: Im Rotlichtgeschäft geht es nicht wie in einem Mädchenpensionat zu. Das sollten selbst Menschen, die mit der Szene nichts zu tun haben, verstehen.

Richard Steiner, Buchcover
© NEWS/RAVEN Verlag

Steiners Biografie. "Ein Mann der Ehre“ erscheint Ende Oktober.

Das ganze Interview finden Sie im aktuellen NEWS in Ihrem Zeitschriftenhandel oder als E-Paper-Version.

Kommentare

unglaublich. dieser strizzi wird in Österreich als Künstler gefeiert.

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