Rettung für Fleischer

BSE- und Schweinemastskandal reißen Österreichs Großfleischer in die roten Zahlen. Der Wiener Wurstspezialist Weiser kann einen Ausgleich "nicht mehr ausschließen". Jetzt bastelt ein Linzer Sanierer an einer gemeinsamen Auffanglösung für die Sorgenkinder der Branche.

Rettung für Fleischer

Die Namensgleichheit mit dem Erbauer des Millennium Tower, Georg Stumpf, ist reiner Zufall, doch auch Anton Stumpf will hoch hinaus: Der 45jährige Linzer Sanierer, der sich etwa mit der Übernahme und dem Turnaround der einst angeschlagenen oberösterreichischen Ring-Brot-Werke einen Namen machte, will mitten in der Hochblüte von BSE-Krise und Schweinemastskandal einen milliardenschweren österreichischen Fleischkonzern zusammenbasteln.

Die Idee hört sich zwar verrückt an, doch Stumpf weiß, was er tut. Ihm schaden die jüngsten Umsatzeinbrüche der bisherigen Big Player in der heimischen Fleischwirtschaft von zum Teil über fünfundzwanzig Prozent nicht, sie nutzen ihm gewissermaßen sogar: Der frischgebackene Konzernherr will so viele Traditionsfleischer wie möglich unter dem Dach seiner neu gegründeten Markenfleischer GmbH vereinen, und dafür öffnet die jetzige Krise die Tore.

Geheime Verhandlungen

Viele der heimischen Großfleischer sind Familienbetriebe, die ihre Süppchen bislang gern allein gekocht haben und die Konkurrenz bestenfalls mißtrauisch beobachteten. Bis vor kurzem hätten sie deshalb ein derartiges Angebot noch als unmoralisch zurückgewiesen. Doch mittlerweile gibt sich auch die Prominenz aus der Welt der Schnitzel und Burenwürste bei Stumpf die Klinke in die Hand: Sein heißester Verhandlungspartner ist derzeit der Wiener Wurstspezialist Weiser.

Weiser schritt für weiser

Denn Weiser hat derzeit hart mit der Krise zu kämpfen: Die Verbindlichkeiten drohen dem Unternehmen über den Kopf zu wachsen. Hauptgläubiger ist die Hausbank RZB mit mindestens 200 Millionen Schilling an Außenständen, weitere Schulden belaufen sich auf mindestens 90 Millionen. Die RZB-Banker haben ihre Forderungen in ihrer aktuellen Bilanz bereits als uneinbringbar abgehakt. Jürgen Weiser: "Stumpfs Konzern ist eine interessante Variante. Wir diskutieren das familienintern. Entscheidungen fallen in zwei Wochen." Die Weisers würden sich jedenfalls in bester Gesellschaft finden.

Denn den ersten Deal hat Stumpf schon unter Dach und Fach: Seine Elias Group übernahm bereits Ende des Vorjahres unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit den traditionsreichen Salzburger Fleisch- und Wursthersteller Stefanitsch mit Sitz in Hallein

Die neuen Fleischpläne

Stumpf über seine neuen Fleischpläne: "Wir werden Salamis gebündelt bei den Salamispezialisten und Brühwürste wie Käsekrainer bei den Brühwurstspezialisten herstellen. Gut eingeführte Marken bleiben erhalten."

An Geld wird es ihm auch nicht fehlen: In Stumpfs
Akordia-Beteiligungsgesellschaft liegen dreistellige Millionenbeträge für Investitionen bereit. Außerdem rechnet er - zumal er der österreichischen Wirtschaft ja Gutes tun will - mit öffentlichen Förderungen, etwa aus den Mitteln der bundeseigenen FGG (Finanzierungs Garantie Gesellschaft). Außerdem erwartet Stumpf zu Recht reges Interesse der Banken. Stumpf: "Die Gläubigerbanken meiner künftigen Partner werden wohl lieber mit von der Partie sein, als die Unternehmen einfach untergehen zu lassen."

Klar ist aber auch: Wer mitmachen will, muß sich zuvor - über den Ausgleich - von Altlasten befreien.

Zahlreiche Anwärter

Unter den Anwärtern auf Beteiligung am neuen Fleischriesen findet sich neben Weiser etwa auch ein umsatzstarkes südösterreichisches Unternehmen. Namen werden allerdings bislang nur ungern genannt. Stumpf: "Wenn sich die finanziellen Probleme unserer Verhandlungspartner herumsprechen, dann kann für diese Firmen das Auskommen, bevor wir handelseins sind."

Lockerer gehen ihm da schon die Namen solcher Firmen über die Lippen, die er nicht zu seiner Klientel zählt. Stumpf:
"Unternehmen, die es geschafft haben, bundesweit als eigene Marke zu bestehen, werden sich kaum bei mir eingliedern." Und dazu zählt er etwa die Fleischerei Wiesbauer und den Speckhersteller Handl - obwohl auch Handl zuletzt ein Umsatzminus von fünfundzwanzig Prozent hinnehmen mußte.